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So gelang dem Münchener FinTech givve in acht Jahren und mit einem Pivot ein 20 Millionen-Exit

Eine Startup-Geschichte wie aus dem Pivot-Lehrbuch: Mit BonaYou, einer Prepaid-MasterCard, wollten Patrick Löffler und Alexander Klaiber die Payment-Welt erobern. Es kam aber ganz anders! Aus BonaYou wurde givve, eine Gutscheinkarten, die Firmen an ihre Mitarbeiter vergeben können.
So gelang dem Münchener FinTech givve in acht Jahren und mit einem Pivot ein 20 Millionen-Exit
Mittwoch, 29. August 2018VonAlexander Hüsing

In knapp acht Jahren führten Patrick Löffler und Alexander Klaiber ihr Startup givve zum 20 Millionen Euro-Exit. Der Weg dahin war aber steinig. Die Münchner haben ihn aber gemeistert. 2010 startete die Reise unter dem Namen BonaYou. Das Startup positionierte sich damals als personalisierte Prepaid-MasterCard, die wie ein Gutschein funktionierte. Das Konzept kam bei mehreren Investoren an – nach dem Start investierten etwa Jochen Schweizer, Redalpine Venture Partner, Peter Schüpbach und der High-Tech Gründerfonds in das junge Unternehmen.

2014 folge der Pivot zu givve und Richtung B2B. BonaYou-Mitgründer Christoph Pietzsch verließ das Unternehmen damals. Im Zuge der Neuausrichtung floss eine siebenstellige Summe in givve – unter anderem von Torsten-Jörn Klein, Redalpine Venture, Andreas Berninger und Harald Philipp. Insgesamt investieren die Investoren im Laufe der Jahre rund 4 Millionen Euro in die Jungfirma. Unter dem neuen Namen givve bietet die Jungfirma seit dem Neustart eine MasterCard an, mit der Unternehmen ihren Mitarbeitern eine “steuerbegünstigte Motivationslösung” anbieten können. Mitarbeiter können mit der givve-Karte etwa tanken oder einkaufen.

“Wir wollten ‘Geld verschenken’ salonfähig und sexy machen. Und wir hatten die Idee eines Geschenkgutscheins, den man individuell gestalten kann, damit er persönlicher wirkt. Deshalb entwickelten wir eine Prepaid-Karte, die man auf der kompletten Frontseite gestalten, also bedrucken kann. Das war der Auslöser. Plötzlich kamen Unternehmen auf uns zu und fragten unser Produkt für ganz unterschiedliche Use-Cases nach. Im B2B-Markt gibt es immer noch den guten alten Papiergutschein”, blickt givve-Macher Löffler auf die Anfangszeit und den Pivot Richtung B2B zurück.

Leicht war der Pivot nicht, auch nicht im Zusammenspiel mit den Investoren: “Es war keine leichte Situation: Wir hatten einen Proof-of-Concept für den B2C-Bereich. Aber keinen für die B2B-Geschäftsidee. Unsere Investoren waren verständlicherweise anfangs irritiert, zumal wir auch Geld für den Umbau brauchten. Aber sie waren auch loyal und haben an uns und unsere Idee geglaubt. Und das zum zweiten Mal. Natürlich mussten wir bei dieser Historie um das Vertrauen unserer Investoren werben. Letztlich sind sie uns aber nicht nur gefolgt, sondern haben diese Entwicklung sogar forciert”.

Der Wandel und vor allem der Mut zum Wandel hat sich gelohnt! Mehr als 6.000 Firmenkunden nutzen die givve-Karten laut Firmenangaben inzwischen. “Mehr als 250.000 Kartennutzer gibt es in Deutschland bereits” – teilt das Startup, das seit Dezember 2016 profitabel arbeitet, im Zuge des Exits an das französische Unternehmen Up group mit. “Wir könnten uns keinen besseren strategischen Investor vorstellen als die Up group. Sie verstehen nicht nur unseren Geschäftsbereich sehr gut, sie sind auch in weitaus mehr Geschäftsfeldern aktiv als wir. Von diesem großen Netzwerk und dem damit verfügbaren Fachwissen wird givve sehr profitieren”, ist sich Mitgründer Löffler sicher.

Die Up Group (mehr als 3.400 Mitarbeiter) verdient ihr Geld mit Gutscheinkarten, die Unternehmen an ihre Mitarbeiter vergeben können, etwa fürs kostenlose Tanken oder auch für die Essensversorgung. Da passt givve recht gut ins Gesamtkonzept. Dass die givve-Macher einen Exit anstrebten, war seit längerem bekannt. Bereits Anfang dieses Jahres gab es dazu in der Szene erste Infos. “Wir sind seit 2012 in Deutschland aktiv. Nun freuen wir uns mit dem Zukauf von givve unsere Services und Lösungen in Bereich der Mitarbeiterbindung und Unternehmensperformance zu erweitern. Das steht auch im Einklang mit unserer strategischen Ausrichtung”, sagt Catherine Coupet von der Up group. Die Reise von givve geht somit weiter, aber unter anderem Segel. Damit haben die Bajuwaren aber bereits Erfahrung.

PODCAST

Im aktuellen ds-Podcast kommentieren OMR-Podcast-Legende Sven Schmidt und ds-Chefredakteur Alexander Hüsing wieder die wichtigsten Startup- und Digital-News aus Deutschland. Wir versprechen über den geplanten IPO von Farfetch, die Millionenfinanzierung bei Homelike, den Exit von Urbanara und die Insolvenz von Cringle.

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Foto (oben): givve

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.