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Einmal Insekten, bitte! Als Burger, Riegel oder Pasta? – Über den Boom der Insekten-Startups

Larven statt Currywurst, Insekten statt Schnitzel! Durch eine neue EU-Verordnung ist es inzwischen auch in Deutschland möglich, Insekten als Lebensmittel zu verkaufen. Immer mehr Startups setzen auf dieses Boomthema. Darunter: Bugfoundation, isaac und Bearprotein.
Einmal Insekten, bitte! Als Burger, Riegel oder Pasta? – Über den Boom der Insekten-Startups
Montag, 15. Oktober 2018VonAlexander Hüsing

Mit dem Osnabrücker Unternehmen Bugfoundation wagte sich kürzlich erneut ein Insekten-Startup in die erfolgreiche Vox-Show “Die Höhle der Löwen”. Die Gründer Baris Özel und Max Krämer pitchten den Löwen Deutschlands ersten Insektenburger – bestehend aus Buffalokäferlarven sowie vegetarischen Zutaten. Einzig Löwin Dagmar Wöhrl schmeckte der Insektenburger, der nur im Handel vertrieben wird, so gut, dass sie dem Bugfoundation-Duo ein Angebot machte.

Am Ende konnten sich die Bugfoundation-Macher und Wöhrl aber doch nicht einigen. Die Insektenverputzer konnten dann aber nach der Show einen Investor an Bord holen: Wiesenhof investierte einen ungenannten Betrag in das junge Unternehmen, das seine Insektenburger seit dem Frühjahr dieses Jahres verkauft. Vor allen in Rewe-Läden kann man die tiefgefrorenen Insektenburger kaufen. In den Niederlanden und Belgien stehen die Bugfoundation-Burger auch in einigen Restaurants auf der Speisekarte.

Zumindest für einige der fünf Löwen waren Insekten kein Neuland. Bereits 2015 wagte sich Folke Dammann, der Gründer von Snack Insects, in die Löwenhöhle. Er pitchte den Löwen seinen Speiseinsektenvertrieb und vor allem Bug Break, einen Energieriegel mit gemahlenen Insekten. Der damalige Löwe Jochen Schweizer zeigte sich zwar interessiert, der Snack Insects-Macher fand das Angebot dann aber nicht schmackhaft.

Aber auch abseits der großen TV-Bühne tummeln sich in Deutschland inzwischen einige Startups, die auf das Trendthema Insekten setzen. Charlotte Binder, Tim Dapprich und Markus Oligslagers etwa haben ein Proteinpulver aus Insekten entwickelt. Das Unternehmen hört auf den Namen isaac. “isaac möchte Möglichkeiten aufzeigen, bewussten Konsum und funktionale Ansprüche zu vereinen und dazu beitragen, Insekten als Nahrungsquelle zu etablieren”, sagt Mitgründein Binder. Die Kölner setzen dabei auch auf eine ehrliche Kommunikation! “Das Produkt wird dich nicht im Alleingang stark oder fit machen und schon gar nicht die Welt retten. Aber: isaac ist ein Schritt in die richtige Richtung, hin zu einer gesunden und ressourcenschonenden Ernährungsweise, bei der Insekten eine wertvolle Rolle spielen können”, führt die Rheinländerin weiter aus.

Aus Berlin kommt dagegen Bearprotein. Das Startup, das von Diana Ohl, Marcus Fiedrich und Alexander Pfaff geführt wird, warf im Sommer einen Insektenriegel in Bioqualität auf Markt. Dabei setzen die Hauptstädter auf den Vertrieb über die Läden der Bio Company und basic Bio. Zudem kann jeder den Insektenriegel über den Online-Shop des Startups kaufen. Für seine Riegel verwendet das junge Unternehmen “Insektenmehl aus biologisch gezüchteten Grillen”. Die Grillen stammen aus einer kanadischen Bio-Insektenfarm. Bearprotein gibt es derzeit in den Geschmacksrichtungen “Apfel und Zimt” sowie “salzige Schokolade”.

In Sachen Proteinriegel ist zudem auch Swarm Protein unterwegs. Via startnext sammelte das Startup bereits im vergangenen Jahr 55.694 Euro eingesammelt. Noch ist der Swarm Protein-Riegel aber nicht auf dem Markt. Vor rund zwei Monaten schrieb Mitgründer Christopher Zeppenfeld zum lang erwarteten Start: “Wir haben in Thailand mehrere Termine mit dem Agrarministerium gehabt und waren Teilnehmer einer Konferenz zum Thema des internationalen Exports von Insekten. Jetzt sind wir wieder zurück in Deutschland und so wie es aussieht, haben wir den Knoten erfolgreich zerschlagen. Lasst uns jetzt die letzten Meter zusammen ins Ziel laufen!”.

plumentofoods aus Pforzheim wiederum setzt auf Insekten in Form von Pasta, Keksen, Granola und Croutons. “Es sind hochwertige und schmackhafte Produkte, bei denen die Insekten als Zutat nicht sichtbar sind. Damit möchten wir jedem ermöglichen, Insekten als nahrhafte Proteinquelle zu nutzen und dieses Essen der Zukunft zu genießen”, teilen die Macher mit. Wie Bugfoundation setzt auch das Team von plumentofoods, das aus Daniel A. Mohr, Reinhard Kaeppel und Nicolas Stoeckert besteht, auf Buffalowürmer bzw. Buffalokäferlarven.

Wicked Cricket dagegen positioniert sich als Insektenmanufaktur. “Wir produzieren im Herzen Münchens Snacks aus Insekten, frei von Konservierungsstoffen und in Bio-Kunststoff PLA verpackt. Damit möchten wir einen Beitrag zur nachhaltigen Ernährung leisten. Denn Insekten sind erstklassige Proteinlieferanten, die einige Vorteile gegenüber herkömmlichen Nutztieren haben. Und das beste daran: Sie schmecken”, heißt es auf der Startseite des Unternehmens. Im Shop von Wicked Cricket kann jeder die Produkte des Startups ordern. Zur Auswahl stehen die Richtungen: Heimchen Allgäuer Wildkräuter, Rosa Pfeffer und Fleur de Sel.

Zum Abschluss noch ein Blick auf den Hundefuttermarkt. “Hundefutter auf Insektenbasis ist der neue Trend auf dem Heimtierfuttermarkt. Unsere Vision ist es, dass Insekten als gesunde Alternative den Fleischanteil im Hundefutter ersetzen”, sagt Jonny Edward, Mitgründer von Futterzeit. Bei Futterzeit, das in Duisburg residiert, können Onliner derzeit Trockenfutter bestellen. Später sollen Snacks und Nassfutter auf Insektenbasis hinzukommen. Aus einem Forschungsprojekt an der Universität Potsdam entstand TeneTrio. Das Startup, das 2017 von Ina Henkel, Sabrina Jaap und Katrin Kühn gegründet wurde, verkauft enefalls Hundesnacks, deren Basis Insekten sind.

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Foto (oben): Vox

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.