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Stylight: Mit super Zahlen zum gefeierten Millionenexit

Im Jahre 2016 erwirtschaftete Stylight einen Umsatz in Höhe von 33,1 Millionen Euro. Damit wuchs Stylight nicht mehr wie geplant um 26 %, sondern nur um magere 5 %. Unter dem Strich stand bei Stylight 2016 ein kleiner Jahresüberschuss in Höhe von 215.629 Euro.
Stylight: Mit super Zahlen zum gefeierten Millionenexit
Montag, 30. Juli 2018VonAlexander Hüsing

Im Mai 2016 wanderte die modische Münchner Plattform Stylight unter das Dach von ProSiebenSat.1. Die Bewertung des Startups, das 2008 an den Start ging, lag bei 80 Millionen Euro. Die Sendergruppe war bereits seit 2012 beim Unternehmen an Bord und hielt vor der Übernahme 22 % am Unternehmen. Für die restlichen Anteile legte ProSiebenSat.1 somit 62,4 Millionen Euro auf den Tisch. Im Handelsregister lässt nun nachsehen, was genau die Bajuwaren da eingekauft haben. Vor allem zeigt sich, wie gut Stylight aufgestellt war.

Im Jahre 2016 erwirtschaftete Stylight einen Umsatz in Höhe von 33,1 Millionen Euro. Damit wuchs Stylight nicht mehr wie geplant um 26 %, sondern nur um magere 5 % (2015: 31,3 Millionen Umsatz). Im Jahresabschluss heißt es dazu: “Der Geschäftsverlauf von Stylight im Geschäftsjahr 2016 war gemäß der strategischen Planung von einer weiteren internationalen Expansion nach Irland und Mexiko sowie durch die Etablierung des Home & Living Vertikals in den bestehenden Märkten geprägt. Dies entspricht den Erwartungen der Vorjahresprognose. Kurz vor Ende des Geschäftsjahres konnte zudem mit Beauty ein drittes Vertikal im Kernmarkt Deutschland gestartet werden”.

Der Neustart der vielen Verticals waren dann aber auch vielleicht einige Baustellen zu viel. Darunter leidet dann schon einmal das Kerngeschäft. Der Umsatz verteilte sich 2016 wie folgt auf die Geschäftsfelder Fashion (95 %), Advertising (3 %) sowie die beiden neu gegründeten Bereiche Home & Living sowie Beauty (2 %). Vor allem von den neuen Segmenten hatten sich die Stylighter mehr versprochen: “Insbesondere die Umsätze im Bereich Home & Living sowie der Effekt aus der TV-Werbung stellten sich nicht in dem erwarteten Umfang ein. Das Ergebnis wurde zudem durch die Ausgaben für die TV-Werbung belastet”.

Unter dem Strich stand bei Stylight 2016 aber dennoch ein kleiner Jahresüberschuss in Höhe von 215.629 Euro. Im Jahr zuvor erwirtschaftete die Jungfirma noch einen Jahresfehlbetrag von 433.500 Euro. “Der Geschäftsverlauf von Stylight im Geschäftsjahr 2015 war gemäß der strategischen Planung von weiterer internationaler Expansion, dem Aufbau einer Redaktion in Deutschland sowie von den Vorbereitungen für den Eintritt in den Home&Living Markt geprägt”, heißt es dazu im Jahresabschluss. Im Jahr zuvor konnte das Stylight-Team bei einem Umsatz von 17,8 Millionen einen Jahresüberschuss in Höhe von 1,2 Millionen Euro einfahren. Mit einer Kapitalrücklage in Höhe von knapp 6,2 Millionen Euro war Stylight in den vergangenen Jahren zudem auch nie in Gefahr – dafür hatten die Münchner ihre Kosten viel zu sehr im Griff.

