#Interview

“Wir wollten hauptsächlich wegen der Reichweite ins Fernsehen”

"Eine Teilnahme bei 'Die Höhle der Löwen' lohnt sich immer. Allein für die Erfahrungen, die man dabei sammeln kann, sowohl im Rahmen der Vorbereitungen, beim Auftritt, den Verhandlungen und bei der Umsetzung", sagt Mitgründer Alexander Kirchmaier.
“Wir wollten hauptsächlich wegen der Reichweite ins Fernsehen”
Dienstag, 10. März 2020VonAlexander Hüsing

Im September des vergangenen Jahres wagten sich Alexander Kirchmaier, Anton Vänskä und Tim Schulz, die Gründer von Renjer, in die Vox-Show “Die Höhle der Löwen”. Das Trio stellte den Löwen damals ihr Trockenfleisch aus Wildtieren vor. Regal-Löwe kam auf den Geschmack und investierte 150.000 Euro in das junge Unternehmen. Insgesamt war 2019 deswegen ein gutes Jahr für das junge Food-Startup. Im vergangenen Jahr konnte das Renjer-Team mehr als eine halbe Million seiner Wild-Jerkies verkaufen. Der Umsatz lag bei mehr als 1,1 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es gerade einmal 250.000 Euro.

“Der große Erfolg unseres Unternehmens und die schnelle Umsatzsteigerung wurden definitiv stark von unserem Auftritt im Fernsehen unterstützt. Aufgrund der großen Nachfrage aus dem deutschen Markt hatte sich unser ganzer Fokus dorthin verlagert. In diesem Jahr werden wir uns jedoch wieder mehr auf andere Länder konzentrieren“, sagt Mitgründer Kirchmaier. Zuvor war Renjer, dessen Wurzeln in Schweden liegen, nur auf dem skandinavischem Markt unterwegs. Kennengelernt haben sich die frei Gründer an der Universität Lund, an der sie ihren Master in „Entrepreneurship und Innovation” machten. Dort entstand auch die Idee zu Renjer.

Das Fazit von Kirchmaier zur Vox-Show ist eindeutig: “Eine Teilnahme bei ‘Die Höhle der Löwen’ lohnt sich immer”. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Renjer-Macher außerdem über Regale, Kundennähe und Reichweite.

Wie viele andere Startups habt ihr bereits an der Vox-Show “Die Höhle der Löwen” teilgenommen. Hat sich die Teilnahme an der Show für euch gelohnt?
Eine Teilnahme bei “Die Höhle der Löwen” lohnt sich immer. Allein für die Erfahrungen, die man dabei sammeln kann, sowohl im Rahmen der Vorbereitungen, beim Auftritt, den Verhandlungen und bei der Umsetzung. Letzteres ist definitiv am lehrreichsten, da man ja sehr begrenzte Zeit hat und die Produkte am Tag nach der Ausstrahlung in den Regalen stehen sollen. Weiters ist natürlich die Reichweite für die eigene Marke unbezahlbar.

Welchen Einfluss genau hatte die Vox-Show auf eure Entwicklung?
Im Rahmen der Vorbereitungen mussten wir einiges an Arbeit in die Professionalisierung von Produktion und Logistik stecken, um einerseits zu skalieren und andererseits die Qualität der Produkte auf höchstem Niveau zu halten. Natürlich hat es uns auch einen riesigen Motivationsschub gegeben bei einem solchen Format dabei zu sein und unsere Produkte präsentieren zu dürfen. Unsere Wertvorstellungen von Hochwertigkeit, Nachhaltigkeit und Kundennähe sind jedoch nach wie vor unverändert.

Warum habt ihr euch damals entschieden, bei “Die Höhle der Löwen” mitzumachen?
Ehrlich gesagt wurden sowohl Tim als auch ich immer wieder von Freunden darauf hingewiesen, dass wir uns doch bei der VOX-Gründershow “Die Höhle der Löwen” oder einer vergleichbaren Startup-Sendung in einem anderen Land bewerben sollten. Tim nahm das Ganze dann in die Hand in dem er meinte: “Ich meld‘ dich da jetzt an, Alex!” Ich dachte mir, gut ich mach es. Als sich Sony Pictures dann wenig später bei uns meldete, erfuhren wir, dass wir alle drei auftreten sollten.

Lief alles so, wie ihr es euch vorgestellt habt?
Man stellt sich Dinge immer etwas anders vor, denke ich. Wir wollten ja – was die wenigsten wissen – hauptsächlich ins Fernsehen wegen der Reichweite. Wir wollten nicht einmal unbedingt einen “Löwen”, da wir zum Zeitpunkt vor der Bewerbung schon in relativ fortgeschrittenen Gesprächen mit einem Investor aus Norwegen waren und dieser klare Intentionen hatte unseren Kapitalbedarf zu stillen. Wenn einem dann aber Löwen wie Frank Thelen, Dagmar Wöhrl und schließlich Ralf Dümmel Angebote machen, wäre es natürlich unvernünftig nicht einzusteigen. Im Nachhinein betrachtet wären wir ohne unseren “Löwen” Ralf und seinem Vertriebssystem vermutlich auch mit der Spitze der Nachfrage direkt nach der Ausstrahlung überfordert gewesen.

Wie nervös wart ihr kurz vor eurem TV-Pitch?
Wir waren natürlich sehr aufgeregt unsere Firma den Löwen zu präsentieren, umgeben von Kameras. Aber wir hatten auch die Hoffnung, dass die Löwen unseren Pitch, unseren Kleidungsstil und unser Bühnenbild gut finden … und, hoffentlich auch unseren super untypischen Überraschungsgast. Wir waren jedoch ehrlich gesagt wirklich nervös, weil wir keine Ahnung hatten ob wir als Investment für diese Löwen interessant sind, nicht nur wegen des Trends in Richtung fleischfreier Produkte.

Was rätst Du anderen Gründer, die bei der Gründershow mitmachen wollen?
Wie es so oft in der Startup-Welt gilt: Einfach machen! Man weiß vorher ohnehin nicht was rauskommt, und nicht ausgestrahlt wird man auch wenn man nicht dort war. Gleiches gilt natürlich fürs Investment. Das bekommt man auch nicht vom Liebäugeln. Für die, die sich nicht trauen, kann ich nur sagen, dass die Produzenten einem wirklich hilfreich zur Seite stehen und man alle Fragen beantwortet bekommt bevor man sich auf die Bühne wagen muss. Nicht zuletzt ist die Show auch ein gewisser Realitätstest eures Produktes vor Investoren und der breiten Masse, den ihr sonst nicht so schnell in diesem Ausmaß bekommen könnt.

Lesetipp: “Die Höhle der Löwen” – Deals (2018), “Die Höhle der Löwen – Deals (2017)“, Die Höhle der Löwen – Deals (2016)“, “Die Höhle der Löwen – Deals (2015)“, “Die Höhle der Löwen – Deals (2014)“. Für mehr Spaß vor der Glotze am besten unser “‘Die Höhle der Löwen’– Bullshit-Bingo” herunterladen.

Tipp: Alles über die Vox-Gründer-Show gibt es in unserer DHDL-Rubrik

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Foto (oben):  TVNOW / Vox

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.