Schwarmflops

Crowdinvesting: Pleiten, Pech und Pannen in Deutschland

Auch viele Investoren können sich gewaltig irren! Weswegen es auch in Sachen Crowdinvesting immer wieder zu Pleiten, Pech und Pannen kommt. deutsche-start-ups.de listet noch einmal die größten Crowd-Pleiten auf. Auch wenn Crowdinvesting funktioniert, geht es leider nicht ohne Flops.
Crowdinvesting: Pleiten, Pech und Pannen in Deutschland
Donnerstag, 28. Januar 2016VonAlexander Hüsing

Crowdinvesting bommt – zu recht! Crowdinvesting ist inzwischen mehr als etabliert, um sich als junges Unternehmen Kapital zu besorgen – siehe auch “Crowdinvesting – Alternative für Start-ups und Gründer?“. Aber auch viele Investoren können sich gewaltig irren! Passend zum Thema: “Über 50 Start-ups, die 2015 leider gescheitert sind“.

Die bisher größten deutschen Crowdinvesting-Pleiten

Tollabox
Bei Tollabox ging es ums spielerische Lernen. Das Konzept kam zunächst gut an, immerhin sammelte das Start-up 2013 via Seedmatch 600.000 Euro ein. Anfang 2015 folgte die Insolvenz. Das Start-up scheiterte unter anderem an Geldmangel – siehe auch “5 simple Gründe, warum Tollabox gescheitert ist“.

Vibewrite
Vibewrite schlitterte Ende 2014 in die Insolvenz. Vibewrite entwickelte und produzierte den ersten Digital-Stift, der Handschrift mit Bewegungssensoren erkennt und somit das Geschriebene digital nutzbar machte. Über Seedmatch sammelte das Start-up noch Ende September von 551 Investoren stattliche 560.250 Euro ein.

foodieSquare
foodiesquare, welches mit der Tastybox Boxen mit Lebensmitteln (Käse-, Fleisch- oder Schokoladesorten) lieferte, ging ebenfalls pleite. Über Seedmatch sammelte foodiesquare über 530.000 Euro ein. allyouneed führt die Box inzwischen weiter.

Paymey
Die Bezahl-App Paymey, die via Seedmatch 400.000 Euro einsammelte, scheiterte im Frühjahr 2015. 2013 sammelte das Start-up zunächst 100.000 Euro ein. Weitere 300.000 folgten Ende März 2014, ein Jahr vor der Pleite. Details zum Scheitern nannte Gründer Tobias Pfütze damals leider nicht.

Sommelier Privé
Sommelier Privé scheiterte im Sommer 2014. 715 Companisten investierten im Jahr zuvor 300.000 Euro in das Start-up. Sommelier Privé ging 2012 an den Start. Das Unternehmen wollte “die Bequemlichkeit des Online-Einkaufs mit der Beratung vom Spitzen-Sommelier” verbinden.

Carzapp
Carzapp trat an, um Carsharing komfortabler zu gestalten. Das Start-up wollte die Schlüsselübergabe komplett überflüssig machen. “Bestehende Plattformen für Carsharing haben das Problem, dass sich Mieter und Vermieter zur Schlüsselübergabe treffen müssen”, erklärte Mitgründer Oliver Lünstedt 2013 das Konzept von Carzapp. 2015 schlitterte das Start-up, das via Seedmatch 250.000 Euro eingesammelt hat, in die Insolvenz.

Lingoschools
Der Bochumer Online-Buchungsdienst für Sprachreisen sammelte 2014 via Fundsters 155.744 Euro ein. Ein Jahr später wurde das Start-up liquidiert. Die Plattform wird seit dem von der Offenbach Firma STAXITE Reisen betrieben. Das Unternehmen kümmert sich ansonsten um Junggesellenabschiede und Teambuilding-Events.

fotovio
Sehr leise ist fotovio 2015 abgetreten. Das Start-up trat vor einigen Jahren an, um Video-Grußkarten unters digitale Volk zu bringen. 2014 sammelte das Unternehmen via Companisto von 628 Investoren stattliche 148.640 Euro ein.

