Birthe Hammerich im Interview

“Als Sologründer trage ich alle Risiken ganz alleine”

"Mein erster Tipp an andere Sologründer: Mutig sein! Man muss Dinge wagen und ausprobieren und sollte sie nicht zu lange vor sich herschieben - auch mit dem Bewusstsein, dass etwas nicht funktioniert oder man eine falsche Entscheidung trifft", sagt Sologründerin Birthe Hammerich.
“Als Sologründer trage ich alle Risiken ganz alleine”
Montag, 7. August 2017VonAlexander Hüsing

In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen. Birthe Hammerich startete im November 2016 Lundkvist, einen Online-Shop für Wohnaccessoires – wie Tischsets, Kissenhüllen und Aufbewahrungskisten – aus hochwertigen Naturmaterialien. Im Sologründer-Interview mit deutsche-startups.de spricht Birthe Hammerich über Entscheidungsfragen, Aufgabenbereiche und Erfahrungen.

Was ist die größte Herausforderung, der sich Sologründer stellen müssen?
Als Sologründer trage ich alle Risiken ganz alleine, sowie finanziell als auch in Entscheidungsfragen. Ich muss mich auf mich selbst verlassen ohne mich mit einem Team austauschen zu können. Es wäre manchmal definitiv leichter sich in einem Gründerteam ein gegenseitiges Feedback geben zu können, um so eventuell auch zu einem noch besseren Ergebnis zu kommen.

Sind Dir Fehler unterlaufen, die bei einer Teamgründung vermutlich nicht passiert wären?
Ich habe mich anfangs an Kleinigkeiten viel zu sehr aufgehalten und habe dadurch Zeit verloren. Ich war mir in einigen Dingen unsicher oder konnte einfach keine Entscheidung treffen und habe mich so nicht nach vorne bewegt. Bei einer Teamgründung wäre ich vermutlich viel schneller zu einer guten Lösung und Entscheidung gekommen und hätte vielleicht auch mehr Sicherheit gehabt.

Blicken wir einmal auf die positive Seite: Was ist der größte Vorteil, den Sologründer haben?
Ich sehe es als klaren Vorteil, keine Kompromisse bei Meinungsverschiedenheiten eingehen zu müssen und die eigene Vorstellungen unabhängig durchsetzen zu können. Ich bin von keinem Partner abhängig oder ärgere mich über Dinge, die ich selbst anders gemacht hätte. Als Sologründer habe ich viele Freiheiten und kann mich selbst verwirklichen – das genieße ich sehr.

Jetzt ein Blick auf die negative Seite: Was ist der größte Nachteil, den Sologründer haben?
Das Schwierigste ist wohl, dass man für alle Aufgabenbereiche zuständig ist und sich nicht, wie in einem Team, aufteilen kann. Das ist nicht nur ein zeitlich ein Nachteil, sondern verlangt auch, dass man in allen einzelnen Bereichen fit sein muss oder sich dementsprechend weiterbilden muss. Als Sologründer kommt man leider einfach nicht so schnell voran wie in einem Team.

Gibt es Tools und Services, die Dir die Arbeit erleichtern?
Google Mail und Google Drive helfen mir sehr bei der Struktur meiner Mails und To Dos. Damit spare ich viel Zeit. Außerdem arbeite ich fast täglich mit einigen Programmen aus der Adobe Creative Suite und darauf könnte ich als Interior Designerin nicht verzichten.

Würdest Du wieder ein Unternehmen alleine gründen?
Ja, unbedingt! Ich würde immer wieder gründen und auch immer wieder alleine – für mich ist es einfach der richtige Weg und ich bin sehr glücklich damit.

Welchen Tipp gibst Du anderen Sologründern mit auf den Weg?
Mein erster Tipp an andere Sologründer: Mutig sein! Man muss Dinge wagen und ausprobieren und sollte sie nicht zu lange vor sich herschieben – auch mit dem Bewusstsein, dass etwas nicht funktioniert oder man eine falsche Entscheidung trifft. Das wird ganz bestimmt passieren, es ist aber letztendlich eine wertvolle Erfahrung, die einen nach vorne bringt und stärker macht. Mein zweiter Tipp an andere Sologründer: Vernetzen! Es ist so hilfreich sich mit anderen Gründern und Personen aus der gleichen oder ähnlichen Branche auszutauschen. Es ist inspirierend und man kann so viel voneinander lernen und seine guten sowie auch schlechten Erfahrungen miteinander teilen.

Aus unserem Themenschwerpunkt Sologründer: “So finden Solopreneure das passende Geschäftsmodell“, “Einzelgründer sind keine schlechten Teamplayer” und “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“.

ds-soloBuchtipp für Sologründer: Ausführliche Informationen über das große Thema Solopreneurship (in all seinen Facetten) bietet das gelungene und lehrreiche Buch Solopreneur: Alleine schneller am Ziel von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg, das als Buch und EBook zur Verfüfung steht. Hier ein Auszug: “Lieber solo gründen? Drei Mythen rund um Teams“.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.