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Die mächtigsten Startups, die nicht aus Berlin sind

Nicht nur in Berlin kann man Millionen einsammeln. Auch junge Unternehmen wie Arculus (Stuttgart), Cannamedical (Köln) und Wandelbots (Dresden) bekamen zulezt zweistellige Millionenbeträge. Die allermeisten der andereren millonenschweren Startups kommen aber aus München.
Die mächtigsten Startups, die nicht aus Berlin sind
Dienstag, 14. Juli 2020VonAlexander Hüsing

Die allermeisten der zuletzt millionenfinanzierten Startups und Grownups haben ihren Sitz in der deutschen Startup-Hauptstadt Berlin. Es gibt aber – zum Glück – auch Ausnahmen, die zeigen, dass man auch abseits von Berlin große Millionenbeträge – gemeint sind hiermit zwei- und dreistellige Millionensummen – einsammeln kann. In den vergangenen Monaten gelang dies unter anderem jungen Unternehmen wie Arculus (Stuttgart), Cannamedical (Köln) und Wandelbots (Dresden). Die allermeisten der millonenschweren Startups kommen aber aus München.

Arculus
Der Londoner Geldgeber Atomico investierte zuletzt gemeinsam mit dem Visionaries Club und La Famiglia 16 Millionen Euro in Arculus. Das Unternehmen aus Ingolstadt, das 2016 von Fabian Rusitschka gegründet wurde, ist im Segment modulare Produktion unterwegs. Im Grunde geht es darum, die Fließbandfertigung zu verbessern – etwa durch Software, aber auch Hardware.

Cannamedical
Der US-Healthcare Unternehmer Steve Wiggins, der seit über 30 Jahren in der Gesundheitsbranche unterwegs ist, investierte zuletzt 12 Millionen Euro in Cannamedical, ein junges Startup für medizinisches Cannabis. Das Kölner Unternehmen, das 2016 von David Henn gegründet wurde, ist 2017 an den Start gegangen. Der amerikanische Geldgeber Orkila Capital investierte im vergangenen Jahr bereits 15 Millionen Euro in Cannamedical.

DataGuard
Der Londoner Wachstumsinvestor One Peak investierte zuletzt 20 Millionen US-Dollar in DataGuard. Die 2017 gegründete Münchner Jungfirma, das über 100 Mitarbeiter beschäftigt, positioniert sich als “Datenschutz- und Compliance-Unternehmen”. Das Startup “analysiert über seine proprietäre Softwareplattform die Datenverarbeitung seiner Kunden, dokumentiert Kern- und Standardprozesse, schult Mitarbeiter und unterstützt bei der Abwicklung von Datenschutzverstößen, Datenschutzprüfungen und Betroffenenanfragen”.

Lilium
Der chinesische Internet-Konzern Tencent, Atomico, Freigeist und LGT investierten zuletzt 240 Millionen US-Dollar in den Münchner Flugtaxi-Entwickler Lilium. Der junge Lufttaxi-Hersteller wurde 2015 von den vier Ingenieuren Daniel Wiegand, Sebastian Born, Patrick Nathen und Matthias Meiner gegründet.

Just Spices
Five Seasons Ventures aus Paris, Coefficient Capital aus New York und Bitburger Ventures investierten zuletzt beachtliche 13 Millionen Euro in das junge Düsseldorfer Startup Just Spices. Die Jungfirma, die Gewürze verkauft, wurde 2014 von Florian Falk, Ole Strohschnieder und Bela Seebach gegründet. Bis Ende 2017 flossen bereits 2,3 Millionen in Just Spices. Zuletzt investierten Döhler Ventures und Howzat Partners in das Startup, das laut Jahresabschluss im Jahre 2017 profitabel arbeitete.

Kaia
Optum Ventures, Idinvest und capital300 sowie die Altinvestoren Balderton Capital, Heartcore Capital und Symphony Ventures investierten zuletzt 26 Millionen US-Dollar in Kaia. Insgesamt flossen nun schon 50 Millionen in das E-Health-Startup aus München, das 2016 von Konstantin Mehl, Gründer von Foodora, und Manuel Thurner gegründet wurde. Kaia tritt an, um mit seiner App chronische Rückenschmerzen zu bekämpfen.

Limehome
Lakestar, Holtzbrinck Ventures, Picus Capital und Global Growth Capital investierten zuletzt 21 Millionen Euro in Limehome. Das Münchner Startup mietet Wohnungen an und richtet diese als Apartments zur kurz- und langfristigen Miete ein. Anfang des vergangenen Jahres flossen bereits 5 Millionen Euro in das Startup, das 2018 von Lars Stäbe und Josef Vollmayr gegründet wurde.

nexmed
Der Berliner Kapitalgeber Econa übernahm zuletzt die Mehrheit – rund 70 % – an nexmed. Das Dortmunder Unternehmen, das von Stephan Essmeyer und Patrick Zinn gegründet wurde, positioniert sich als “Premium-Anbieter für MRT-Diagnostik”. Die Jungfirma bietet “bildgebende Diagnostik für Ärzte und Krankenhäuser als Dienstleistung an” Auf der Website heißt es: “nexmed steht für: schnelle Termine, beste Bildqualität und maximale Servicequalität”. Econa investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in nexmed.

Personio
Der amerikanische Top-Investor Accel investierte zuletzt in das Münchner Unternehmen Personio. In der Investmentrunde investierten zudem Lightspeed Venture Partners und Lars Dalgaard, der Gründer von SuccessFactors, in das Startup. Zu guter Letzt sind auch die Altinvestoren Index Ventures, Northzone, Global Founders Capital und Picus Capital wieder dabei. Insgesamt flossen 75 Millionen US-Dollar in die Jungfirma.

