#Zahlencheck

orderbird stoppt Expansion – zuletzt 8,8 Millionen Verlust

Das Berliner Grownup orderbird erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz in Höhe von rund 9 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag stieg gleichzeitig auf rund 8,8 Millionen Euro. Insgesamt häufte orderbird seit dem Start Verluste in Höhe von knapp 23 Millionen Euro an.
orderbird stoppt Expansion – zuletzt 8,8 Millionen Verlust
Mittwoch, 1. August 2018VonAlexander Hüsing

Das Kassensystem orderbird, das 2011 von Jakob Schreyer, Bastian Schmidtke, Patrick Brienen und Artur Hasselbach gegründet wurde, sammelte bisher rund 30 Millionen Euro Risikokapital ein – unter anderem von Digital+ Partners, dem Handelsriesen Metro und AWD-Gründer Carsten Maschmeyer. Inzwischen arbeiten rund 140 Mitarbeiter für das Grownup, das etwa mit Gastrofix, iZettle und Tillhub konkurriert. Zuletzt plante das Digikassenanbieter die große Expansion nach Spanien und Italien. Diese wurde dann aber abgeblasen. Stattdessen kümmern sich die Hauptstädter nun stärker um die DACH-Region und Frankreich (mittlere dreistellige Kundenzahl).

“Heute profitieren wir von der starken Marke, die wir aufgebaut haben und sind mit sechs Jahren am Markt führend in der Branche der iPad-Kassenanbieter für Gastronomen in der DACH-Region. Wir gewinnen mehr als 300 Neukunden pro Monat und verfügen mittlerweile über einen Kundenstamm von mehr als 7.500 Kunden”, sagte Mitgründer Schreyer im April des vergangenen Jahres im Interview mit deutsche-startups.de. Ende September 2017 konnte orderbird dann sogar mit 7.900 Kunden punkten – wie der Jahresabschluss zum Geschäftsjahr (Oktober 2016 bis September 2017) zeigt. Ein Jahr zuvor waren es nur 5.700 Kunden. Davor gerade einmal 3.600. Kundenseitig wächst orderbird somit gut, aber prozentual gesehen auch längst nicht mehr so rasant wie in den Anfangsjahren.

“Ein wichtiger Schlüssel für das Geschäftswachstum sind die gewonnenen Neukunden. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte die orderbird AG 3.700 neue Kunden für ihre Dienstleistungen gewinnen. Die Vergleichszahl im Vorjahreszeitraum betrug 3.100”, schreibt die Software-as-a-Service-Firma im Jahresabschluss zum Kundenwachstum. Der Umsatz stieg gleichzeitig um 61,2 % – von 5,6 Millionen auf rund 9 Millionen Euro. “Dabei konnte der Software-Umsatz mit dem Kernprodukt orderbird POS überproportional von TEUR 3.041 im Vorjahr auf TEUR 5.079 um 67,0 % gesteigert werden, was durch das kontinuierliche Kundenwachstum und die langfristigen Geschäftsbeziehungen zu den Kunden der orderbird AG begründet ist. Umsätze mit Hardware wurden von TEUR 2.494 auf TEUR 3.061 um 22,7 % gesteigert”, teilt orderbird mit. Auf den Hardwareverkauf kann orderbird aber nur bedingt setzen, nicht jeder Kunde wird ständig neue Hardware brauchen, wenn diese erst einmal im Einsatz ist.

Der Jahresfehlbetrag stieg bei orderbird zuletzt auch deutlich (um 55,1 %) – von 5,7 Millionen auf 8,8 Millionen. Insgesamt häufte orderbird seit dem Start Verluste in Höhe von knapp 23 Millionen Euro an. Bei einer Kapitalrücklage von knapp 28 Millionen Euro müssen deswegen bald deutlich niedrigere Verluste her und/oder frisches Kapital. Laut Handelsregister gab es dann im Juni dieses Jahres auch eine Kapitalerhöhung bei orderbird: “Der Vorstand ist durch Beschluss der Hauptversammlung vom 28.05.2018 ermächtigt das Grundkapital bis zum 31.03.2023 um bis zu 7.342,00 EUR zu erhöhen (Genehmigtes Kapital 2018/I); Der Vorstand ist durch Beschluss der Hauptversammlung vom 28.05.2018 ermächtigt das Grundkapital bis zum 31.03.2023 um bis zu 27.683,00 EUR zu erhöhen (Genehmigtes Kapital 2018/II)”. Es bleibt dabei: Mit knapp 8.000 zahlenden Kunden steht orderbird recht gut da. Der Software-Umsatz betrug dabei 2016/2017 aber auch nur rund 5 Millionen Euro. Für den Sprung in die schwarzen Zahlen muss orderbird somit seine Kundenzahl weiter deutlich steigern.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016/2017
* Die für 2017 ursprünglich geplanten Markteintritte nach Spanien und Italien wurden zu Gunsten eines stärkeren DACH- und Frankreich-Fokusses vorerst verschoben. Die Marktposition in Frankreich wurde im ersten Jahr nach Markteintritt weiter ausgebaut und der französische Kundenstamm wächst stetig. Die strategische Partnerschaft mit der Metro Gruppe ist ein Wettbewerbsvorteil im Vertrieb und Marketing.
* Die orderbird AG verzeichnete im Geschäftsjahr 2016/2017 einen Nettoumsatz von TEUR 9.024 im Vergleich zu TEUR 5.599 im Vorjahr. Dieser Anstieg von 61,2 % ist vor allem auf den weiteren Ausbau der Kundenbasis zurückzuführen. Dabei konnte der Software-Umsatz mit dem Kernprodukt orderbird POS überproportional von TEUR 3.041 im Vorjahr auf TEUR 5.079 um 67,0 % gesteigert werden, was durch das kontinuierliche Kundenwachstum und die langfristigen Geschäftsbeziehungen zu den Kunden der orderbird AG begründet ist.
* Die Umsatzerlöse des aktuellen Geschäftsjahres wurden entsprechend der Neudefinition des § 277 Abs. 1 HGB in der Fassung des BilRUG erfasst. Insoweit sind die Vorjahreszahlen nicht vergleichbar. Bei Anwendung des § 277 Abs. 1 HGB für das Vorjahr hätten sich Umsatzerlöse in Höhe von TEUR 6.000 ergeben. Die Änderung im Ausweis betrifft im Wesentlichen die bislang unter den sonstigen betrieblichen Erträgen ausgewiesenen Erlöse aus Pilot- und Sonderprojekten. Diese betrugen im Berichtsjahr TEUR 619 (im Vorjahr: TEUR 401).
* Die orderbird AG sieht für das Geschäftsjahr 2017/2018 große Chancen im weiteren Ausbau des Marktanteils in der DACH-Region und Frankreich. In Frankreich ist die Kundenbasis innerhalb eines Jahres auf einen mittleren 3-stelligen Wert gewachsen, in 2018 geht die orderbird AG von einer Bestätigung dieses positiven Trends aus.

orderbird im Zahlencheck

2016/2017: 9 Millionen Euro (Umsatz); 8,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015/2016: 5,6 Millionen Euro (Umsatz); 5,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014/2015: 3,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): orderbird

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.