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Telemedizin – diese Startups sollte jeder kennen

Das altmodische deutsche Wort Telemedizin steht für den größten Wandel im Gesundheitswesen überhaupt. deutsche-startups.de hat sich einmal ausgiebig im Telemedizin-Segment umgesehen. Hier alle Telemedizin-Startups, die jeder kennen sollte.
Telemedizin – diese Startups sollte jeder kennen
Dienstag, 12. März 2019VonAlexander Hüsing

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist im vollen Gange. Es dauert aber dennoch endlos lange, bis alle Hindernisse beseitigt sind. Kein Wunder: Alle, also Politik, Ärzte, Apotheker und auch die Patienten, haben eigene Interessen, die sie durchsetzen wollen. Im vergangenen Jahr machte der Deutsche Ärztetag aber zumindest bereits den Weg für Telemedizin in Deutschland frei. Nun soll auch das E-Rezept nicht mehr lange auf sich warten lassen. Hoffentlich!

Selbst die Spitzenorganisation der deutschen Apotheken, ABDA, hat das Vorhaben begrüßt. Die großen Versandapotheken sehnen 2020, dann soll es so weit sein, bereits herbei. Aber auch die vielen Startups in der DACH-Region, die sich mit Telemedizin beschäftigen, dürften sich auf die Einführung der digitalen Rezepte freuen. Denn ein Online-Arztbesuch macht erst dann richtig sinn, wenn man das Rezept danach nicht in Papierform beim Arzt abholen muss.

deutsche-startups.de hat sich einmal ausgiebig im Telemedizin-Segment umgesehen. Hier alle Telemedizin-Startups, die jeder kennen sollte.

arztkonsultation.de
Die Geschichte des Schweriner Unternehmens arztkonsultation.de geht bis ins Jahr 2014 zurück. “Mit ak OnlinePraxis bieten wir die Möglichkeit, praxisorientierte Videosprechstunden einzurichten. Flexibel im Praxisbetrieb, ortsunabhängig und unter Berücksichtigung des deutschen Gesundheitssystems”, teilt das Unternehmen in eigener Sache mit. Geführt wird die Jungfirma von Peter Zeggel.

Betriebsarztservice
Hinter Betriebsarztservice steckt Heartbeat Labs. Das Startup verspricht seinen Kunden: “Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit aus einer Hand. Kalkulierbar, individuell und rechtssicher”. Dabei geht es auch um Telemedizin. Zielgruppe sind vor allem “Unternehmen in Wachstums- und Konsolidierungsphasen sowie Branchen, die schnellem Wandel ausgesetzt sind”. Die Jungfirma wird von Philipp Schäfer und Hendrik Krawinkel geführt.

Doc Cirrus
Das Berliner Unternehmen Doc Cirrus, das 2012 von Torsten Schmale gegründet wurde, positioniert sich zunächst einmal als Arzt- und Praxissoftware. An Telemedizin haben die Hauptstädter, die rund 40 Mitarbeiter beschäftigen aber auch gedacht. Die Jungfirma verspricht “abrechenbare, revisionssichere Telekonsile und Online-Sprechstunden direkt aus der Fallakte”.

Eedoctors
Das Schweizer Unternehmen Eedoctors, das in Bern residiert, mischt ebenfalls beim Trendthema Telemedizin mit. Die Eidgenossen bezeichnen sich dabei als “die erste virtuelle Arztpraxis für das Smartphone”. “Die eedoctors Ärzte sind hochkompetente Allgemeinmediziner und Notfallärzte. Sie stellen bei Bedarf ein Rezept aus. Unsere Dienstleistung ist von Schweizer Krankenkassen anerkannt”, teilt die Jungfirma in eigener Sache mit.

Fernarzt
Wie der große Wettbewerber Zava (siehe unten) residiert auch Fernarzt, das vom Berliner Company Builder Heartbeat Labs angeschoben wurde, in Großbritannien. Das Startup, das von Ahmed Wobi geführt wird, hat den deutschen Markt aber fest im Blick. Fernarzt deckt derzeit Themen wie Haarausfall, Verhütung oder Migräne ab. Die Behandlungsgebühr bei Fernarzt beträgt zwischen 15 Euro und 35 Euro – je nach Art der Behandlung.

