#Interview

Ein Startup, das mit Socken Millionen umsetzt

Bei Snocks geht es um Socken. Mit Erfolg: Der Umsatz lag zuletzt im "hohen einstelligen Millionenbereich"! Anfangs setzen die Gründer Johannes Kliesch und Felix Bauer voll und ganz auf Amazon. Inzwischen haben sich die Mannheimer vom Giganten losgelöst.
Ein Startup, das mit Socken Millionen umsetzt
Dienstag, 7. Juli 2020VonAlexander Hüsing

Bei Snocks können Onliner seit 2016 insbesondere Socken kaufen. Anfangs setzen die Gründer Johannes Kliesch und Felix Bauer voll und ganz auf Amazon. Inzwischen haben sich die Mannheimer Cousins vom E-Commerce-Giganten losgelöst. Das junge Unternehmen sieht sich als Direct to Consumer Brand. Derzeit wirken 15 Mitarbeiter für das Startup. Der Umsatz lag zuletzt im “hohen einstelligen Millionenbereich”.

“Obwohl man es auf den ersten Blick vielleicht gar nicht denken würde, ist unser Geschäftsmodell sehr IT-lastig. Bei uns geht es weniger um Mode oder Handel, sondern um Performance Marketing. Dadurch sind wir abhängig von einer effizienten und funktionierenden IT-Infrastruktur. Aus diesem Grund unterscheidet sich die Außenwahrnehmung von unserem Geschäftsmodell stark von unseren täglichen Arbeitsinhalten”, sagt Gründer Kliesch.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Snocks-MAcher außerdem Kliesch über Aufklärungsarbeit, Produkt-Flops und Kaffee.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Snocks erklären?
Oma, Opa – wir verkaufen Socken im Internet. So erkläre ich es tatsächlich den meisten Menschen, die mich danach fragen.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Ja, auf jeden Fall. Wir sind mit Amazon FBA gestartet, jetzt sehen wir uns viel mehr als Direct to Consumer Brand. Dadurch hat sich auch unser Produktsegment verlagert. Wir schauen nicht mehr nur, was bei Amazon gut läuft – sondern agieren viel mehr markenbezogen und brand-driven.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Auch für uns ist die weltweite Corona-Krise eine turbulente Zeit. Es war sehr windig, wir konnten unsere Segel jedoch rechtzeitig adjustieren. Beispielsweise sind die Preise für Facebook-Werbung stark gesunken. Viele Startups waren hiervon verunsichert, wir hingegen haben das Ad-Budget richtig hochgefahren.

Hat das funktioniert?
Dadurch konnten wir auch während der Corona-Krise stabile Umsätze erzielen. Wir haben außerdem schnelle Aufklärungsarbeit geleistet und den Kunden kommuniziert, dass alle in unserem Shop bestellten Waren rechtzeitig rausgehen. Insgesamt gehen wir gestärkt aus der Krise hervor.

Wie ist überhaupt die Idee zu Snocks entstanden?
Felix und ich sind Cousins und entwickeln seit Kindertagen – mehr oder weniger erfolgreiche – Geschäftsideen. Damals wollten wir zum Beispiel eine eigene Gärtnerei eröffnen. Im Jahr 2016 war ich eines Tages verzweifelt auf der Suche nach qualitativ hochwertigen und rutschfesten Sneaker Socken. Als Felix und ich auch online kein passendes Produkt fanden, entstand die Idee zu Snocks.

Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell ist ein klassisches D2C – Direct to Consumer – Modell. Wir beziehen die Waren, steigern deren Wert durch Marketingmaßnahmen und verkaufen sie mit Profit an unsere Kunden. Obwohl man es auf den ersten Blick vielleicht gar nicht denken würde, ist unser Geschäftsmodell sehr IT-lastig. Bei uns geht es weniger um Mode oder Handel, sondern um Performance Marketing. Dadurch sind wir abhängig von einer effizienten und funktionierenden IT-Infrastruktur. Aus diesem Grund unterscheidet sich die Außenwahrnehmung von unserem Geschäftsmodell stark von unseren täglichen Arbeitsinhalten.

