#Zahlencheck

Philipp Lahms Liebling überzeugt nur mit miesen Zahlen

Insgesamt häufte Fanmiles, das von Philipp Lahm unterstützt wird, seit dem Start Verluste von rund 14,4 Millionen Euro an. Schon Ende 2016 war die junge "Gesellschaft bilanziell überschuldet" und "weiterhin von der finanziellen Unterstützung der Gesellschafter abhängig".
Philipp Lahms Liebling überzeugt nur mit miesen Zahlen
Donnerstag, 19. Juli 2018VonAlexander Hüsing

Im März des vergangenen Jahres investierten der ehemalige Fußball-Profi Philipp Lahm, der Berliner Internet-Investor Auden, der danach ins Straucheln geriet, und einige Business Angels 2,7 Millionen Euro in Fanmiles, eine Plattform, auf der Fans für ihre Treue und das Engagement rund um ihre Stars belohnt werden. Die Bewertung des 2013 gegründeten Unternehmens lag damals bei stattlichen 30 Millionen Euro. Fanmiles war auf dem Weg zum Hit-Startup!

Knapp ein Jahr später bekam das Unternehmen, das von Fabian Schmidt und Alan Sternberg gegründet wurde, dann erneut Geld – wie viel ist nicht bekannt. Die Bewertung soll aber nur noch bei 4 Millionen gelegen haben – siehe Gründerszene. Hintergründe für diese harte Abwertung waren bisher nicht bekannt. Ein Blick ins Handelsregister bringt nun aber ein wenig Licht ins Dunkel. Schon 2016 stand Fanmiles nicht gut da bzw. kurz vor dem Aus.

Die kleine Kapitalgesellschaft, deren Umsatz nicht bekannt ist, schloss das Jahr 2016 mit einem Jahresfehlbetrag von rund 4,3 Millionen Euro ab. Insgesamt häufte das kleine Startup, das damals rund 30 Mitarbeiter beschäftigte, seit dem Start imposante Verluste von rund 14,4 Millionen Euro an. Im Jahresabschluss heißt es deswegen: “Wir weisen darauf hin, dass die Gesellschaft bilanziell überschuldet ist. Die Gesellschaft ist weiterhin von der finanziellen Unterstützung der Gesellschafter abhängig”. Im März drauf gab es diese “finanziellen Unterstützung” dann auch bzw doch! Die 2,7 Millionen Euro waren bei zuvor 4,3 Millionen Euro und vor allen den massiven Verlusten der Vorjahre dann aber auch nur ein Tropfen auf den extrem heißen Stein.

Der vermutliche Plan mit dem wenigen Geld schnell in die Nähe von schwarzen Zahlen zu kommen, ging dann auch wohl nicht ansatzweise auf, es kam stattdessen zu einer massiven Abwertung des Startups, einer massiven Kapitalherabsetzung, bei der das Stammkapital um knapp 1,7 Millionen Euro auf 25.300 Euro herabgesetzt wurde, und schließlich zu einer weiteren Finanzierungsrunde, bei der etwa die niederländische Private Equity-Gesellschaft und Joachim Stehnkuhl Gründungsgesellschafter von DRIAG, in Fanmiles investierten. Aber auch der Sportrechethändler Lagardère Sports und Weltmeister Lahm, der weiter 2,7 % an Fanmiles hält, investierten erneut. Was angesichts der Zahlen ein kleines Wunder ist. Im WM-Jahr muss Fanmiles nun der nachhaltige Durchbruch gelingen bzw. im Grunde schon gelungen sein (die WM ist ja auch schon wieder vorbei), sonst dürfte das Unternehmen keine große Zukunft mehr haben.

Fanmilesim Zahlencheck

2016: 4,3 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 2,3 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 3,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

Pocast

Auch im zweiten ds-Podcast kommentieren OMR-Podcast-Legende Sven Schmidt und ds-Chefredakteur Alexander Hüsing wieder die Startup- und Digital-News der Woche. Wir sprechen unter anderem über den Exit von nu3 an Shop Apotheke und die Stand der Dinge bei Lesara.

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Foto (oben): Familes

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.