Geldmangel, falscher Fokus und Co.

5 simple Gründe, warum Tollabox gescheitert ist

Eine geplatzte Finanzierungsrunde führt das Berliner Start-up Tollabox in die Insolvenz. Mitgründer Oliver Beste nennt nun einige Details zur Pleite und etliche Gründe, warum Tollabox, das alleine über Seedmatch stolze 600.000 Euro eingesammelt hat, letztendlich gescheitert ist.
5 simple Gründe, warum Tollabox gescheitert ist
Mittwoch, 25. Februar 2015VonAlexander Hüsing

Der Berliner Abobastelkiste Tollabox ist insolvent und ringt somit um seine Zukunft. In einem sehr lesenswerten Interview bei Seedmatch nennt Mitgründer Oliver Beste einige Details zur Pleite und etliche Gründe, warum Tollabox, das alleine über Seedmatch stolze 600.000 Euro eingesammelt hat, gescheitert ist. Wie bereits bekannt war, scheiterte bei Tollabox, das zuletzt 3.500 Abonnenten hatte, eine Finanzierungsrunde. 1,1 Millionen Euro wollten Beste und Co. einsammeln. “Doch mit mehreren VCs haben wir uns nicht auf Konditionen einigen können”, sagt Beste nun etwas frustriert.

5 Gründe, warum Tollabox gescheitert ist

1. Geldmangel: Das Start-up machte 2014 eine halbe Million Euro Verlust, bei rund 600.000 Euro Umsatz. Tollabox brauchte somit dringend frisches Geld. Wie viele andere Start-ups stand Tollabox somit bei der Finanzierungsrunde fast schon mit dem Rücken zur Wand, was es nicht einfacher macht, den Investoren Geld zu entlocken, die selbstverständlich um die Situation des Start-ups wissen. Beste spricht in diesem Zusammenhang von “kompromisslosen Positionen”.

2. Mangelnde Härte: Offenbar haben Beste und Co. es ihren Investoren zu leicht gemacht. “Den Risikokapitalgebern gegenüber hätten wir früher härter auftreten müssen, dann hätten wir mehr Zeit für die Lösung der Streitpunkte der letzten Wochen gehabt”, sagt Beste.

3. Abodauer: Die Kunden von Tollabox blieben einfach nicht lange genug an Bord. “11 Monate wären erforderlich gewesen, um Mitte 2017 mit 20.000 Abonnenten Breakeven zu gehen. Die Abodauer ließ sich jedoch einfach nicht ausreichend steigern”, berichtet Beste. Die Tollabox-Nutzer blieben aber nur 7,5 Monate an Bord. Ein Problem, dass auch Bastelboxenpionier Kiwicrate kennt. “Weil ihre Abodauer auch nicht länger ist als unsere”, sagt Beste.

4. Falscher Fokus: Das Tollabox-Team konzentrierte sich operativ zu stark auf die Kostensenkung bei der Abonnentengewinnung und zu wenig auf die Verlängerung der Abodauer bei den bestehenden Abonnenten. “Wir dachten, wenn wir bessere Kunden zum Beispiel über TV kriegen, dann ist das Problem gelöst. War es jedoch nicht”, fasst Beste zusammen.

5. Produkt: Wie es scheint waren viele Kunden mit dem Produkt Tollabox zufrieden, wollten aber trotzdem nicht dauerhaft dafür zahlen. Selten hieß es bei den Kündigungen ‘Tollabox gefällt nicht’ oder ‘Wir Eltern haben keine Zeit’, berichtet Beste. “Weil der Mangel an Zeit ungern zugegeben wird, glauben wir inzwischen, dass die Eltern nicht mit dem Spielen hinterher gekommen sind. In persönlichen Interviews erfuhren wir von vielen, dass sich ungespielte Tollaboxen zu Hause stapelten wie ein Mahnmal mit der Botschaft: ‘Wir spielen nicht genug mit unserem Kind!’ War das Produkt etwa zu komplex für den schnellen Spielspaß?

Lesestipp: “Scheitern ist keine Schande: 12 mutige Gründer reden über ihr Scheitern“.

Hausbesuch bei Tollabox

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Für deutsche-startups.de öffnete Tollabox bereits 2013 ihre Türen. Wir durften damals einen Blick auf das kreative Chaos des Start-ups werfen. Einige Eindrücke gibt es in unserer Fotogalerie.

Foto: word failure on colorful wooden cubes from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.