Prolupin
Capricorn Partners und Novax, ein Wachstumsinvestor aus Stockholm, sowie Munich Venture Partners und eCapital Entrepreneurial Partners investierten zuletzt einen zweistelligen Millionenbetrag in Prolupin. Das Unternehmen bietet Lebensmittel aus Lupinen-Eiweiß an – etwa Joghurt, Desserts, Frischkäse, Milch und Eis. Prolupin ging 2010 als Fraunhofer Spin-off an den Start.

ryd
Mastercard und ein süddeutscher Automobilhersteller investierten zuletzt einen zweistelligen Millionenbetrag in das Münchner Startup ryd (ehemals TankTaler). Das 2014 gegründete FinTech bietet mit ryd pay eine bargeldlose Bezahlfunktion direkt an der Zapfsäule an. ryd box, ein OBD2-Stecker, wiederum verwandelt jedes Auto in ein Smartcar.

SimScale
Insight Partners, Earlybird und weitere Bestandsinvestoren investierten zuletzt 27 Millionen Euro in das Münchner Startup SimScale, ein Spin-off der Technischen Universität München (TUM). Das 2012 gegründete Unternehmen entwickelt und vertreibt eine web-basierte Plattform für ingenieurtechnische Simulationen.

Temedica
MIG, Santo Venture Capital, G+J Digital Ventures und Salvia sowie dem Business Angel Bernd Wendeln investierten zuletzt 17 Millionen Euro in Temedica. Das Münchner E-Health-Startup, das von Gloria Seibert und Clemens Kofler gegründet wurde, entwickelt digitale Lösungen für die Begleitung medizinischer Therapien sowie für die Gesundheitsvorsorge. Mit pelvina.de bietet die Jungfirma unter anderem eine App für Beckenbodenübungen an.

TIS
Aquiline Capital Partners investierte zuetzt gemeinsam mit 83North 20 Millionen US-Dollar in TIS, auch als Treasury Intelligence Solutions bekannt. Das 2010 von Jörg Wiemer und Erol Bozak in Walldorf gegründete Unternehmen positioniert sich als SaaS-B2B-Zahlungsplattform. 83North, Target Partners und Zobito investierten zuvor bereits 12 Millionen Dollar in die Jungfirma. Mit dem frischen kapital will das Unternehmen “die Vertriebsaktivitäten in Europa und den Vereinigten Staaten ausweiten”

Twaice
Der Frühphasen-Investor Creandum sowie die Bestandsinvestoren Cherry Ventures, UVC Partners und Speedinvest investierten zuletzt 11 Millionen Euro in Twaice, das 2018 gegründet wurde. Das Münchner Startup entwickelt eine Batterieanalysesoftware. Konkret ermöglicht die Jungfirma Batterie- und Elektrofahrzeugherstellern, Flottenbetreibern und Finanzdienstleistern Batterien hinsichtlich Effizienz, Sicherheit und Zuverlässigkeit zu optimieren.

Volocopter
Die Deutsche Bahn investierte kürzlich über ihre Logistik-Tochter Schenker in das Flugtaxi-Startup Volocopter, das 2011 von Stephan Wolf und Alexander Zosel gegründet wurde. Neben DB Schenker beteiligten sich auch Mitsui Sumitomo Insurance Group, MS&AD Ventures und TransLink Capital sowie Lukasz Gadowski und btov Partners als bestehende Investoren an der Runde. “Volocopter erweiterte seine Series C Runde damit auf 87 Millionen Euro”, teilt das Unternehmen mit.

Wandelbots
83North, Microsofts Investitionsfond M12 und Next47 sowie Paua Ventures, EQT Ventures und Atlantic Labs investierten zuletzt 26 Millionen Euro in Wandelbots. Das 2017 gegründete Unternehmen, das aus der Fakultät für Informatik der TU Dresden hervorging, entwickelt eine Methode zur Programmierung von Industrierobotern. Gründer von Wandelbots sind Christian Piechnick, Georg Püschel, Maria Piechnick, Sebastian Werner, Jan Falkenberg, Giang Nguyen und Frank Fitzek. Paua Ventures und Co. investieren bereits 6 Millionen in das Dresdener Startup.

YFood
Deliveroo-Investor Felix Capital, der ehemalige Foodspring-Anteilseigner Fonterra sowie die Altgesellschafter Five Seasons Ventures und New Ground Ventures investierten zuletzt 15 Millionen Euro in YFood. Das Startup, das von Benjamin Kremer und Noel Bollmann gegründet wurde, ist im sogenannten Complete Meal Market-Segment unterwegs. Die Jungfirma bietet eine Trinkmahlzeit an. In der fünften Staffel der Vox-Show “Die Höhle der Löwen” investierte Dauer-Löwe Frank Thelen 200.000 Euro in YFood. Zuletzt flossen 4,2 Millionen in YFood.

Und auch 2019 konnten einige Startups – abseits von Berlin – große Investments einsammeln. Allen voran Flixbus, Celonis, commercetools, powercloud, ottonova, Wunder, flaschenpost, Exporo, Chrono24, ProGlove, Holidu, IDnow, Chrono24, Cluno, Scalable Capital, In Mind Cloud, Getsafe, Joblift, Klarx, Helpcheck, konux, Staffbase und navabi.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.