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Über 15 Startups, die zuletzt leider gescheitert sind

Zwölf Jahre nach dem Start wird DaWanda, ein Marktplatz für Selbstgemachtes, derzeit abgewickelt. DaWanda ist aber nicht das einzige Aus, die einzige Pleite, die es zuletzt in der Startup-Szene gab. Auch BuddyGuard, mifitto und PaperC sind am Ende bzw. kämpfen ums Überleben.
Über 15 Startups, die zuletzt leider gescheitert sind
Dienstag, 17. Juli 2018VonAlexander Hüsing

Nicht alle Startups sind erfolgreich! Leider sind auch in den vergangenen Wochen wieder zahlreiche große und kleine deutsche Startups und Online-Projekte für immer von der digitalen Bildfläche verschwunden – aus den verschiedensten Gründen. Andere Unternehmen wiederum schlitterten in die Insolvenz und kämpften in den vergangenen Wochen ums Überleben. deutsche-startups.de bündelt an dieser Stelle wieder die gescheiterten Startups aus der DACH-Region.

Startups, die frisch gescheitert sind

99chairs
Das junge Berliner Startup 99chairs schlitterte im Juli in die ordentliche Insolvenz. Zuvor befand sich die Jungfirma, die Büros einrichtete, in einer Insolvenz in Eigenverwaltung. Eine geplante Investmentrunde platzte kurz vor der Vertragsunterzeichnung. Danach blieb keine Zeit für eine erneute Geldgebersuche. Investoren wie der High-Tech Gründerfonds und mehrere Business Angels investierten in den vergangenen Jahren über 3 Millionen Euro in das Unternehmen, das zuletzt 40 Mitarbeiter beschäftigte.

Alcandia
Das Berliner Startup Alcandia, ein Zweitmarkt für Reisen, ist ebenfalls am Ende. Neben Sebastian May und Sergej Zwezich versuchten sich in den vergangenen Jahren auch andere Gründer am Geschäft mit Stornoreisen. Aber auch Anbieter wie Retravel und Stornopool sind mit dem Konzept in der Vergangenheit gescheitert. Alcandia wurde von Business Angels wie Just Beyer, Robert Maier und Johannes Schaback unterstützt.

BuddyGuard
Noch im Oktober des vergangenen Jahres pumpten die Bachmann Group, eine erfolgreiche Elektrotechnikfirma, und 20 Business Angels 3,4 Millionen Euro in die stylische Überwachungskamera BuddyGuard. Insgesamt flossen 4,5 Millionen Euro in das Berliner Home Security-Unternehmen. Mit Flare setzten die Hauptstädter auf ein smartes Home Security-System, das unter anderem Gesichter und Geräusche erkennen konnte. BuddyGuard wurde 2015 von Herbert Hellemann, George Platon und Wouter Verhoog gegründet. Im Juli schlitterte BuddyGuard in die Insolvenz.

Erledigungen.de
Ebenfalls insolvent ist Erledigungen.de, ein Startup, das durch “Die Höhle der Löwen” bundesweit bekannt geworden ist. Über die Münchner Plattform konnten Behördengänge erledigen lassen – etwa die Ummeldung des Wohnsitzes. Die Plattform, die vom Luft- und Raumfahrttechniker Sebastian Simon gegründet wurde, wurde bereits abgeschaltet.

FragRobin
Das Berliner LegalTech FragRobin, seit 2016 unterwegs, schlitterte im Mai in die Insolvenz. Der Hauptgesellschafter, Springer Capital Beteiligungs ließ zuvor eine Finanzierungsrunde platzen. Das Startup, das von Florian Werner geführt wurde, positionierte sich als “Anspruchsprüfung und Anwaltssuche”. Zuletzt wirkten 16 Mitarbeiter bei FragRobin. Im Juni übernahm anwalt.de das junge Unternehmen. Alle FragRobin-Mitarbeiter werden im Zuge der Übernahme übernommen.

