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Verlust von N26 steigt um 214,1 % – auf 14,7 Millionen

Wir werfen einen Blick in den Jahresabschluss der Startup-Bank N26 für das Jahr 2016. Demnach lag der Jahresfehlbetrag des Startups vor zwei Jahren bei 14,7 Millionen Euro - im Vergleich zum Vorjahr (4,7 Millionen) ein Plus von 214,1 %. Das Wachstum auf zuletzt 1 Millionen Kunden dürfte somit teuer erkauft sein.
Verlust von N26 steigt um 214,1 % – auf 14,7 Millionen
Mittwoch, 20. Juni 2018VonAlexander Hüsing

Das Berliner FinTech N26 verkündete gerade die magische Marke von 1 Million Kunden. In den letzten neun Monaten verdoppelte die Bank somit die Anzahl ihrer Kunden. “Das monatliche Transaktionsvolumen beträgt über 1 Milliarde Euro, was eine hohe Kundenaktivität signalisiert”, teilte das Startup, das bisher rund 215 Millionen Dollar eingesammelt hat, zudem mit. Die Zahl der Kunden soll bis Ende 2020 auf über 5 Millionen steigen. Gelingen soll dies auch durch eine Expansion nach Großbritannien und die USA.

Passend zu diesen Jubel-PR-Zahlen gibt es nun einen Blick in den Jahresabschluss für 2016. Demnach lag der Jahresfehlbetrag des Startups vor zwei Jahren bei 14,7 Millionen Euro – im Vergleich zum Vorjahr (4,7 Millionen) ein Plus von 214,1 %. Aus den Vorjahren, für die nur wenige ausgearbeitete Zahlen vorliegen, kommt noch ein Verlustvortrag von rund 918.747 Euro hinzu. Insgesamt sammelte N26 somit seit dem Start einen Verlust in Höhe von rund 20,4 Millionen an. Keine gigantische Summe, der Anstieg um 214,1 % ist aber beachtlich. 2017 wird sicherlich in ähnlichen Dimensionen liegen. Angaben zum Umsatz gibt es keine. Zumindest die Anzahl der Kunden (damals zur Jahresmitte rund 160.000) kann man dem Verlust gegenüberstellen. Das Wachstum auf zuletzt 1 Millionen Kunden dürfte somit vermutlich teuer erkauft sein. Und nicht jeder Kunde ist auch ein gewinnbringender Kunde. N26 war und ist für viele Nutzer ein Zweitkonto.

Für das komplette Bild beim Hype-FinTech lohnt sich ein Blick auf die hundertprozentige Tochtergesellschaft N26 Bank (ausgestattet mit einer Banklizenz), die für 2016 zum ersten Mal einen Jahresabschluss vorgelegt hat. Wobei 2016 ein Rumpfgeschäftsjahr für das Unternehmen war. Die Banklizenz wurde erst im Juli erteilt. Dennoch gibt es im Jahresabschluss einige spannende Zahlen: “Die Bilanzsumme der N26 Bank GmbH lag zum Bilanzstichtag bei 151,84 Mio. Euro. Die Forderungen an Kunden lagen bei 30,43 Mio. Euro. Davon entfielen 27,65 Mio. Euro auf Kommunalkredite, welche die N26 Bank GmbH im Rahmen der Anlagepolitik ihres Einlagenüberschusses gewährt hat und 2,78 Mio. Euro auf die zum Bilanzstichtag von den Kunden in Anspruch genommenen Dispositionskredite. Das durchschnittliche Dispositionskreditvolumen je Kunde lag bei 878 Euro”. Somit nehmen bisher nicht viele N26-Kunden überhaupt einen Dispositionskredit in Anspruch.

Die Zinserträge der N26 Bank lagen bei 0,03 Millionen, die Provisionserträge zum Jahresende bei 0,25 Millionen Euro. Insgesamt lag das “das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit” bei einem Minus von 3,75 Millionen Euro. Die Zahlen zeigen: N26 braucht noch deutlich mehr gewinnbringende Kunden. Deswegen ist die angepeilte Expansion in die USA auch so wichtig. Der Markt ist einfach deutlich offener für neue Konzepte und die Zielgruppe, die N26 anspricht, ist gerade in den Ballungsgebieten ohnehin nur noch mobil unterwegs. Auf lange Sicht kann N26 dann die mobile Bank für eine junge Zielgruppe sein. Gelingen wird dies aber nur als echter Global Player.

Svens Meinung

ds-sven-schmidt-200Die Kernfrage ist für mich, wie gut N26 in Zukunft die eigenen Kunden monetarisieren kann. Dabei ist sicherlich entscheidend, ob das N26-Konto von einem Kunden als primäres oder sekundäres Konto genutzt wird. Meines Erachtens sind G&V sowie Bilanz im Jahresabschluss 2016 kein Indikator für Erfolg oder Misserfolg. N26 ist es bisher gelungen, Kunden sehr kosteneffizient zu gewinnen. Daher scheint mir N26 als Marke wahrgenommen zu werden und nicht als Feature.
Sven Schmidt, ICS-Gründer, VC-Experte und Investor

N26 im Zahlencheck

2016: 14,7 Millionen (Jahresfehlbetrag)
2015: 4,7 Millionen (Jahresfehlbetrag)
2013: 202.572,33 (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): N26

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.