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Deutschland, deine Einhörner! Der Club der magischen Startups!

In der Startup-Szene glauben Gründer und Investoren an Einhörner. Im Silicon Valley existieren bereits unzählige Unicorn-Unternehmen. In Deutschland sind Einhörner, also Unternehmen, die mehr als 1 Milliarde US-Dollar wert sind, dagegen noch sehr selten.
Deutschland, deine Einhörner! Der Club der magischen Startups!
Dienstag, 29. Januar 2019VonAlexander Hüsing

Im Silicon Valley existieren bereits unzählige Unicorn-Unternehmen. Man kann fast von riesigen Einhorn-Herden sprechen, die in den USA grasen. In Europa und insbesondere in Deutschland sind Einhörner, also junge oder reife Unternehmen, die mehr als 1 Milliarde US-Dollar wert sind, dagegen noch sehr selten. Die Zahl der deutschen Einhörner steigt aber! In der härtesten Definition ist ein Unicorn ein Tech-Startup, das es vor einem Börsengang oder einem Exit zu einer Bewertung von über 1 Milliarde US-Dollar geschafft hat.

In Deutschland ist es megaspannend zu sehen, welche Startups es im Laufe der Zeit überhaupt einmal zu einer solchen Mega-Bewertung geschafft haben. Hier unsere Liste der deutschen Einhörner. Außer der Reihe laufen bei uns dabei Investoren wie Rocket Internet und Holding-Gesellschaften wie der ProSiebenSat.1-Ableger NuCom Group (Amorelie, ElitePartner, Verivox und Co.) oder die Springer-Tochter Axel Springer Digital Classifieds (Stepstone und Co.).

Unicorns in Deutschland

About You
Heartland, die Beteiligungsholding des gewichtigen Bekleidungsunternehmen Bestseller, investierte im Sommer 2018 gemeinsam mit den Altgesellschaftern (darunter Seven Ventures) 300 Millionen US-Dollar in den Otto-Ableger About You (Hamburg). Die Bewertung stieg dabei auf rund 1 Milliarde Dollar. Das 2014 gegründete Unternehmen, das von Tarek Müller geführt wird, strebte damals einen Umsatz von 480 Millionen Euro an.

Auto1
Der Auto-Großhändler Auto1 (Berlin) ging bereits 2012 an den Start. Anfangs war das Startup, eine Händlerbörse für Gebrauchtwagen, unter dem Namen PKW1.net unterwegs. Zum Unternehmen gehören aber auch Plattformen wie wirkaufendeinauto.  Anfang 2018 investierte Softbank. 460 Millionen in das Startup. Im Rahmen des Deals wurde das Startup mit 2,9 Milliarden Euro bewertet. Zum Unicorn stieg Auto1 aber bereits 2015 auf.

Celonis
Accel und 83North investieren im Sommer 2018 beachtliche 50 Millionen US-Dollar in das Process Mining-Startup Celonis (München). Mit der Finanzierungsrunde stieg das Unternehmen zum seltenen deutschen Unicorn auf. Die Jungfirma, die 2011 gegründet wurde, unterstützt Unternehmen dabei, operative Prozessabläufe zu verstehen und zu verbessern. Zuvor wanderten bereits 27,5 Millionen Dollar in Celonis, das seit seiner Gründung profitabel wirtschaftet.

Check24
Auch der Preisvergleich Check24 (München), im Jahre 1999 gegründet, gehört wohl zu den seltenen Einhörnern in Deutschland. Dealroom.co bewertetet das Unternehmen 2018 mit 1,5 Milliarden Euro.

Delivery Hero
Rund um den Pizzavermittler Delivery Hero (Berlin) wurden in den vergangenen Jahren Milliardensummen bewegt. Delivery Hero, gegründet 2011, wurde bereits im Sommer 2015 mit stattlichen 3,1 Milliarden Dollar bewertet. Zum Börsengang im Sommer 2017 lag die Bewertung dann bei beachtlichen 4,5 Milliarden Euro. Der IPO brachte damals 465 Millionen Euro in die Kasse von Delivery Hero.

Flixbus
Neben General Atlantic, Holtzbrinck Ventures und Daimler investierte 2016 auch der US-Kapitalgeber Silverlake in Flixbus (München).  Insgesamt flossen bis Ende 2016 bereits 283 Millionen Euro in dien Vermittler von Busreisen. Mit der Runde soll Flixbus, das von Jochen Engert, Daniel Krauss und André Schwämmlein gegründet wurde, zum Unicorn aufgestiegen sein.  Der Umsatz von Flixbus lag 2016 bei rund 352,1 Millionen Euro.

Global Fashion Group (GFG)
Die Global Fashion Group (Luxemburg, Berlin), die 2011 an den Start ging, vereint Mode-Shops wie Lamoda in Russland, Namshi im Nahen Osten, Dafiti in Südamerika, Jabong in Indien und Zalora in Südostasien. Vor dem geplanten IPO waren Kinnevik (35 %) und Rocket Internet (20 %) die wichtigsten Investoren des Unternehmens. Kinnevik führte die Fashionfirma zuvor mit einer Bewertung von 1,3 Milliarden Euro.

GoEuro
Kinnevik, Temasek und Hillhouse Capital investierten Ende 2018 mächtige 150 Millionen US-Dollar in Startup GoEuro (Berlin). Rund 49 Millionen Dollar stammten dabei von Kinnevik. Die Reisesuchmaschine, deren Geschäftsmodell selbst viele Kapitalgeber nicht verstehen, sammelte zuvor bereits rund 150 Millionen Dollar ein. Mit der Finanzierungsrunde stieg GoEuro, damals in 36 Ländern unterwegs, zum Unicorn auf.