Zapitano
Zapitano stellte zunächst einen Antrag für ein sogenanntes Insolvenzprüfungsverfahren, später folgte der Weg in die Insolvenz. Das Start-up konnte im Social-TV-Segment einfach nicht überleben. Über Companisto sammelte Zapitano 106.895 Euro ein.

betandsleep
betandsleep, welches zwischen reiselustigen Personen und Hotels der gehobeneren Klasse vermittelte, stellte seinen Geschäftsbetrieb Mitte 2013 ein. Über Seedmatch sammelte betandsleep zuvor die üblichen 100.000 Euro ein.

BluePatent
BluePatent stellte Anfang 2014 seinen Geschäftsbetrieb zunächst ein. Später folgte dann ein Comeback für die Plattform, über die Nutzer die Verletzung eigener Schutzrechte aufstöbern lassen können. Über Seedmatch sammelte BluePatent 100.000 Euro ein.

Caramelized
Caramelized wollte Kochen “zum multimedialen Erlebnis” (auf dem Tablet) machen. Das Unternehmen versprach die “besten Kochbücher und Rezepte von Spitzenköchen aus der ganzen Welt”. Via Seedmatch sammelte das Unternehmen 100.000 Euro ein. Inzwischen ist das Unternehmen mit Sitz in Hamburg insolvent.

easyCard
easyCard wollte nicht “Deutschlands neue Art der Sachversicherung” sein. Zunächst war von einer Umstrukturierung die Rede, dann schlitterte das Unternehmen in die Insolvenz. Über Seedmatch sammelte easyCard von 134 Investoren 100.000 Euro ein.

goodz
Über goodz sollten Onliner bewusster und nachhaltiger konsumieren können. Das Konzept scheiterte im Sommer 2014. Über Seedmatch sammelte das Start-up zuvor 100.000 Euro ein. Ursprünglich wollte das goodz-Team aber 300.000 Euro einsammeln.

sporTrade
sporTrade, ein Marktplatz für neue und gebrauchte Sportartikel, schlitterte Anfang 2014 in die Insolvenz. Inzwischen nutzt mysportworld die Domain von sporTrade. Über Companisto sammelte sporTrade 100.000 Euro ein.

Tampons for you
Tampons for you, ein werbefinanziertes, kostenloses Tamponabo, segnete im Juli 2014 das Zeitliche – das Unternehmen wurde mangels Perspektive liquidiert. Über Seedmatch sammelte Tampons for you Ende 2012 von 174 Investoren 100.000 Euro ein.

fraisr
Das junge Unternehmen fraisr, das via Seedmatch im vergangenen Jahr 75.750 Euro einsammelte, ging ebenfalls den Bach runter. Das sogenannte “Social Social Commerce-Projekt”, sollte zunächst noch eine Zukunft als SaaS-Provider haben, der Plan ging aber nicht auf.

SponsoRun
Bei SponsoRun konnten mobile Zeitgenossen sich “exklusive Gutscheine bei attraktiven Partnern erlaufen”. Inzwischen wurde das Insolvenzverfahren eingeleitet. Über Companisto sammelte das Unternehmen 2013 gerade einmal 73.935 Euro ein.

Cashfix.de
Der Re-Commerce-Anbieter Cashfix.de, der 2009 an den Start ging, ging Ende 2014 insolvent. Cashfix.de, mit zuletzt rund 40 Mitarbeitern, sammelte Ende 2013 mickrige 47.601 Euro (geplant waren maximal 300.000 Euro) via Fundsters ein.

Crowdpleiten in aller Kürze: Amsaa, eine Spezialmanufaktur für Lederbekleidung, ging ebenfalls komplett den digitalen Bach runter (Deutsche Mikroinvest). Ebenso Tars Germany, ein “innovatives Straßenreparatursystem” (Deutsche Mikroinvest), Urban Drink, eine Getränkemarke (fundsters), der Schleidt Heimtierfachmarkt (bettervest), der Shopbetreiber Nexst4 (Deutsche Mikroinvest), der Windenergieanlagenbetreiber NTS Energie- & Transportsysteme (Deutsche Mikroinvest), der Motorradkluftmacher Devil & Crew (Fundsters) und die Frozen-Yogurt-Kette Wonderpots (Companisto).

Foto: Western Sandpipers silhouetted by flying in front of the sun from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.