#Zahlencheck

Signavio wächst auf knapp 10 Millionen Umsatz. Verluste kennen die Berliner bisher kaum

Bei Signavio stehen die Zeichen auf Wachstum. Unter dem Strich beurteilten die Signavio-Macher die wirtschaftliche Lage des Unternehmens "als positiv". Auch für 2017 und 2018 erwarten die Firmenmacher "ein beschleunigtes Wachstum".
Signavio wächst auf knapp 10 Millionen Umsatz. Verluste kennen die Berliner bisher kaum
Donnerstag, 15. November 2018VonAlexander Hüsing

In den vergangenen Jahren flossen beachtliche 46 Millionen Euro (vor allem von Summit Partners) in das Berliner Startup Signavio, ein Unternehmen rund um das Thema Business Process Management. Die Wurzeln von Signavio, das von Torben Schreiter, Nicolas Peters, Willi Tscheschner und Gero Decker gegründet wurde, liegen im bekannten Hasso-Plattner-Instituts. Die Ausgründung erfolgte 2009. Über 200 Mitarbeiter wirkten zuletzt bei Signavio. Das Unternehmen, das seine Software für Prozessmanagement als SaaS-Dienstanbietet, verfügt nach eigenen Angaben über mehr als 1.000 Kunden. Schon 2014 schaffte es Signavio einen Millionengewinn einzufahren.

Zeit sich einmal einige Zahlen von Signavio ganz genau anzusehen. 2016 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 9,9 Millionen Euro. Im Jahresabschluss heißt es dazu: “In 2016 ist die Signavio GmbH weiter gewachsen. Es wurde damit begonnen, das Geschäftsmodell von dem Mischmodell Lizenzverkauf und SaaS auf ein reines SaaS Modell umzustellen. Dies führte dazu, dass der realisierte Umsatz in 2016 gegenüber dem Vorjahr um 31 % von TEUR 6.556 auf TEUR 8.592 (vor BilRUG Anpassungen – Umsatz nach BilRUG Anpassung TEUR 9.937) wuchs, während der ARR (neu gewonnene Annual Recurring Revenues) um 34 % auf TEUR 3.900 (Vorjahr: TEUR 2.900) wuchs”.

Der Jahresfehlbetrag lag 2016 gerade einmal bei 517.307 Euro – nach einem Jahresüberschuss in Höhe von 374.006 Euro im Vorjahr. Zum Jahresende 2016 beschäftigte das Unternehmen 113 Mitarbeiter (Vorjahr 87). Unter dem Strich beurteilten die Signavio-Macher die wirtschaftliche Lage des Unternehmens 2016 “als positiv”. Zu erkennen ist vor allem, ein starkes Investment in die Zukunft der Softwareschmiede. “Für 2017 und 2018 wird ein beschleunigtes Wachstum erwartet. Es sollen mehr Mitarbeiter insbesondere im Vertrieb, Forschung und Entwicklung eingestellt werden. Die Internationalisierung soll auch künftig vorangetrieben werden. Dies wird zu einem deutlichen Umsatzwachstum führen, dass sich aufgrund des Geschäftsmodells jedoch zeitverzögert in Folge der Abgrenzung im passiven Rechnungsabgrenzungsposten im realisierten Umsatz niederschlagen wird. In 2017 und auch 2018 wird eine deutliche Erhöhung des ausgewiesenen Verlustes erwartet, da sich die Investitionen in Personal und Technologie erst zeitverzögert in den Folgejahren auszahlen werden”, teilt das Unternehmen in eigener Sache mit.

Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Signavio mit dem üppigen Investment nicht zur ganz großen Nummer werden sollte. Zumal die Hauptstädter in der Vergangenheit bereits massiv bewiesen haben, dass sie ein profitables Geschäft aufbauen können. Ende 2016 betrug der Gewinnvortrag knapp 2 Millionen. Verluste sind eher eine neue Erscheinung bei Signavio. Die tauchten in den Jahresabschlüssen erst nach dem ersten fetten Investment durch Summit aus.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016
* In 2016 ist die Signavio GmbH weiter gewachsen. Es wurde damit begonnen, das Geschäftsmodell von dem Mischmodell Lizenzverkauf und SaaS auf ein reines SaaS Modell umzustellen. Dies führte dazu, dass der realisierte Umsatz in 2016 gegenüber dem Vorjahr um 31 % von TEUR 6.556 auf TEUR 8.592 (vor BilRUG Anpassungen – Umsatz nach BilRUG Anpassung TEUR 9.937) wuchs, während der ARR (neu gewonnene Annual Recurring Revenues) um 34 % auf TEUR 3.900 (Vorjahr: TEUR 2.900) wuchs.
* Die Signavio GmbH beschäftigte zum Jahresende 113 Mitarbeiter (Vorjahr 87 Mitarbeiter). Im Jahresdurchschnitt waren es 83 Mitarbeiter (Vorjahr 71 Mitarbeiter) incl. Werkstudenten.
* Für 2017 und 2018 wird ein beschleunigtes Wachstum erwartet. Es sollen mehr Mitarbeiter insbesondere im Vertrieb, Forschung und Entwicklung eingestellt werden. Die Internationalisierung soll auch künftig vorangetrieben werden. Dies wird zu einem deutlichen Umsatzwachstum führen, dass sich aufgrund des Geschäftsmodells jedoch zeitverzögert in Folge der Abgrenzung im passiven Rechnungsabgrenzungsposten im realisierten Umsatz niederschlagen wird. In 2017 und auch 2018 wird eine deutliche Erhöhung des ausgewiesenen Verlustes erwartet, da sich die Investitionen in Personal und Technologie erst zeitverzögert in den Folgejahren auszahlen werden.
* Insgesamt beurteilt die Geschäftsführung den Verlauf des Geschäftsjahres 2016 und die wirtschaftliche Lage von Signavio als positiv. Insgesamt sind aus Sicht der Geschäftsführer weder bestands-gefährdende Risiken noch Liquiditätsrisiken erkennbar.
* Die Gesellschafter der Signavio GmbH haben im Mai 2017 und Februar 2018 über Gesellschafterdarlehen (Wandeldarlehen) und Kapitalerhöhungen (Erhöhung des Stammkapitals sowie Einzahlung in die Kapitalrücklage) Liquidität in Höhe von insgesamt EUR 15,55 Mio. zugeführt, um den für 2018 und 2019 geplanten Liquiditätsbedarf zu decken. Weitere Vorgänge, die nach dem Schluss des Geschäftsjahres eingetreten sind und Einfluss auf die Darstellung der Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage haben könnten, haben sich nicht ergeben.

Signavio im Zahlencheck

2016: 9,9 Millionen Euro (Umsatz)*; 517.307 Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 8,0 Millionen Euro (Umsatz)*; 374.006 Euro (Jahresüberschuss)
2014: 1,6 Millionen Euro (Jahresüberschuss)
2013: 590.741 Euro (Jahresüberschuss)
2012: 373.009 Euro (Jahresüberschuss)
2011: 303.531 Euro (Jahresüberschuss)
2010: 131.727 Euro (Jahresüberschuss)
2009: 17.940 Euro (Jahresüberschuss)

* Nach BilRUG. Vor BilRUG: 8,6 Millionen Euro (2016) und 6,6 Millionen (2015).

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Foto (oben): Signavio

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.