Kinderheldin
Das Berliner Startup Kinderheldin wurde 2017 von Fabian Müller und Paul Hadrossek gegründet. Die junge Plattform positioniert sich als “telemedizinisches Beratungsportal für Schwangere und junge Eltern”. Die Nutzer können über die Plattform mit fest angestellten Hebammen chatten oder telefonieren, auch abends, am Wochenende oder feiertags. Beim Unternehmen, dass ebenfalls von Heartbeat Labs angeschoben wurde, konnte zuletzt auch W&W brandpool als Investor gewinnen.

Medi24
Das Berner Unternehmen Medi24, 1999 gegründet, ist der Pionier unter den Telemedizin-Firmen überhaupt. “Ein interdisziplinäres Team aus über 120 Fachpersonen, darunter Ärzte und Pflegefachpersonen, bietet rund um die Uhr telefonische Hilfe bei medizinischen Fragen in allen Lebenssituationen”, heißt es in der Selbstbeschreibung der etablierten Firma.

Medgate
“Wir bringen den Arzt dahin, wo unsere Patienten ihn brauchen”, verspricht das Schweizer Unternehmen Medgate. “Seit dem Jahr 2000 betreibt Medgate mit der Medgate Tele Clinic das grösste ärztliche telemedizinische Zentrum Europas. Für Konsultationen vor Ort stehen den Patienten zudem die Medgate Mini Clinics sowie die Ärzte und Kliniken des Medgate Partnernetzwerkes zur Verfügung”, teilt die Jungfirma mit, die längst auch Deutschland im Visier hat.

Minxli
Das Münchner Startup Minxli wurde von Jennifer Kelly und Uwe Bicker ins Leben gerufen. Über die App der Jungfirma können Ärzte und Patienten miteinander kommunizieren. “Inspiriert durch Innovation und die Möglichkeiten, die neue Technologien bieten, wollen wir Ärzten eine neue Arbeitsweise anbieten, die Ihnen die Möglichkeit gibt, den Praxisbetrieb und ihr Leben besser in Einklang zu bringen”, teilen die Bajuwaren mit.

Patientus
Auf der Plattform Patientus können Patienten mit ihrem Arzt Face to Face sprechen: In den Video-Sprechstunden via Web-Browser in sicherer Peer-to-Peer-Verbindung können zum Beispiel auch OP-Berichte oder Röntgenbilder ausgetauscht werden. Der Anbieter verspricht hohe Sicherheitsstandards. Patientus wurde 2012 von Jonathan von Gratkowski, Christo Stoyanov und Nicolas Schulwitz in Lübeck gegründet. Seit 2017 gehört das Unternehmen zur Burda-Tochter jameda.

TeleClinic
Mit TeleClinic wird das Smartphone zur Arztpraxis. Ins Leben gerufen wurde das Startup von Katharina Jünger, Reinhard Meier und dem Wirtschaftsinformatiker Patrick Palacin. Idinvest Partners investierte zuletzt 7 Millionen Euro in das Münchner Startup. Zuvor investierte Digital Health Ventures (DHV) 2 Millionen in das junge Telemedizin-Unternehmen. TeleClinic steckt auch hinter docdirekt, einem Pilotprojekt der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW).

Vivelia
Hinter Vivelia verbirgt sich ein Startup rund um das Coaching und die psychotherapeutische Beratung von Menschen. “Wir bieten Unternehmen Coachings für Mitarbeiter und Führungskräfte, die Herausforderungen lösen sowie die Produktivität und Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigern: digital, kundenzentriert und skalierbar”, heißt es in der Selbstbeschreibung des Berliner Unternehmens, das von Daniel Kollmann gegründet wurde.

Zava
Das junge Unternehmen Zava (früher als DrEd bekannt) bezeichnet sich vollmundig als “größte Online-Arztpraxis Europas”. Im vergangenen Jahr wickelte das Team des deutsch-englischen Unternehmens “1 Million Beratungen und Behandlungen aus der Ferne” ab. Zuletzt wirkten 160 Mitarbeiter bei Zava. Nun will die digitale Arztpraxis auch in Deutschland mit einer eigenen Niederlassung punkten.

Bonus: In das schwedische Telemedizin-Unternehmen Kry flossen zuletzt 53 Millionen Euro – unter anderem vom Berliner Geldgeber Project A.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.