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Goodgame: Von 24 Mio. Gewinn zu 10 Mio. Verlust

In den Jahren 2013 bis 2015 war Goodgame Studios ein extrem profitables Unternehmen. Der Gewinn lag zusammengerechnet bei rund 50 Millionen Euro. 2016 schlitterte die Spielefirma dann in eine Krise. Am Ende des Jahres stand deswegen ein Jahresfehlbetrag von rund 10 Millionen Euro.
Goodgame: Von 24 Mio. Gewinn zu 10 Mio. Verlust
Dienstag, 24. Juli 2018VonAlexander Hüsing

Ende des vergangenen Jahres wanderte das Hamburger Spieleunternehmen Goodgame Studios, das von den Brüdern Kai und Christian Wawrzinek gegründet wurde, unter das Dach von Stillfront. Der Kaufpreis betrug 270 Millionen Euro. Zuvor durchlebte die 2009 gegründete Firma, deren Megahit Goodgame Empire ist, einige harte Zeiten. Wie hart vor allem das Jahr 2016 für die Daddelschmiede war, die zuvor extrem erfolgreich und profitabel unterwegs war, zeigt ein Blick auf den Jahresabschluss des Unternehmens, der inzwischen vorliegt.

Der Umsatz von Goodgame Studios fiel um rund 29,8 % auf 132,1 Millionen Euro. Vorjahr: 188,1 Millionen. 2014 lag der Umsatz sogar bei 202,1 Millionen Euro. “Das abgelaufene Geschäftsjahr 2016 hat die Erwartungen der Geschäftsführung nicht erfüllt. Entsprechend der Planung konnten die Ziele der Geschäftsführung, die Umsätze im Geschäftsjahr 2016 zu steigern, nicht erreicht werden”, heißt es im Jahresabschluss zu den schlechten Zahlen. Der Jahresfehlbetrag lag 2016 bei beachtlichen 10,6 Millionen Euro. Ale Gründe für den rasanten Niedergang nennt die Spielfirma den erhöhten Wettbewerbsdruck im Markt, den Rückgang der zahlenden Spieler und Neuentwicklungen, die sich nicht durchsetzen konnten. 2015 erwirtschaftete Goodgame noch einen Jahresüberschuss in Höhe von 24,4 Millionen, im Jahr zuvor waren es 18,6 Millionen. Auch in den Vorjahren wirtschaftete die Spieleschmiede sehr erfolgreich.

“Die Umsatzentwicklung der Geschäftsjahre 2014 und 2015 war äußerst positiv. Diesen Trend konnte die Gesellschaft für 2016 nicht fortsetzen. Durch die im September 2016 und Januar 2017 durchgeführten Maßnahmen im Zusammenhang mit der Anpassung der Kapazita?ten und Struktur des Unternehmens ist die wirtschaftliche Entwicklung der Altigi GmbH für das Geschäftsjahr 2017 als erfolgsversprechend anzusehen”, heißt es im Jahresabschluss. Mit den “Anpassung der Kapazita?ten und Struktur des Unternehmens” sind der Fokus auf “die Entwicklung von Strategiespielen für Browser und mobile Endgeräte” sowie Entlassungen von Mitarbeitern gemeint. 2015 wirkten durchschnittlich rund 1.244 Mitarbeiter bei Goodgame, 2016 waren es nur noch 1.054. 2017 folgten weitere Entlassungen. Am Ende blieben von knapp 1.300 Mitarbeitern wohl gerade einmal 235 übrig.

2017 kriegte Goodgame dann wieder die Kurve in die schwarzen Zahlen. Was nach dem massiven Kahlschlag im Unternehmen auch kein Wunder war. Ansonsten hätten man Goodgame dicht machen müssen. Im Jahresabschluss für 2016 blickten die Hanseaten bereits positiv in die Zukunft: “Für das Geschäftsjahr 2017 ist trotz eines weiteren moderaten Umsatzrückgangs von einer leichten Steigerung des Betriebsergebnisses auszugehen”. Bis September 2017 konnte Goodgame “einen Gewinn vor Steuern von 22 Millionen Euro erwirtschaften”. Der Umsatz dabei bei 70 Millionen Euro. Der Verkauf an Stillfront war dann das Sahnehäubchen nach der harten Krise bei Goodgame.

