#Zahlencheck

Lesara: Zahlensalat pur! Rohertrag nur 24,7 Millionen

Der Lesara-Jahresabschluss für 2016 ist da! Der Zahlensalat um das Startup wird dadurch nur noch schlimmer. Der Rohertrag des Unternehmens lag damals bei 24,7 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2015 ein Wachstum in Höhe von 254 %.
Lesara: Zahlensalat pur! Rohertrag nur 24,7 Millionen
Donnerstag, 21. Juni 2018VonAlexander Hüsing

Das Berliner Grownup Lesara ist in Sachen Umsatzzahlen ein waschechter Lautsprecher, sprich eine Jungfirma, die ihre (aufgehübschten) Zahlen lautstark in der Gegend herumposaunt. Dafür müsste das Lesara-Team um Gründer Roman Kirsch auch schon massiv Kritik einstecken. Von manipulierten oder geschönten Umsatzzahlen war deswegen zuletzt in Zusammenhang mit dem umtriebigen Unternehmen mehrmals zu lesen.

In der Szene kursierten in den vergangenen Jahren Lesara-Umsatzzahlen wie 30 Millionen Euro (2015), 80 Millionen (2016) und 150 Millionen (2017). Potenziellen Investoren dagegen pitchte die Jungfirma Umsatzzahlen – nach Retouren und Mehrwertsteuer – wie 15 Millionen (2015), 46 Millionen (2016) und 71 Millionen (2017).

Ein Blick in den brandneuen Jahresabschluss für das Jahr 2016 liefert nun noch andere Zahlen. Der Rohertrag des Unternehmens lag damals bei 24,7 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2015 ein imposantes Wachstum in Höhe von 254 %. 24,7 Millionen sind aber meilenweit weg von den genannten 46 Millionen Umsatz. Lesara-Macher Kirsch verweist auf Anfrage auf die Definition des Rohertrags. Dieser sei der Ertrag nach Abzug der Materialkosten und einiger weiteren variablen Kosten – COGS und teilweise Operations. Der Rohertrag sei deswegen ein paar Ebenen unter Umsatz angesiedelt. In diesem Fall dann 21,3 Millionen unter dem Umsatz.

Zudem verweist Kirsch darauf, dass das Unternehmen die anderen Zahlen, gemeint sind 80 Millionen und 46 Millionen (siehe oben), nicht veröffentlicht, nie im Details kommuniziert habe. Stimmt! Wobei die 46 Millionen aber aus einem Pitch Deck an Investoren stammen. Zudem verkündete das Startup im September 2017 dies: “2016 erreichte der Online-Pure-Player erstmals eine Runrate von 100 Millionen Euro und konnte seinen Umsatz um 175 % fast verdreifachen”. Im Jahr zuvor hieß es in einer offiziellen Presseaussendung: “Berliner Onlineshop Lesara feiert dritten Geburtstag und steigert Umsatz um 175 % auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag”. 2015 hieß es: “Umsatzsteigerung um 500 % auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag”.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016

* Der Rohertrag konnte um TEUR 17.734 auf TEUR 24.719 gesteigert werden, was einer Wachstumsrate von 254 % entspricht.
* Über 80 % der Umsätze wurden mit Modetextilien, Modeaccessoires und Schuhen erzielt. Der deutsche Markt ist zwar weiterhin größter Umsatzmarkt gewesen, der Anteil ist jedoch auf unter 50 %, nämlich 44 % gesunken.
* Die in der Gesellschafterversammlung beschlossene Kapitalerhöhung wurde am 7. Juli 2016 im Handelsregister eingetragen. In Zuge der Kapitalerhöhung erhielt die Gesellschaft 31 Mio. € frisches Kapital.
* Die Anzahl der Arbeitnehmer stieg im Geschäftsjahr aufgrund der geplanten Erweiterung der Geschäftstätigkeit von 104 auf 169.

Lesara im Zahlencheck

2016: 24,7 Millionen Euro (Rohertrag); 14,3 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 7 Millionen Euro (Rohertrag); 10,9 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 3,2 Millionen (Jahresfehlbetrag)
2013: 226.129 (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Lesara

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.