Ein Jahr vor der Übernahme schrieb Stylight somit zwar Verluste, war – nach dem Rekordjahr 2014 – aber auch auf einem extrem Wachstumskurs. Die Zahl der Mitarbeiter stieg dabei von 72 (Ende 2014) auf 137 (Ende 2015) und sank dann wieder auf 104 (Ende 2016). Seit dem Start im Jahre 2008 wandelte sich Stylight von einer modischen Meta-Suchmaschine zur Fashion Community zum Mode-Aggregator. Später kamen dann noch die Segmente Home & Living und Beauty hinzu. Inzwischen positioniert sich Stylight als “Suchmaschine für Mode und Design”. Derzeit ist das junge Unternehmen in 17 Ländern aktiv. Die Mediengruppe ProSiebenSat.1 muss nun beweisen, dass Stylight auch nach dem Ausstieg von Anselm Bauer, Benjamin Günther, Max Meier und Sebastian Schuon auf Erfolgskurs bleibt. Die schlechten Effekte aus der TV-Werbung im Jahr 2016 könnten für weiteres Wachstum ein Problem werden. Darum muss sich Julian von Eckartsberg, der seit Anfang Juli bei Stylight wirkt. Denn auch Max Müller, der seit 2015 in der Geschäftsführung von Stylight tätig war, ist nun nicht mehr an Bord.

Wie schnell sich die Zeiten ändern können, zeigt das Beispiel stylefruits. Der Niedergang der Social Shopping-Plattform ging 2016 – also in dem Jahr, in dem Ströer das junge Startup für eine Millionensumme kaufte – los! Im Jahr vor dem Verkauf präsentierte sich stylefruits noch als profitables Unternehmen. Die stylefruits-Macher und -Investoren haben somit den besten Zeitpunkt zum Verkauf gefunden – siehe stylefruits: Nach dem Verkauf begann der Niedergang.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016
* Der Geschäftsverlauf von Stylight im Geschäftsjahr 2016 war gemäß der strategischen Planung von einer weiteren internationalen Expansion nach Irland und Mexiko sowie durch die Etablierung des Home & Living Vertikals in den bestehenden Märkten geprägt. Dies entspricht den Erwartungen der Vorjahresprognose. Kurz vor Ende des Geschäftsjahres konnte zudem mit Beauty ein drittes Vertikal im Kernmarkt Deutschland gestartet werden. Insgesamt konnte auf diese Weise im Geschäftsjahr 2016 ein Umsatzwachstum von 5% verzeichnet werden. Das erwartete Wachstum von 26% konnte damit nicht erreicht werden.
* Der Umsatz verteilt sich auf die Geschäftsfelder “Fashion” (95 %), Advertising (3 %) sowie die beiden neu gegründeten Bereiche “Home & Living” und “Beauty” (2 %). Stylight erwirtschaftete im Berichtszeitraum einen Jahresüberschuss von EUR 0,2 Mio. Den positiven Effekten aus steigenden Besucherzahlen, Effizienzsteigerung und Skaleneffekten standen insbesondere die Ausgaben für TV Werbung gegenüber. In Prozent des Umsatzes gemessen beträgt der Jahresüberschuss 0,7%.
* Zum Ende des Geschäftsjahres 2016 (31.12.2016) beschäftigte Stylight 104 festangestellte Mitarbeiter. Vergleicht man diesen Wert mit dem Endjahreswert 2015 so handelt es sich hierbei um einen Rückgang von ca. 24 % (137 Festangestellte zum 31.12.2015).
* Stylight plant in diesem Marktumfeld für das Jahr 2017 seinen Umsatz im Kerngeschäft im In-und Ausland auszubauen. Dabei geht Stylight weiterhin von einem prozentualen jährlichen Umsatzwachstum von ca. 20% aus.

Stylight im Zahlencheck

2016: 33,1 Millionen Euro (Umsatz); 215.629 Euro (Jahresüberschuss)
2015: 31,3 Millionen Euro (Umsatz); 433.500 Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 17,8 Millionen Euro (Umsatz); 1,2 Millionen Euro (Jahresüberschuss)
2013: 11,6 Millionen Euro (Umsatz): 2.311 Euro (Jahresüberschuss)
2012: 802.085 Euro (Jahresüberschuss)
2011: 647.428 Euro (Jahresfehlbetrag)
2010: 516.367 Euro (Jahresfehlbetrag)
2009: 379.597 Euro (Jahresfehlbetrag)
2008: 29.016 Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.