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Geschäftsreise-Startup Voya steht vor dem Aus

Das B2B-Reiseunternehmen Voya, einst von Rocket Internet finanziert, schlittert in die Insolvenz. 2020 wanderte das Startup "im Hinblick auf die weitere Finanzierung des Unternehmens" unter das Dach der VW-Tochter Volkswagen Financial Services. Jetzt steht die Jungfirma vor dem Aus.
Geschäftsreise-Startup Voya steht vor dem Aus
Donnerstag, 11. November 2021VonAlexander Hüsing

Das Hamburger Travel-Startup Voya ist insolvent. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Gideon Böhm bestellt. Über Voya, das 2015 von Florian Stege, Maximilian Lober und Pepijn Schoen gegründet wurde, können Geschäftsreisende ihre Dienstreisen innerhalb von wenigen Minuten über einen Chat planen und buchen. Motu Ventures, 500 Startups und Global Founders Capital (GFC) investierten bereits früh in das Unternehmen. 2018 stieg dann der tschechische Internetriese Rockaway Capital beim Unternehmen ein. Mehrere Millionen Euro wanderten in den vergangenen Jahren insgesamt in die Jungfirma.

2020 übernahm die VW-Tochter Volkswagen Financial Services Voya. Im Jahresabschluss für 2019 teilt das Unternehmen dazu mit: “Die durch Covid-19 verursachten Unsicherheiten besonders im Hinblick auf die weitere Finanzierung des Unternehmens haben zu einem Gesellschafterwechsel im Juni 2020 geführt. Mit der neuen Gesellschafterstruktur hat die Gesellschaft bereits eine Kapitalerhöhung im Juni 2020 durchgeführt um kurzfristigen Kapitalbedarf zu decken, und wird eine weitere Kapitalerhöhung im August/September 2020 vornehmen um den weiteren Kapitalbedarf für das Jahr 2020 zu decken”.

Durch den Jahresabschluss wird aber noch eine andere Änderung deutlich: Ende 2019 änderte das Unternehmen sein Geschäftsmodell massiv und gab “das operative Geschäft (Fulfillment und Kundenservice für Endkunden) bestehend aus Endkunden-Verträgen und Mitarbeitern an die LCC Reisebüro AG” ab. “Voya generiert deshalb keine neuen Umsätze mehr über das Endkundengeschäft. Im Rahmen eines Lizenzvertrages mit der Lufthansa City Center Reisebüropartner GmbH (LCR) werden LCR-Partnerbüros zukünftig Produkte der Voya GmbH an eigene Kunden vertreiben. Dabei generiert Voya zukünftig Umsätze sowohl über Aufträge zur Anpassung und Weiterentwicklung der Software als auch über fixe und variable Lizenzgebühren. Voya bietet seine Plattform auch anderen Resellern und auch als White Label Produkt an”.

Die Vermittlung von Geschäftsreisen war in den vergangenen fast zwei Jahren sicherlich nicht einfach, vor allem, weil wegen der Corona-Pandemie deutlich weniger Geschäftsreisen möglich waren. Der Exit, wohl eher ein FireSale, an Volkswagen Financial Services zeugt davon. Letztendlich konnte dies Voya aber auch nicht vor der Insolvenz retten. Neben Voya sind noch eine ganze Reihe anderer Startups im B2B-Travel-Segment unterwegs – etwa Comtravo. Das Berliner Travel-Startup übernahm zuletzt das Unternehmen BTO24, ein Geschäftsreisebüro mit Standorten in Hamburg und Berlin. Zu den Geldgebern der Jungfirma, die 2015 von Michael Riegel, Jannik Wässa und Marko Schilde gegründet wurde, gehören bekannte Namen wie M12, Endeit Capital, Creandum, Project A und btov Partners. Rund 35 Millionen wanderten in den vergangenen Jahren in comtravo.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.