DaWanda
Zwölf Jahre nach dem Start wird DaWanda, ein Online-Marktplatz für Unikate und Selbstgemachtes, derzeit abgewickelt. DaWanda empfiehlt seinen Nutzern dabei den Umzug zum Konkurrenten Etsy. Ende August wird DaWanda abgeschaltet. Etsy übernimmt dabei aber weder “Vermögen, Verbindlichkeiten und Mitarbeiter” von DaWanda. “Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, in DaWanda steckt viel Herzblut”, sagte Gründerin Claudia Helming zum überraschenden Aus.

Liimex
Ende 2016 ging Liimex, ein “digitaler Versicherungsmakler für Unternehmen” an den Start. Inzwischen wird das Unternehmen, das von Benno von Buchwaldt, Christian van der Bosch, beide zuvor bei EQT tätig, und Jens-Christian Finnerup gegründet wurde, schon wieder liquidiert. Investoren wie Picus Capital, also Alexander Samwer, sowie Business Angels wie Johannis Hatt, Chris Hitchen und Moritz Seidel unterstützen Liimex in der Vergangenheit.

mifitto
Das Duisburger Startup mifitto, das sich um die 3D-Vermessung von Schuhen samt 3D-Fußscanner kümmerte, schlitterte Anfang Juli in die Insolvenz. Fraunhofer Venture investierte 2013 in die Jungfirma, die von Thomas Harmes, Dominic Köhler und Dominik Lessel gegründet wurde. Handelsgrößen wie Intersport, SportScheck und die Deichmann-Tochter Ochsner Sport nutzten mifitto in den vergangenen Jahren.

Nixe
Nach sechs Jahren im Markt schlitterte das Wiener Bier-Startup Nixe in die Insolvenz. Über Conda sammelte das junge Unternehmen, das versuchte ein Low-Carb Bier im Markt zu platzieren, in den vergangenen Jahren von 450 Crowd-Investoren insgesamt 250.000 Euro ein. Zudem investierten mehrere Business Angels in Nixe. Die Jungfirma konnte nie die kritische Absatzmenge erreichen, die nötig gewesen wären um das Geschäft profitabel zu gestalten.

NuBON
Die Einkaufsbegleiter Nubon, das zum Versandriesen Otto gehört, stellt den Betrieb ein. In einer Mail an die Nutzer heißt es: “Mit digitalen Belegen und Kundenkarten, Einkaufslisten und Coupons hat die NuBON App in den letzten Jahren den Einkauf unterstützt. Schweren Herzens haben wir nun entschieden, den Betrieb zum 31. Oktober 2018 einzustellen”. Arbeitsplätze sind von der Einstellung nicht betroffen. Seit 2016 kümmert sich das Unternehmen vor allem um IT-Services für die Verzahnung von E- und M-Commerce mit dem POS.

PaperC
PaperC, eine Leseplattform für digitalisierte Fachbücher, schlitterte im Mai in die Insolvenz. Die Jungfirma, die von Martin Fröhlich, Felix Hofmann und Lukas Rieder gegründet wurde, startete 2009 als eine Art Online-Copyshop. Später versuchte das Startup E-Book-Bundles zu vermieten, dann folgte ein Abomodell für E-Books. Der Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS), dw Capital, Christophe F. Maire und weitere Business Angels investieren eine siebenstellige Summe in PaperC. Zudem holte sich das Startup 100.000 von der Innovestment-Crowd.

oratio
Im April sperrte das Wiener Chatbot-Startup oratio seine Pforten zu. Die Jungfirma bot seinen Kunden eine Software-as-a-Service-Plattform, mit der diese Nachrichten via Messaging-Apps an ihre Kunden senden konnten. Seedcamp investierte 2016 75.000 Euro in oratio. “Das Thema Chatbots ist nicht aufgegangen“, sagte Mitgründer Bernhard Hauser zu Trending Topics. Man hätte zu sehr auf einen Hype um einen vermeintlichen Boom-Markt gesetzt.

