#Zahlencheck

Die große Solarisbank kann nur kleine Erträge verkünden

Der Aufbau der Solarisbank kostete bisher 24,5 Millionen Euro. Die meisten Einnahmen erwirtschaftet das Unternehmen bisher mit dem Provisionsgeschäft. Die Erlöse der B2B-Bank in diesem Segment stiegen zuletzt von 1,2 Millionen auf 1,9 Millionen. Die Zinserträge sind bisher noch mau.
Die große Solarisbank kann nur kleine Erträge verkünden
Montag, 29. Oktober 2018VonAlexander Hüsing

Das Berliner Startup Solarisbank gehört zu den spannendsten FinTech-Firmen des Landes. Seit dem Start vor zwei Jahren sammelte das Startup, das über eine Vollbanklizenz verfügt und ein wichtiger Partner zahlreicher Unternehmen ist, bereits über 95 Millionen Euro ein. Investoren des B2B-Unternehmens sind unter anderem BBVA, Visa, Lakestar und ABN AMRO DIF, Arvato Financial Solutions und die japanischen SBI Group. Das FinTech wurde von Marko Wenthin, Andreas Bittner und Peter Grosskopf gegründet.

Wie kostspielig es ist, eine Bank aufzubauen, zeigt ein Blick in die Jahresabschlüsse der Solarisbank. Insgesamt kostete der Aufbau der Banking-Plattform bereits 24,5 Millionen Euro. Alleine im vergangenen Jahr lag der Jahresfehlbetrag bei imposanten 15,7 Millionen. Doch es besteht kein Grund zur Sorge! “Insgesamt entspricht diese Entwicklung den Erwartungen”, teilt das Satrtup zu diesen enormen Verlusten mit.

Nun zu den positiven Aspekten bei der Solarisbank. “Im zweiten und ersten vollen Geschäftsjahr nach erteilter Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften konnte die solarisBank AG ihre Erträge gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern”, teilt das FinTech in eigener Sache mit. Die Zinserträge der Solarisbank lagen 2017 aber gerade einmal bei 128.369 Euro. Ein Großteil (136.959 Euro) entfällt dabei auf Factoring. Das FinTech ist in diesem Segment etwa der Partner des Startups finiata.

Wichtiger für die Solarisbank ist derzeit das Provisionsgeschäft. “Die Provisionserlöse im Geschäftsjahr 2017 beliefen sich auf TEUR 1.878,8. Dabei handelt es sich um Brutto-Provisionserlöse. Dem standen Provisionsaufwendungen i. H. v. TEUR 1.257,5 gegenüber, so dass sich ein Provisionsergebnis i. H. v. TEUR 621,3 ergab”, heißt es dazu im Jahresabschluss. 2016 lagen die Provisionserlöse bei rund 1,2 Millionen. Im ersten vollen Geschäftsjahr kann die junge B2B-Bank ihre Einnahmen somit zwar “deutlich steigern”, ist aber noch immer eine Mini-Bank. Das Unternehmen verweist deswegen auf die vielen potenziellen weiteren Partner. Zum Jahresende 2018 sollen 100 Partner bei der solarisBank-Plattform an Bord sein. 2017 waren es “nur” 52.

Der Solarisbank-Ausblick auf 2018 ist fast schon euphorisch: “Neben einer weiteren Steigerung der Provisionserlöse ist ein deutlicher Ausbau der Anzahl der Kundenkonten sowie des Kreditvolumens geplant, welches zu einer deutlichen Steigerung der Zinserlöse führen soll. Mittelfristig wird eine Annäherung der Zinserlöse an das Niveau der Provisionserlöse angestrebt”. Das Unternehmen strebt für 2018 “ein deutliches Wachstum in allen Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz an, auch wenn das Ergebnis der Geschäftstätigkeit in 2018 deutlich negativ sein wird”. Bis die Solarisbank eine wirklich Größe in der deutschen Bankenlandschaft ist, wird es aber noch eine Weile dauern. Mit 95 Millionen eingesammeltem Kapital ist aber noch viel Luft nach oben. Bisher liegt die Solarisbank aber offenbar gut im Plan.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2017
* Das Jahr 2016 war maßgeblich durch die Erteilung der Banklizenz und der Aufnahme der regulären Geschäftstätigkeit geprägt. So erhielt die solarisBank AG am 09. März 2016 die Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften und zur Erbringung von Finanzdienstleistungen gemäß § 1 Abs. 1 und Abs. 1a KWG sowie zum Betreiben von Eigengeschäft nach § 32 Abs. 1a KWG.
* Die tatsächliche Geschäftsentwicklung in der Vorperiode entsprach im Wesentlichen der Prognose. Bis Ende 2016 konnte die solarisBank AG bereits 14 Partnerverträge abschließen. Im Berichtsjahr 2017 kamen weitere 38 Verträge hinzu und die Gesamtzahl der Partner belief sich zum Jahresultimo 2017 auf 52.
* Die Provisionserlöse im Geschäftsjahr 2017 beliefen sich auf TEUR 1.878,8. Dabei handelt es sich um Brutto-Provisionserlöse. Dem standen Provisionsaufwendungen i. H. v. TEUR 1.257,5 gegenüber, so dass sich ein Provisionsergebnis i. H. v. TEUR 621,3 ergab.
* Im zweiten und ersten vollen Geschäftsjahr nach erteilter Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften konnte die solarisBank AG ihre Erträge gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern. Die Provisionserträge wurden dabei mit einer deutlich größeren Anzahl an Partnern im Vergleich zum Vorjahr erwirtschaftet.
* Die weiter vergrößerte Sales-Pipeline (derzeit werden mit rund 150 potentiellen Partnern Gespräche und Vertragsverhandlungen geführt) unterstützt die Wachstumsstrategie der solarisBank AG. Am Jahresende 2018 sollen 100 Partner auf der solarisBank-Plattform live gegangen sein. Zudem wird angestrebt, das Geschäftsvolumen mit den bereits bestehenden Partnern im Jahr 2018 deutlich auszubauen. Weitere positive Aspekte auf den Geschäftsverlauf insbesondere im zweiten Halbjahr 2018 erwarten wir aus der engeren Zusammenarbeit mit unseren neuen Investoren.
* Für 2018 geht die solarisBank AG von einem gegenüber 2017 deutlich gestiegenen Zins- und Provisionsergebnis aus. Die signifikante Steigerung der Anzahl der Partner, der Ausbau der bereits bestehenden Partnerbeziehungen in allen Produktkategorien und der weitere Ausbau der Produktausprägungen bilden die Grundlage für die geplante Erlössteigerung.

solarisbank im Zahlencheck

2017: 1,9 Millionen Euro (Provisionserlöse); 128.369 Euro (Zinserträge); 15,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 1,2 Millionen Euro (Provisionserlöse); 7,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 1,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

Lesetipp: Verlust von N26 steigt um 214,1 % – auf 14,7 Millionen

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.