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“Es war Liebe auf den ersten Blick”

E-Commerce und D2C sind derzeit bei großen Geldgebern kein Trendthema. Das Berliner Startup Dr. Vivien Karl beweist das Gegenteil. "Am Ende haben wir fast das Doppelte geraised als wir ursprünglich geplant hatten", sagt Gründerin Julia Huhnholz.
“Es war Liebe auf den ersten Blick”
Dienstag, 8. August 2023VonAlexander Hüsing

Das Berliner FemTech Dr. Vivien Karl, das 2021 von der Apothekerin Vivien Karl und Julia Huhnholz gegründet wurde, setzt auf eine Creme für Feuchtigkeitspflege gegen Vulvatrockenheit. Zielgruppe der D2C-Jungfirma sind Frauen in der Menopause. Das Team verkauft seine Produkte über den Webshop, aber auch über Apotheken, den Apothekengroßhandel und Plattformen wie Niche Beauty. (DvH Ventures, Tina Müller, Mirko Caspar und better ventures investierten kürzlich 1,5 Millionen in das Unternehmen.

“Am Ende haben wir fast das Doppelte geraised als wir ursprünglich geplant hatten. Unser Vorteil: Wir sind kein reines D2C-Unternehmen, sondern arbeiten sowohl mit Apotheken und dem Apothekengroßhandels als auch mit Premium E-Retailern zusammen. Gerade in unserem Segment, der Intimpflege, ist der Hybrid aus Premium-Kosmetik und Gesundheitsprodukt besonders”, sagt Gründerin Huhnholz.

Im Interview mit deutsche-startups.de stellen Karl und Huhnholz ihr Startup einmal ausführlich vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Dein Startup erklären?
Karl: Wir entwickeln und vertreiben natürliche Produkte für den weiblichen Intimbereich. Das Alter und somit auch die Wechseljahre bringen einige Herausforderungen mit sich. Dazu gehört auch ein sinkender Östrogenspiegel, der zu einem trockenen Intimbereich führen kann. Da wir über diese Themen viel zu selten miteinander sprechen, sorgen wir dafür, dass sich das künftig ändert.

Ihr konntet kürzlich 1,5 Millionen Euro Investorengelder einsammeln. Wie seid ihr mit euren Geldgebern in Kontakt gekommen?
Huhnholz: Unser Netzwerk hat uns enorm geholfen. Wir wurden von Anfang an vom Angelclub better ventures unterstützt und haben dadurch Zugang zu einem großen und fantastischen Angel Netzwerk. Außerdem kontaktierte uns bereits kurz nach dem Launch der Intimcreme Tina Müller, die total begeistert von unserem Produkt war und ist. Damit gehörte sie zu den Supporterinnen der ersten Stunde. Als schließlich ihr Investment bei DR. VIVIEN KARL bekannt wurde, hätte es kein besseres Proof of Concept für uns geben können.

E-Commerce und D2C gelten in der jetzigen Startup-Krise nicht als angesagt. Merkt ihr davon etwas?
Huhnholz: Das war das Mantra der großen VCs. Am Ende haben wir fast das Doppelte geraised als wir ursprünglich geplant hatten. Unser Vorteil: Wir sind kein reines D2C Unternehmen, sondern arbeiten sowohl mit Apotheken und dem Apothekengroßhandels als auch mit Premium E-Retailern, wie Niche Beauty zusammen. Gerade in unserem Segment, der Intimpflege, ist der Hybrid aus Premium Kosmetik und Gesundheitsprodukt besonders.

Wie ist überhaupt die Idee zu Dr. Vivien Karl entstanden?
Karl: Ich studierte Pharmazie und habe neben meiner Promotion in verschiedenen Apotheken gearbeitet. Neben meiner wissenschaftlichen Arbeit und im direkten Austausch mit Apotheker:innen und Ärzt:innen realisierte ich den enormen Bedarf an natürlichen Intimpflegeprodukten, vor allem gegen Intimtrockenheit. Jede dritte Frau in Deutschland leidet unter den Symptomen. So entwickelte ich in der Apotheke meine eigene Rezeptur, testete diese in Zusammenarbeit mit einer gynäkologischen Praxis und das erste Produkt, die Intimcreme 01, war geboren.

Wie oder wo hast Du Deine Mitgründerin kennengelernt?
Karl: Ich war acht Monate auf der Suche nach Julia. Auf einem Presse Event lernte ich Lea-Sophie Cramer kennen und erzählte ihr von der Cofoundersuche. Kurzerhand machte Lea mit mir ein Selfie und postete dieses auf Instagram. Es meldeten sich Dutzende und darunter war Julia. Wir trafen uns zum Lunch, es war Liebe auf den ersten Blick und vier Wochen später saßen wir bei der Notarin.

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Huhnholz: Finanzierungsrunden sind immer herausfordernd, da sie zeitintensiv sind und einen vom Tagesgeschäft abhalten. Zusätzlich kamen wir schon sehr früh in Kontakt mit den Pharma Giganten, die ein kritisches Auge auf uns haben.

Wo steht Dr. Vivien Karl derzeit, welche Zahlen, Daten und Fakten kannst Du mit uns teilen?
Karl: Wir sind nun seit 8 Monaten auf dem Markt und tausende von Frauen vertrauen bereits unserer Intimcreme. Dieses Jahr launchen wir noch 3 weitere Produkte. Wir haben erfolgreich unsere Pre-Seed Runde mit knapp 1,5 Millionen Euro abgeschlossen und wollen das Geld vor allem in unser Team, Marketing und klinische Studien investieren.

Wo steht Dr. Vivien Karl in einem Jahr?
Karl: Wir wollen die Nummer Eins für Intimpflegeprodukte werden, der Frauen, Ärzt*innen und Apotheker*innen vertrauen. In einem Jahr sehen wir uns diesem Ziel ein gutes Stück näher, indem wir mit klinischen Studien unseren wissenschaftsbasierten Ansatz vertiefen und so auch unseren Vertrieb sowie das Marketing stärken.

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Foto (oben): Dr. Vivien Karl

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.