rublys
Im Mai musste das Wiener Startup rublys, eine Rubbellos-App, Insolvenz anmelden. In der Startup-Show “2 Minuten 2 Millionen” konnte die Jungfirma 2014 stattliche 650.000 Euro von Investoren einsammeln. rublys wurde 2013 von den damaligen Gründern Michael Rottmann, Camillo Pachmann, Andreas Quast, Manuel Zwittag und René Meszarits ins Leben gerufen. An Investoren waren etwa Michael Altrichter, Johannes Siller, Markus Ertler, Hansi Hansmann, SevenVentures Austria, AC & Friends, startup300 und R/GA Ventures bei rublys an Bord.

Smartjobr
Die Freelancer-Plattform Smartjobr aus Hannover musste Anfang Juni Insolvenz anmelden. Grund für den Antrag sind Liquiditätsschwierigkeiten, da eine geplante Finanzierungsrunde platzte. Die Beteiligungsgesellschaft Rulebreaker (Utz Claassen, Oliver Blume und Sven Gábor Jánszky) stieg im Sommer 2017 bei Smartjobr ein. Das Startup wurde von Nils Kreyenhagen, Pascal Wabnitz und Florian Mielke gegründet.

taxbutler
Ende Juni beantragte das junge Startup taxbutler, das in der Vergangenheit wegen eines Investments des CDU-Politikers Jens Spahn für Schlagzeilen sorgte die Eröffnung des Insolvenzverfahrens – siehe Spiegel Online. Noch im vergangenen Jahr hatte der Lohnsteuerdienst via Seedmatch 300.000 Euro eingesammelt. Die Bewertung des Unternehmens belief sich auf 1,2 Millionen Euro.

UpGreatLife
Das junge Berliner Detox-Startup UpGreatLife schlitterte im Juni in die Insolvenz – siehe Gründerszene. Die Jungfirma, die ihren Kunden Superfood-Boxen (Wochen-Kur) rund um ihre individuellen Essgewohnheiten schickte, wurde 2016 von Thomas Leliveld und Hubertus Hornstein gegründet und ging Ende 2016 an den Start. Atlantic Food Labs hält die Mehrheit am leckeren Unternehmen.

zoomsquare
Das Wiener Immobilien-Startup zoomsquare musste im Mai Insolvenz anmelden. In den vergangenen Jahren wanderten rund 2 Millionen Euro Investorengelder und Förderungen in die 2013 gegründete Immobilien-Suchmaschine – etwa von Hermann Hauser, Wolfgang Bretschko, Philipp Kinsky und dem Medienhaus Funke Digital. zoomsquare wurde von Andreas Langegger und Christoph Richter ins Leben gerufen. Das Startup liefert mit Hilfe semantischer Textanalyse, Geocoding und Big-Data-Analyse personalisierte Empfehlungen bei der Immobiliensuche.

Startups, die 2018 bereits gescheitert sind

* Bandist
* Carspring
DreamCheaper (Insolvenz, Käufer: US-Investor)
Eating with the Chefs
Eyeglass24 (Insolvenz, Käufer: Optik Hallmann)

Fintura
fromAtoB (Insolvenz, Käufer: Tank & Rast)
* Gravit (Liquidation, Käufer: Corel)
homefort (Insolvenz)
Innolend

Kisura (Insolvenz, Käufer:Karstadt)
livekritik.de
Miasa
Move24 (Insolvenz, Käufer: Movinga)
MyCouchbox (Insolvenz, Käufer: metacrew group)

* Offtime
poqit
Skive
* scoo.me
tame (Insolvenz)

Uberchord (Insolvenz)
Vion (Insolvenz)

Pocast

Auch im zweiten ds-Podcast kommentieren OMR-Podcast-Legende Sven Schmidt und ds-Chefredakteur Alexander Hüsing wieder die Startup- und Digital-News der Woche. Wir sprechen unter anderem über den Exit von nu3 an Shop Apotheke und die Stand der Dinge bei Lesara.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.