Hypoport
Die Geschichte von Hypoport (Berlin) beginnt im Jahre 2001. Zum börsennotierten Finanzdienstleister, der IPO fand im Jahre 2007 statt, gehören Marken wie Europace, Vergleich.de und Smart InsurTech. 2018 lag die Marktkapitalisierung von Hypoport, das von Ronald Slabke geführt wird, erstmals bei über 1 Milliarde Euro.

N26
Insight Venture Partners und GIC, ein Investmentfonds des Staates Singapur, investierten Anfang 2019 beachtliche 300 Millionen Dollar in das FinTech N26 (Berlin). Die Bewertung stieg dabei auf 2,7 Milliarden Dollar. Investoren wie Tencent, Allianz X, Valar Ventures, Li Ka-Shings Horizons Ventures, Earlybird Venture Capital, Redalpine Ventures und Greyhound Capital investierten damit insgesamt rund 500 Millionen in das junge Unternehmen.

HelloFresh
Der Kochboxendienst HelloFresh (Berlin) wagte Ende 2017 den Sprung an die Börse. Die Bewertung lag dabei bei 1,7 Milliarden Euro. 2015, beim gescheiterten IPO, lag die Bewertung noch bei erstaunlichen 3,3 Milliarden Euro. Inklusive der Platzierungsreserve sammelte Hellofresh beim IPO 318 Millionen Euro ein. Investoren wie Rocket Internet und Vorwerk Ventures schlugen zeitnah nach dem Börsengang den Großteil ihrer Anteile an HelloFresh ab.

Scout24
Ende 2013 übernahm die Private Equity-Gesellschaft Hellman & Friedman  70 % der Scout24-Gruppe (München). Die Unternehmensbewertung lag damals bei 2 Milliarden Euro. Ende 2015 ging die Mutter von ImmobilienScout24 und AutoScout24 an die Börse. Die Marktkapitalisierung lag dabei bei 3,2 Milliarden Euro. Anfang 2019 wurde bekannt, dass Hellman & Friedman und Blackstone die Scout24 kaufen wollen. Kaufpreis: 4,7 Milliarden Euro.

SumUp
Für das deutsch-britische FinTech SumUp (London, Berlin), das 2016 mit dem Wettbewerber payleven fusionierte, arbeiten inzwischen mehr als 1.000 Mitarbeiter. Beim Umsatz hat das FinTech nach eigenen Angaben “die 200 Millionen US-Dollar-Schwelle überschritten”. Die Bewertung des Unternehmens soll inzwischen bei rund 3 Milliarden Dollar liegen.

Teamviewer
Der Softwarehersteller Teamviewer (Göppingen) wurde 2014 vom  Londoner Private-Equity-Unternehmen Permira übernommen. 1,1 Milliarden US-Dollar soll Permira dabei für Teamviewer, 2005 gegründet, eine Fernwartungssoftware für Online-Support und Co, gezahlt haben.  Die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Vista wollten 2017 dann die Hälfte des Unternehmens übernehmen – und boten damals etwa 850 Millionen (Bewertung: 1,7 Milliarden Euro). Der Deal kam aber nicht zu Stande.

trivago
Im Dezember 2016 ging der Startup-Star trivago (Düsseldorf) an die Börse und holte sich dabei 287 Millionen Dollar ab. Die Bewertung lag damals bei 2,9 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2012 übernahm Expedia 61,1 % an trivago und zahlte dafür 477 Millionen Euro. Damals wurde das Unternehmen somit mit etwa 770 Millionen Euro bewertet. Die Hotelsuche machte somit seit dem Mehrheitsexit eine stattliche Entwicklung durch.

Xing
Das Business-Netzwerk Xing (Hamburg) ging 2003 an den Start und 2006 an die Börse. Der IPO brachte dem Unternehmen damals magere 35,7 Millionen Euro ein. Die Bewertung lag zum Börsengang gerade einmal bei 157 Millionen Euro. Inzwischen wirken über 1.000 Mitarbeiter für das börsennotierte Unternehmen. Die Marktkapitalisierung liegt inzwischen bei mehr als 1 Milliarde Euro.

zalando
Der Modeshop zalando (Berlin) wurde 2008 von David Schneider und Robert Gentz gegründet. Im Oktober 2014 ging zalando an die Börse. Der Emissionspreis lag bei 21,50 Euro. Der IPO spülte damals 605 Millionen Euro in die Kasse des Unternehmens. Zum Börsengang lag die Marktkapitalisierung bei rund 6 Milliarden Euro.

zooplus
Der Heimtiershop zooplus (München) ging bereits 1999 an den Start. Der Börsengang erfolgte 2008. Vor einer Kapitalerhöhung und einem öffentlichen Angebot schreckte das Unternehmen damals jedoch zurück (Cold IPO). Mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 1 Milliarde Euro war zooplus 2018 auch ein Unicorn. Zuletzt notierte das Unternehmen aber leicht unter der magischen Dollar-Marke.

Bonus: Ebenfalls in den erlauchten Kreis der deutschen Einhörner gehören ältere Digital-Unternehmen wie 1&1, CTS EventimHybris, SAP, Suse, und Wirecard (Marktkapitalisierung: 20 Milliarden Euro). Home24 wiederum war zumindest zeitweise ein Unicorn. Vor dem IPO erfolgte aber eine massive Abwertung des Grownups. Abseits der Digitalszene finden sich noch Unternehmen wie BioNtechCureVac,Dermapharm,infineon und ottobock, die auch Einhorn-Status haben.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.