#Zahlencheck

Vicampo: In der Expansionsphase tiefer in die roten Zahlen

Das Mainzer Startup Vicampo erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von 22,7 Millionen Euro, Der Jahresfehlbetrag lag dabei bei rund 3,2 Millionen Euro. Sorgen muss man sich aber nicht machen: Vicampo dürfte aber noch viel Umsatz-Potenzial heben können - vor allem im Ausland.
Vicampo: In der Expansionsphase tiefer in die roten Zahlen
Dienstag, 31. Juli 2018VonAlexander Hüsing

In den vergangenen Jahren flossen mehr als 10 Millionen Euro Risikokapital – unter anderem von Passion Capital, e.ventures und dem Medienhaus Burda – in den Wein-Marktplatz Vicampo, der 2012 an den Start ging. Mit aktuell 19.000 Weinen von 3.000 Winzern ist das junge Unternehmen ein gewichtiger Anbieter von Winzerweinen in Deutschland. 2016 erwirtschaftete das Wein-Startup einen Umsatz von 22,7 Millionen Euro. Noch aber schreibt Vicampo weiter Verluste.

“Dies entspricht einem Wachstum von +89,2 % gegenüber dem Vorjahresumsatz von 12,0 Mio. €. Damit konnte das Wachstum der Vorjahre auf ähnlichem Niveau fortgesetzt werden. Als Gründe hierfür sind der Zuwachs an Neukunden und die stetigen Erweiterungen im Bestandskundenmanagement zu nennen. Der durchschnittliche Warenkorb konnte im Vergleich zum Vorjahr leicht gesteigert werden und beträgt nun 83 €”, teilt das Vicampo-Team im Jahresabschluss 2016 mit. Der Jahresfehlbetrag lag dabei bei rund 3,2 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es gerade einmal 1,8 Millionen. Vor allem die Personalkosten gingen 2016 bei Vicampo deutlich nach oben – von 1,6 Millionen auf 3,2 Millionen. Zuletzt waren 91 Mitarbeiter bei Vicampo angestellt (Vorjahr: 70).

Insgesamt häufte Vicampo damit seit dem Start Verluste in Höhe von rund 7,3 Millionen Euro an. Bei einer Kapitalrücklage von rund 13,6 Millionen haben die Mainzer aber noch Zeit, ohne weitere Finanzspritze den Sprung in dien schwarzen Zahlen zu schaffen, bevor ihnen das Geld ausgeht. Vicampo dürfte aber noch viel Umsatz-Potenzial heben können – vor allem im Ausland. Laut Website ist das Startup derzeit in neun weiteren Ländern unterwegs – etwa in Frankreich, Italien und Großbritannien. 2016 schaffte der Wein-Marktplatz die Voraussetzungen dafür. Die höheren Verluste sind eine Folge dieser Expansionsphase.

“Durch erste Tests in Auslandsmärkten ergibt sich erstmalig ein Auslandsanteil am Umsatz von 1,6 %”, heißt es im Jahresabschluss. “Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) betrug -3,1 Mio. € (Vorjahr: -1,7 Mio. €). Gründe für den Rückgang waren Investitionen in das im Berichtsjahr realisierte und zukünftige Wachstum durch Neukundenwerbung, Auslandstests und der Aufbau von Strukturen für die Auslandsmärkte und zukünftige Vorhaben in 2017”. Im Ausblick auf 2017 geht das Unternehmen dann auch davon aus, dass durch die Internationalisierung weitere Wachstumsmöglichkeiten vorhanden seien: “Bei gleichzeitig relativ stabilen Kosten”. Jetzt muss das Konzept nur ausgehen!

Lesetipp! Wine in Black: Knapp 10 Millionen Euro Verlust in 6 Jahren

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016
* Vicampo.de erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr Umsätze in Höhe von 22,7 Mio. €. Dies entspricht einem Wachstum von +89,2 % gegenüber dem Vorjahresumsatz von 12,0 Mio. €. Damit konnte das Wachstum der Vorjahre auf ähnlichem Niveau fortgesetzt werden. Als Gründe hierfür sind der Zuwachs an Neukunden und die stetigen Erweiterungen im Bestandskundenmanagement zu nennen. Der durchschnittliche Warenkorb konnte im Vergleich zum Vorjahr leicht gesteigert werden und beträgt nun 83 €. Durch erste Tests in Auslandsmärkten ergibt sich erstmalig ein Auslandsanteil am Umsatz von 1,6 %.
* Der Rohertrag im Berichtszeitraum beträgt 8,0 Mio. € (Vorjahr: 4,1 Mio. €), was einer Marge von 35,2 % entspricht (Vorjahr: 34,2 %).
* Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) betrug -3,1 Mio. € (Vorjahr: -1,7 Mio. €). Gründe für den Rückgang waren Investitionen in das im Berichtsjahr realisierte und zukünftige Wachstum durch Neukundenwerbung, Auslandstests und der Aufbau von Strukturen für die Auslandsmärkte und zukünftige Vorhaben in 2017. Der Jahresfehlbetrag beträgt 3,2 Mio. € nach 1,7 Mio. € im Vorjahr.
* Der Umsatz wird im nächsten Jahr weniger stark wachsen als in den zurückliegenden Jahren. Trotz Investitionen in Softwarelösungen, ERP-System, Lagerlogistik und Internationalisierung wird für 2017 eine spürbare Reduktion des negativen EBITs, bei gleichzeitigem Wachstum im mittleren zweistelligen Bereich, angestrebt.

Vicampo im Zahlencheck

2016: 22,7 Millionen Euro (Umsatz); 8 Millionen Euro (Rohertrag); 3,1 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 12 Millionen Euro (Umsatz); 4,1 Millionen Euro (Rohertrag); 1,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 1,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 782.762 Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 280.148 Euro (Jahresfehlbetrag)

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Vicampo

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.