Frust pur in Berlin

Jubel, Trubel, Insolvenz: Cookies steht vor dem Aus

Das Berliner Start-up Cookies ist insolvent. Mitgründer Krugljakow, der gerade erst medienwirksam vor die Tür gesetzt wurde, habe über Wochen hinweg seine Stellung als Gesellschafter genutzt, um eine wichtige Zwischenfinanzierung immer weiter hinauszuzögern.
Jubel, Trubel, Insolvenz: Cookies steht vor dem Aus
Donnerstag, 27. Oktober 2016VonAlexander Hüsing

Das große Drama beim Berliner Hype-Start-up Cookies, einer Payment-App, geht weiter. Erst vor wenigen Tagen wurde der unrühmliche Abgang von Garry Krugljakow publik – siehe “Jubel, Trubel, Cookies: Mitgründer Krugljakow muss gehen“. Bisher schwieg das Start-up zu den Hintergründen für den Abgang von Krugljakow. Nun macht sich Mitgründer Lamine Cheloufi in einem Blogeintrag Luft.

“Wenn talentierte und engagierte Mitarbeiter die Kündigung einreichen und erfahrene Investoren begründete, ernstzunehmende Bedenken äußern, muss man als Unternehmen reagieren. Schließlich erkannte man gemeinsam, dass es unüberbrückbare professionelle und kulturelle Differenzen gab”, schreibt er im Cookies-Blog. Zur großen Bestürzung der Gesellschafter und Mitarbeiter von Cookies habe Garry Krugljakow über Wochen hinweg seine Stellung als Gesellschafter genutzt, um eine wichtige Zwischenfinanzierung immer weiter hinauszuzögern.

“Schließlich war es mir als Geschäftsführer nicht mehr möglich, das Unternehmen einfach weiterzuführen. Weder Medienpräsenz, noch talentierte Mitarbeiter oder erfahrene und engagierte Investoren können helfen, wenn ein einziger Gesellschafter seine Zustimmung zu einem überlebensnotwendigen Investment verweigert. Die Rechnung, dadurch bessere Abschiedsbedingungen zu erzielen, ging nicht auf”, fasst der Cookies-Macher die letzten Wochen zusammen. Und schriebt sich dann noch einmal ordentlich Frust von der Seele: “Ein zerrüttetes Verhältnis ist keine Rechtfertigung für die Verhinderung einer Finanzierung, die das Weiterbestehen eines Unternehmens und damit auch von Arbeitsplätzen sichert”.

Das vorläufige Ende von diesem Lied: Cookies steht vor dem Aus. Der FinTech-Gründer war bereits beim Amtsgericht. “Als Geschäftsführer der Cookies Labs GmbH sah ich mich gezwungen, einen Insolvenzantrag zu stellen. Das Unternehmen ist zahlungsunfähig und wird in dieser Form nicht weiterbestehen können. Der Antrag ist gestellt, das Verfahren jedoch noch nicht eröffnet”, schreibt Cheloufi. Investoren wie studiVZ-Macher Ehssan Dariani, Holtzbrinck Ventures Wirtschaftsengel wie Dennis Bemmann, Raael Johnen, Chad Fowler, Benedikt Lehnert, Steffen Kiedel investierten lange vor dem Start 1,5 Millionen Euro in Cookies.

Investor Dariani ist zumindest zuversichtlich, dass es mit Cookies weiter geht. “Wir arbeiten weiterhin gemeinsam mit dem Team um GF Lamine Cheloufi an einer Lösung. Obwohl mindestens ein attraktives Investment Angebot seit vielen Wochen vorliegt, musste dennoch neulich der Insolvenzantrag eingereicht werden. Zu der Logik dieser Mechanik und anderen Hintergründen bei gegebener Zeit mehr”, schreibt er am Donnerstag nachmittag bei Facebook.

Passend zum Thema: “Start-ups, die 2016 bereits gescheitert sind“.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.