Einige Jahre vorher hätte das schwedische Unternehmen aber vermutlich sehr viel tiefer in die Tasche greifen müssen. Rocket Internet bewertete seinen Anteil an Goodgame Ende 2015 mit rund 85,276 Millionen (Gesamtbewertung: 568,51 Millionen Euro) bzw. im Jahr zuvor mit 101,739 Millionen (Gesamtbewertung: 678,260 Millionen). Im April des vergangenen Jahres bewertete Rocket seinen Goodgame-Anteil nur noch mit mageren 8,4 Millionen Euro. Den Zeitpunkt zum bestmöglichen Exit haben die Wawrzinek-Brüder somit verpasst. Sie haben die Krise im Jahre 2016 aber gemeistert, auch wenn sie sich dabei nicht mit Ruhm bekleckert haben. Etwa als die Macher die Gründung eines Betriebsrates verhinderten. Das Image von Goodgame hat in der Krisenzeit extrem gelitten.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016
* Die Branche kämpft mit rasant steigenden Marketingbudgets um Marktanteile, der Erfolg von neuen Spielen wird immer schwerer prognostizierbar. Dieser Entwicklung kann sich auch die Altigi GmbH nicht entziehen. Gleichzeitig konnten Neuentwicklungen bisher nicht die erhofften Erfolge liefern. Angesichts dieser Herausforderungen haben das Management Team und die Unternehmensgru?nder eine Anpassung der Kapazita?ten und Struktur des Unternehmens eingeleitet. Ziel ist ein klarer Fokus auf die Kernkompetenzen der Altigi GmbH.
* Die Umsatzerlöse sind im Vergleich zum Vorjahr um TEUR 56.118 auf TEUR 132.059 gesunken; dies resultiert im Wesentlichen aus dem Rückgang der Anzahl der zahlenden Spieler. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sind TEUR 16.902 (Vorjahr: TEUR 18.688) in die Entwicklung neuer und Weiterentwicklung bestehender Onlinespiele investiert worden.
* Das Betriebsergebnis verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um TEUR 21.048 auf TEUR 15.173. Der Rückgang resultiert im Wesentlichen aus dem Rückgang der Gesamtleistung in Höhe von TEUR 57.220.
* Das abgelaufene Geschäftsjahr 2016 hat die Erwartungen der Geschäftsführung nicht erfüllt. Entsprechend der Planung konnten die Ziele der Geschäftsführung, die Umsätze im Geschäftsjahr 2016 zu steigern, nicht erreicht werden. Der Jahresfehlbetrag resultiert im Wesentlichen aus dem in der Ertragslage dargestellten neutralem Ergebnis in Höhe von TEUR -30.995.
* Die Umsatzentwicklung der Geschäftsjahre 2014 und 2015 war äußerst positiv. Diesen Trend konnte die Gesellschaft für 2016 nicht fortsetzen. Durch die im September 2016 und Januar 2017 durchgeführten Maßnahmen im Zusammenhang mit der Anpassung der Kapazita?ten und Struktur des Unternehmens ist die wirtschaftliche Entwicklung der Altigi GmbH für das Geschäftsjahr 2017 als erfolgsversprechend anzusehen.

Goodgame Studios im Zahlencheck

2016: 132,1 Millionen Euro (Umsatz); 10,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 188,2 Millionen Euro (Umsatz); 24,4 Millionen Euro (Jahresüberschuss)
2014: 202,1 Millionen Euro (Umsatz); 18,6 Millionen Euro (Jahresüberschuss)
2013: 102,6 Millionen Euro (Umsatz); 7,9 Millionen Euro (Jahresüberschuss)
2012: 27,9 Millionen Euro (Umsatz); 23.206 Euro (Jahresüberschuss)
2011: 242.836 Euro (Jahresüberschuss)
2010: 428.083 Euro (Jahresfehlbetrag)
2009: 8.586 (Jahresüberschuss)

Podcast

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Foto (oben): Goodgame

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.