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#EXKLUSIV Allianz stellt das Millionen-Projekt abracar ein

Die Allianz schiebt abracar aufs Abstellgleis. Zuvor platzte der Einstieg eines strategischen Investors. Die Allianz meinte es in der Vergangenheit durchaus ernst mit abracar: 2018 investierte das Unternehmen 11,5 Millionen in den Gebrauchtwagenvermittler.
#EXKLUSIV Allianz stellt das Millionen-Projekt abracar ein
Dienstag, 14. April 2020VonTeam

Vor knapp drei Jahren ging abracar, ein Spin-off der Allianz-Gruppe, an den Start. Das Münchner Startup, das von Orhan Köroglu und Sebastian Jost gegründet wurde, trat an, um “den Autoverkauf einfacher, sicherer und transparenter machen”. Zuletzt lief es recht ordentlich für das junge Unternehmen. “2019 wird ein weiteres Erfolgsjahr für abracar. Wir werden ein Fahrzeug-Volumen von über 100 Millionen Euro und mehr als 7.500 Fahrzeuge vermitteln, damit zählen wir bereits zu den Top-30-Gebrauchtwagenhändlern in Deutschland”, sagte Mitgründer Köroglu im Herbst des vergangenen Jahres im Interview mit deutsche-startups.de. Dennoch endet die Geschichte von abracar nun recht abrupt, der Gebrauchtwagenvermittler wird liquidiert.

Die abracar-Macher möchten zur Einstellung keine Stellung nehmen, sie verweisen auf den Mutterkonzern. Die Hintergründe für das Aus kursieren aber bereits in der eng verzahnten Autoszene. Erst einmal ist der Markt für Auto-Startups derzeit nicht leicht, die Geschäfte ruhen während der Corona-Krise zum Großteil. Selbst Platzhirsch Auto1 schickte seine vielen Mitarbeiter bereits in Kurzarbeit. Insider aus dem Umfeld des Corporate Startups, das zuletzt rund 40 Mitarbeiter beschäftigte, verweisen auch bei abracar insbesondere auf die derzeitige Corona-Krise. Zudem gab es in den vergangenen Jahren auch eine “strategische Neuausrichtung der Allianz-Gruppe”. Gemeint ist hierbei der Wandel von Allianz X vom Inkubator zu einer Art Lager-Stage-Investor.

Dabei meinte es die Allianz-Gruppe in der Vergangenheit durchaus ernst mit abracar: 2018 investierte Allianz X, die Venture-Capital-Tochter des bekannten Versicherers, beachtliche 11,5 Millionen Euro in den Gebrauchtwagenvermittler. Aufgrund der Neuausrichtung von Allianz x unterstützte der Versicherer  zuletzt auch die Suche nach einem anderen strategischen Investor für abracar. Die Suche war auch erfolgreich, dies berichten mehrere Szenekenner. Leider bekamen die beteiligten Parteien den Deal vor der Corona-Krise nicht mehr unter Dach und Fach. Daraufhin zog die Allianz dann recht kurzfristig den Stecker bei abracar. Die Liquidation ist dabei der eleganteste Weg für den Versicherer.

Auf Anfrage teilt Allianz X mit: “Die Allianz X überprüft ihr Portfolio an Beteiligungen und damit verbundenen Leistungsangeboten regelmäßig. In unserer Funktion als strategische Beteiligungsgesellschaft der Allianz sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass der strategische und wirtschaftliche Beitrag von Abracar zum Kerngeschäft der Allianz überschaubar geblieben ist. Deswegen haben wir uns entschieden, keine weiteren Investitionen in die Entwicklung von Abracar vorzunehmen und das Angebot einzustellen. Der Geschäftsbetrieb wird zum 31.05.2020 vollständig eingestellt. Die Liquidation wird dann voraussichtlich im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein. Den Rückzug aus diesem Geschäft geht die Allianz verantwortungsvoll an. Wir fahren das Geschäft mit ruhiger Hand zurück und werden dabei durch das Team und die Gründer des Unternehmens weiter mit hohem Engagement unterstützt. Dafür sind wir dankbar”.

Dass die Entscheidung zur Einstellung von abracar recht kurzfristig gefallen ist, zeigen die PR-Aktionen der Jungfirma: Noch Anfang März veröffentlichte das Startup eine Studie zum Thema Elektroautos. Tenor: “Der Gebrauchtwagenvermittler abracar hat den Preisverlust bei Elektroautos untersucht. Das Ergebnis: Es gibt große Unterschiede bei den verschiedenen Modellen”. Auf der abracar-Website ist die Einstellung der Plattform noch nicht für jeden Nutzer sichtbar. Lediglich im Impressum weisen zwei kleine Buchstaben darauf hin: “abracar GmbH i.L.”. Neuaufträge nimmt das Startup aber bereits auch keine mehr entgegen.

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Foto (oben): Shutterstock