#5um5

Goodgame Studios-Exit: Was ihr dazu wissen solltet

In der größten Blütezeit beschäftigte Goodgame knapp 1.300 Mitarbeiter. Nach der großen Krise im vergangenen Jahr blieben gerade einmal 235 übrig. Ende 2016 schien Goodgame quasi am Ende. Doch die Spielemacher schaffen die Wende - und den Megaexit!
Goodgame Studios-Exit: Was ihr dazu wissen solltet
Donnerstag, 7. Dezember 2017VonAlexander Hüsing

Unsere Rubrik “5um5” liefert jeden Tag um Punkt 5 Uhr insgesamt – wer hätte das gedacht – 5 wissenswerte Fakten, bahnbrechende Tipps oder hanebüchene Anekdoten rund um ein startupaffines Thema. Heute geht es um den Exit von Goodgame Studios und was ihr dazu wissen solltet.

Anfang

Goodgame Studios ging 2009 an den Start. Das umtriebige Unternehmen betreibt seine Spiele – darunter der Megahit Goodgame Empire – derzeit in 26 Sprachen und verfügt nach eigenen Angaben weltweit über 300 Millionen registrierte Nutzer. Gegründet wurde der Gamingriese von den Brüdern Kai und Christian Wawrzinek. Am Anfang stand ein Sparkassenkredit in Höhe von 500.000 Euro. Im Juni 2009 warfen die Hanseaten Goodgame Poker auf den Markt. Goodgame Empire, das Blockbusterspiel der Norddeutschen, startete im August 2011. Mehr als 800 Millionen Dollar Umsatz erwirtschaftete das Spiel in den ersten sechs Jahren. Rocket Internet hielt seit 2011 rund 15 % an der Goodgame-Mutter Altigi – rund 3,3 Millionen investierte der Geldgeber ins Unternehmen. Im Zuge des Verkaufs bekommt Rocket somit 40,5 Millionen Euro.

Hochzeit

In der größten Blütezeit beschäftigte Goodgame knapp 1.300 Mitarbeiter. 2015 erwirtschaftete die Daddelfirma einen Umsatz in Höhe von 188 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es über 200 Millionen Euro. Seit dem Start konnte das Grown-up insgesamt einen Umsatz in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar aufbringen – “als erstes deutsches Spieleunternehmen”. Wie die Zahlen aber zeigen, ist und war Goodgame dabei extrem abhängig vom Killerspiel Empire. Rocket Internet bewertete seinen Anteil an Goodgame Ende 2015 mit rund 85,276 Millionen (Gesamtbewertung: 568,51 Millionen Euro) bzw. im Jahr zuvor mit 101,739 Millionen (Gesamtbewertung: 678,260 Millionen). Im April bewertete Rocket seinen Goodgame-Anteil nur noch mit mageren 8,4 Millionen Euro. Wobei diese Papierbewertungen mit Vorsicht zu genießen sind. Der Internet-Investor wertet immer wieder einige Beteiligungen ab, ohne das die Start-ups dies nachvollziehen können. Bei Goodgame gab es zwar handfeste Gründe für eine niedrigere Bewertung, diese fiel zuletzt aber extrem niedrig aus.

Krise

Im vergangenen Jahr stürzte Goodgame Studios in eine sehr schwere Krise. Im Jahr zuvor fiel das Unternehmen äußerst unangenehm auf, als Mitarbeiter einen Betriebsrat installieren wollten. Die Firmenmacher konnten den Betriebsrat verhindern. Es folgte eine Entlassungswelle. Am Ende blieben von knapp 1.300 Mitarbeitern gerade einmal 235 übrig. Eine größere Entlassungswelle gab es selten in der deutschen Digitalszene. Die Gründe für die Krise waren simpel: Die neuen Spiele der Jungfirma waren alle keine Erfolge. Ende 2016 schien Goodgame quasi am Ende. Ein Firesale schien die letzte Möglichkeit. Doch die Spielemacher schaffen die Wende. “In 2017 konnten wir Goodgame Studios zurück auf den richtigen Kurs bringen und sind heute sehr profitabel. Von Januar bis September 2017 konnten wir einen Gewinn vor Steuern von 22 Millionen Euro erwirtschaften”, sagte Mitgründer Kai Wawrzinek. Der Umsatz lag in diesem Jahr bis Ende September bei 70 Millionen Euro.

Exit

Das hierzulande recht unbekannte schwedische Games-Unternehmen Stillfront übernahm Goodgame Studios nun komplett. Kaufpreis in Bar und Aktien: 270 Millionen Euro. Der Preis verteilt sich auf 39 Millionen in bar und 231 Millionen Euro in Stillfront-Aktien. Die Altigi-Macher halten künftig 36,5 % der Stillfront-Aktien: Die Wawrzinek-Brüder sind damit nun die größten Stillfront-Einzelaktionäre. Zum Vergleich: Die Bewertung des Mitbewerbers InnoGames lag beim Verkauf bei 260 Millionen Euro. Spannender Nebenaspekt: Beide Unternehmen haben nun schwedische Eigentümer. Stillfront übernahm zuletzt auch die beiden deutschen Firmen OnlineFussballManager.de und Bytro Labs.

Börsentraum

Im Zuge des Verkaufs gehört Goodgame Studios nun zum einem börsennotierten Unternehmen. “Wir sind sehr stolz, den geplanten Zusammenschluss von Goodgame Studios mit der am Nasdaq First North Permier börsennotierten Stillfront Group bekanntzugeben”, sagte Gründer und Geschäftsführer Christian Wawrzinek zum Deal. “Im Falle der noch ausstehenden Zustimmung der Aktionärsversammlung der Stillfront Group Anfang Januar wird Goodgame Studios erstmals indirekt an der Börse gehandelt werden können.”

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Foto (oben): Goodgame

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.