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Die Luft wird rauer – Pleiten, Pech und Pannen

Kukimi, Bonagora, Avuba und tape.tv sind nur einige der Pleiten aus den vergangenen Wochen. Die Luft wird spürbar rauer in der deutschen Gründerszene. Gefühlt gab es zuletzt so viele bekannte Insolvenzen, wie schon lange nicht mehr. Darunter einige Hochkaräter.
Die Luft wird rauer – Pleiten, Pech und Pannen
Montag, 19. Dezember 2016VonAlexander Hüsing

Die Luft in der wilden Start-up-Welt wird spürbar rauer. In den vergangenen Wochen konnten wir in der deutschen Gründerszene eine ganze Reihe Insolvenzen, Liquidationen und Abschaltungen erleben – gefühlt so viele, wie schon lange nicht mehr. Offenbar sind immer weniger Investoren bereit, kränkelnde Konzepte oder Konzepte, die bisher nicht bewiesen haben, dass sie (weiter) schnell wachsen können, durchzufüttern.

Dies war in den vergangenen Jahren deutlich anders. Da wurde das ein oder andere Start-up gerne noch einmal weitergefüttert. Selbstverständlich gab es auch in den vergangenen Jahren zahlreiche Pleiten, Abschaltungen und Firmenaufgaben – dies gehört zum Start-up-Geschäft. 2015 etwa scheiterten txtr, Tollabox, AffiliPrint, cloudcontrol, Mobile Event Guide und Wummelkiste. Ein Hidden Champion wie Qeep, der weltweit Millionen Nutzer hat, und ein 20 Millionen-Investment wie Zimory war aber schon länger nicht unter den Offlinegängen zu bedauern.

Gerade erst scheiterte das Food-Start-up Kukimi. Das Start-up liefert seinen Kunden seit einigen Jahren zubereitete Diät-Fertiggerichte, die diese nur noch erhitzen müssen. Der High-Tech Gründerfonds (HTGF), Seedcamp, Atlantic Labs, Lars Dittrich und weitere, nicht genannte Investoren, investieren zuletzt “einen Betrag im Millionenbereich” in das leckere Unternehmen. Ein ähnliches Schicksal erlebte zuvor der Wettbewerber Home Eat Home. Im Allgemeinen scheiterten in den vergangenen Jahren zahlreiche Food-Firmen – siehe “Food-Start-ups – Maria, ihm schmeckt’s nicht!“.

Neben Kukimi scheiterten zuletzt aber auch Firmen wie Bonagora, Avuba und das Wiener Spielestudio Sproing. Earlybird, Vogel Ventures, Makers.do sowie Business-Angel Michael Brehm und Ebay-Geschäftsführer Stephan Zoll etwa investierten Ende des vergangenen Jahres 3,5 Millionen Dollar in Bonagora. Das Start-up betreibt eine Plattform, über die Händler mit Herstellern und Großhändlern aus dem Bereich Home Fashion in Kontakt treten können. Das FinTech-Start-up wollte sich mittels einer Insolvenz restrukturieren, der Plan scheiterte aber.

Die Pleite von tape.tv war zuletzt ebenfalls zu beklagen. tape.tv wurde in der Vergangenheit von Investoren wie Media Ventures, Atlantic Capital Partners, Dario Suter, Christoph Daniel, Marc Schmidheiny (DCM), Christophe Maire und der IBB Beteiligungsgesellschaft unterstützt. Mehr als 5 Millionen Euro flossen dabei in das Unternehmen. Für noch mehr Schlagzeilen sorgte die Pleite von Cookies. Mitgründer Krugljakow, der gerade erst medienwirksam vor die Tür gesetzt wurde, habe über Wochen hinweg seine Stellung als Gesellschafter genutzt, um eine wichtige Zwischenfinanzierung immer weiter hinauszuzögern, teilte das FinTech-Unternehmen mit und schlitterte knallhart in die Insolvenz.

Abschaltungen und Insolvenzen von Paymill, iversity, Pictureplix, meinKauf, Leinentausch, Bleecker Street, Humly, das gerade erst an den Start gegangen ist, und Caremondo runden das Bild ab. Die Luft wird rauer in der Gründerszene – siehe “Über 30 Start-ups, die zuletzt leider gescheitert sind“. Zumindest aber konnten einige insolvente Start-ups zuletzt gerettet werden. Auf Dauer macht dies die Pleitewelle aber auch nicht schöner.

Passend zum Thema: “Start-ups, die 2016 bereits gescheitert sind“.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.