#Interview

Ein Startup, das immer die passende Größe findet

Presize aus München bietet seinen Nutzern die Möglichkeit, die passende Größe bei Online-Bestellungen zu finden. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht presize.ai-Gründer Leon Szeli über Digitalisierungsdruck, Größenempfehlungen und CO2-Emissionen.
Ein Startup, das immer die passende Größe findet
Dienstag, 23. Februar 2021VonAlexander Hüsing

Das Münchner Startup presize.ai, das 2019 von Awais Shafique, Tomislav Tomov und Leon Szeli gegründet wurde, bietet seinen Nutzern mit einer mobilen Body-Scanning-Technologie die Möglichkeit, basierend auf einem Smartphone-Video ihres Körpers, die passende Größe bei Online-Bestellungen zu finden. In der achten Staffel der Vox-Show “Die Höhle der Löwen” investierte Carsten Maschmeyer 650.000 Euro in das junge Unternehmen. Außerdem investierten auch Plug & Play, UnternehmerTUM und mehrere Angel-Investoren in presize.ai.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht presize.ai-Gründer Szeli über Digitalisierungsdruck , Größenempfehlungen und CO2-Emissionen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter presize.ai erklären?
Eigentlich ist es ganz einfach: Presize hilft Dir dabei, beim Online-Shopping Deine perfekte Kleidergröße zu finden. Alles, was wir dafür benötigen, ist ein sieben-sekündiges Smartphone-Video von Dir, in dem Du Dich einmal vor der Kamera drehst.

Welches Problem genau wollt Ihr mit presize.ai lösen?
Wir möchten das größte Problem im Fashion-E-Commerce lösen: 50 % aller Bekleidung, die online bestellt wird, wird retourniert – 50 % davon wegen falscher Größe oder schlechter Passform. Jede Rücksendung verursacht Kosten in Höhe von 20 Euro und 849 Gramm CO2-Emissionen. Retouren führen also zu großen finanziellen Verlusten für Einzelhändler, vermeidbaren Umweltschäden und frustrierten Online-Kunden. Durch unsere Größenempfehlung reduzieren wir aber nicht nur Retouren, sondern erhöhen auch die Conversion-Rate von Fashion-Online-Shops und ermöglichen es Einzelhändlern, ihre User Experience auf den einzelnen Nutzer abzustimmen.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Glücklicherweise haben wir die Auswirkungen der Corona-Krise kaum gespürt. Der durch die Corona-Krise verstärkte Digitalisierungsdruck in der Modebranche spielt uns eher in die Karten. Wir können Unternehmen dabei helfen ihre Conversion-Rate zu erhöhen und Retouren von Kunden zu reduzieren – was für Einzelhändler in diesen schwierigen Zeiten besonders wichtig ist.

Wie ist überhaupt die Idee zu eurem Startup entstanden?
Das Gründungsteam von Presize – Awais, Tomi und ich – haben uns am CDTM, einem gemeinsamen interdisziplinären Honors Degree von TUM & LMU in München, kennengelernt. Ein Höhepunkt für jeden CDTM-Kurs ist das MPD (Managing Product Development Project), bei dem die Studenten neue digitale Produkte entwickeln. Die Gruppe um Awais hat an einem ersten Entwurf für eine mobile Body-Scanning-Lösung für die Bekleidungsindustrie gearbeitet. Nach der erfolgreichen Entwicklung eines Prototyps beschlossen Awais, Tomi und ich die Idee im Bereich E-Commerce weiterzuentwickeln. Daraus entstand kurze Zeit später dann Presize.

Hat sich das Konzept seit der Idee irgendwie verändert?
Der Prototyp von Awais’ Projekt zielte auf Größenempfehlungen für Arbeitsbekleidung ab. Wir haben dann bemerkt, dass das Problem im E-Commerce noch größer ist und unser AI-Algorithmus auf das Feedback von Online-Shoppern angewiesen ist. Da der Prototyp perfekt in Online-Shops integrierbar ist, haben wir uns dann auf E-Commerce fokussiert.

Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Es ist im Prinzip ganz einfach: Unsere Kunden zahlen eine einmalige Integrationsgebühr und danach eine monatliche Gebühr – je nach Mehrwert, der durch Presize generiert wird. Dieses einfache Modell hat sich sowohl für unsere Kunden als auch für uns bewährt.

Wer sind eure Konkurrenten?
Wir haben Mitbewerber, wie etwa Fit Analytics und 3D Look, deren Größenempfehlungen jedoch hauptsächlich auf Fotos der Endnutzer oder Fragen nach Körpermaßen, Gewicht und Geschlecht basieren – also ein anderes Modell als das, was wir anbieten. Unsere Lösung kombiniert Fragen und Video-Scans und verbessert sich kontinuierlich weiter, da sie auf künstlicher Intelligenz basiert. Wir ermitteln die im Vergleich zu unseren Wettbewerbern präzisesten Körpermaße mit einem MAE (Mean Absolute Error) von 1,2 Zentimeter. Somit bieten wir die genauesten Größenempfehlungen am Markt.

Wo steht presize.ai in einem Jahr?
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, im Jahr 2021 in die größten europäischen Online-Shops der deutschen und europäischen Fashion-Industrie integriert zu werden. Das ist ein durchaus ehrgeiziges Ziel, das wir aber schaffen können und wollen.

Start-ups mit Impact powered by Samsung

In unserem Themenschwerpunkt “Start-ups mit Impact” berichten wir regelmäßig über die Zebras unter den Start-ups. Wir begleiten die Geschichten von Gründungsteams mit innovativen technischen Lösungen, die nachhaltige und wirtschaftliche Ziele gleichermaßen verfolgen. Die Rubrik wird gefördert von Samsung in Partnerschaft mit dem Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland und dem Impact Hub Berlin, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, an besseren Rahmenbedingungen für soziale Innovationen mitzuwirken. In der Artikelreihe beleuchten wir das Potenzial der Zebra-Szene. Weitere Infos bei: Samsung for Impact.

Foto (oben): presize

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.