Wie hat sich Snocks seit der Gründung entwickelt?
Zunächst haben Felix und ich alles neben unserem dualen Studium gestemmt. Wir konnten über Amazon FBA frühe Erfolge und überraschend hohe Umsätze erzielen. Dadurch wurden wir etwas übermütig und mussten einige Rückschläge und Produkt-Flops einstecken. Wir haben uns nicht entmutigen lassen und wurden dafür durch wieder steigende Umsätze belohnt. Daraufhin haben wir unser Produktportfolio erweitert und unsere Amazon Listings immer weiter optimiert. So wurde irgendwann auch Amazon auf uns aufmerksam und machte uns zum Gesicht ihrer der Global Sellers Kampagne.

Welche Auswirkungen hatte das?
Dadurch stieg unsere Markenbekanntheit, was sich natürlich positiv auf die Verkaufszahlen ausgewirkt hat. Seitdem wächst unser Umsatz Jahr für Jahr und wir stellen viele Mitarbeiter ein, Felix und ich können dieses Geschäftsvolumen schon lange nicht mehr alleine stemmen. Mittlerweile sind wir durch unseren Onlineshop und ein eigenes Lager unabhängiger von Amazon, wobei wir auch weiterhin dort Produkte verkaufen. Heute sind wir mit einem starken Team von Experten, qualitativ hochwertigen Produkten und einer hohen Markenbekanntheit gut aufgestellt – natürlich ist aber immer Luft nach oben.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Snocks inzwischen?
Heute beschäftigen wir 15 Mitarbeiter in Vollzeit sowie einige Aushilfskräfte und Studenten. 2019 konnten wir einen Umsatz im hohen einstelligen Millionenbereich erzielen, wofür wir sehr dankbar sind. Eines unserer Highlights aus dem Jahr 2019 war die Wahl zum Amazon Verkaufspartner des Jahres. Seit kurzem gibt es unseren Shop auch auf französisch, weil wir neue Märkte erschließen wollen.

Euer Firmensitz ist Mannheim. Was macht den Reiz der Startup-Szene in der Stadt aus?
Wir sind fest in Mannheim und der Metropolregion Rhein-Neckar verwurzelt. Viele unserer Mitarbeiter, inklusive Felix und mir, haben ihre Jugend hier verbracht und hegen deshalb eine besondere Beziehung zu Mannheim. Neben einer – zumindest vor der Corona-Krise – aufstrebenden Gastro-Szene gibt es hier einige Startups im Textil- und Modebereich. Wir kennen eigentlich fast alle Gründerinnen und Gründer aus der Region, viele schauen regelmäßig auf einen Kaffee vorbei. Mannheims Gründerszene überzeugt mit Vielfalt, Kreativität und einem lässigen Vibe.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Eine Zeit lang hat bei uns stark der Fokus gefehlt. Wir waren etwas naiv und dachten: Wenn es mit Socken klappt, dann funktioniert das Modell auch mit zahlreichen anderen Produktkategorien. Deshalb haben wir mehrere Firmen gegründet, was nach hinten losging. Auch den US-Markt sind wir falsch angegangen und konnten deshalb nicht wie gewünscht vom Markteintritt dort profitieren.

Was genau habt ihr den USA falsch gemacht?
Wir sind den Markt zu überhastet angegangen, ohne uns intensiv mit dessen Besonderheiten auseinanderzusetzen. Wir haben einfach das in DACH erfolgreiche Modell wiederverwendet und haben uns zu wenige Gedanken darüber gemacht, welche Produkte und Marketingmaßnahmen in den USA funktionieren. Deshalb ging dieser Schritt ordentlich nach hinten los.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben den hohen Bedarf und das mangelnde Angebot an qualitativ hochwertigen Sneaker Socken früh erkannt und diese Marktlücke schnell gefüllt. Durch die Wahl von Amazon FBA als Vertriebskanal konnten wir mit nur zwei Personen nebenberuflich in recht kurzer Zeit ein großes Geschäft aufbauen. Eine gute Entscheidung war außerdem, neben Socken auch Boxershorts in das Portfolio aufzunehmen. Diese verkaufen sich mittlerweile sogar besser als unsere Socken. Außerdem haben wir ein gutes Gespür für Social Media Plattformen wie Facebook, Instagram und LinkedIn, die wir effektiv zum Markenaufbau und für Werbung nutzen.

Wo steht Snocks in einem Jahr?
Hoffentlich im eigenen Café mit doppelt so vielen Mitarbeitern und immer noch viel Spaß bei der Arbeit!

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Foto (oben): Snocks

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.