Interview

LemonSwan: Arne Kahlke verkuppelt wieder Menschen

"Seit 15 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Partnervermittlungsbranche. In dieser Zeit konnte ich zwei Unternehmen zur Marktführerschaft verhelfen. Hier ist also sehr großes Marktpotenzial und der Need in der Zielgruppe so hoch wie nie zuvor", sagt Arne Kahlke.
LemonSwan: Arne Kahlke verkuppelt wieder Menschen
Mittwoch, 21. Februar 2018VonAlexander Hüsing

Auch nach Jahren im Dating- und Partnervermittlersegment hat ElitePartner-Gründer Arne Kahlke noch immer nicht die Nase voll von einsamen Herzen. Seine neueste Unternehmung hört auf den Namen LemonSwan. Das junge Startup, das Kahlke mit Oliver Czok, Lars Jankowfsky und Paul Uhlig führt, richtet sich an Singles jeden Alters ab 18 Jahren. “Mit unserem Ansatz – als erste deutsche PartnerFairmittlung sind wir 100 % kostenlos für Alleinerziehende, Studenten und Azubis – sind wir am Markt einzigartig”, sagt Kahlke.

In Hamburg arbeitet bereits ein 20-köpfiges Team an LemonSwan. Die Plattform soll sich langfristig über kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaften refinanzieren. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Kahlke das Konzept einmal ganz ausführlich vor.

Welches Problem wollt ihr mit LemonSwan lösen?
18 Jahre Parship und 14 Jahre ElitePartner – doch die Singlezahlen sind so hoch wie nie zuvor. Mittlerweile verzeichnen wir allein in Deutschland 23 Millionen Alleinstehende, davon 2,7 Millionen Alleinerziehende. Daraus resultieren neben persönlichen Schicksalen auch Wohnungsnot und eine hohe Armutsgefährdung im Alter. Diesen Negativ-Trend mit LemonSwan aufzuhalten oder gar umzukehren bedeutet für mich eine besondere Herausforderung, der ich mich gern stelle.

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet LemonSwan ein Erfolg?
Seit 15 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Partnervermittlungsbranche. In dieser Zeit konnte ich zwei Unternehmen zur Marktführerschaft verhelfen. Hier ist also sehr großes Marktpotenzial und der Need in der Zielgruppe so hoch wie nie zuvor. Wir sehen insofern einen gesellschaftlich wichtigen Auftrag und wollen diesen mit Erfahrung und dem richtigen Angebot angehen. Unser Ziel: Liebe stiften und die Welt damit wenigstens etwas besser machen.

Ist Dating nicht so langsam ein total gesättigter Markt?
Zunächst muss man klar zwischen Dating und Partnervermittlung unterscheiden. Während Dating zumeist auf Flirts ausgerichtet ist und zu beinahe 85 % von einer sehr jungen Zielgruppe bis Mitte 30 genutzt wird, nehmen Partnervermittlungen langfristige Bindungen in den Fokus und gerade LemonSwan richtet sich an Singles jeden Alters ab 18 Jahren. Den Grund, warum Frauen ab 35 Online-Dating kaum nutzen, sehen wir in der Oberflächlichkeit und den Anzüglichkeiten, mit denen sie sich konfrontiert sehen. Die Frauen, die ernsthaft an einer langfristigen Bindung interessiert sind, suchen bisher nur zu einem sehr kleinen Teil über seriöse Angebote wie Parship und ElitePartner. Speziell die Alleinerziehenden können sich hier eine kostenintensive Mitgliedschaft auch gar nicht leisten – ihnen fehlt bis jetzt schlicht eine geeignete Alternative. Der Partnervermittlungsmarkt ist insofern keineswegs gesättigt. Mit LemonSwan schließen wir die Lücke im Markt und kehren hoffentlich schon sehr bald den Single-Trend um.

Wer sind eure Konkurrenten?
Mit unserem neuen Ansatz – als erste deutsche PartnerFairmittlung sind wir 100 % kostenlos für Alleinerziehende, Studenten und Azubis – sind wir am Markt einzigartig. In Deutschland gibt es circa 2.500 Anbieter am Liebesmarkt, von denen sich die meisten aber im Dating ansiedeln und damit für die Mehrheit keine Option darstellen. Unsere Marktforschung mit Statista zeigt, dass sich knapp 75 Prozent aller Singles eine feste Partnerschaft wünschen. Parship und ElitePartner sind hier zwar gute Angebote für die ernsthaft interessierte Zielgruppe und sie arbeiten ebenfalls mit einem Persönlichkeitstest, doch vermochten sie allein es nicht, den Single-Trend aufzuhalten.

Hat sich euer Konzept seit dem ersten Gedankenblitz verändert?
Unser Konzept und unser Matching-Ansatz, das LemonSwan-Prinzip, bestehen seit Gründung. Sie haben sich bewährt und werden uns auch weiter tragen. Dabei besonders: Wir setzen unseren Fokus nicht auf Äußerlichkeiten. Ich bin überzeugt, dass “Profilbilder swipen” keine langfristigen Bindungen stiftet. Deshalb arbeiten wir mit einem Persönlichkeitsmatching, das Werte, Einstellungen und die eigene Persönlichkeit zugrunde legt. Bilder werden auf Wunsch erst im Laufe des Kennenlernens füreinander freigeschaltet.

In den vergangenen Jahren hast du Parship aufgebaut, ElitePartner gegründet und Wimdu geführt. Was reizt Dich daran Firmen aufzubauen?
Mit dem Firmenaufbau und extremen Turnaround-Themen geht immer dieses gewisse Unsicherheitsgefühl einher. Dinge zu verändern und entstehen zu lassen sind eine große Leidenschaft von mir. Sowohl aus Erfolgen als auch aus fehlgeschlagenen Maßnahmen lerne ich viel. Gelingt die Mission, schöpfe ich daraus eine große Freude und Kraft.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Eine große Herausforderung sehe ich immer wieder darin, ein Top-Team zusammenzustellen. Ich bin stolz, dass wir hier schon super aufgestellt sind. Mit guten Mitarbeitern steht und fällt ein Unternehmen. Gleichzeitig ist vor allem für Online-Unternehmen die Technik ein wichtiges Thema. In meiner Zeit bei Wimdu hatten wir immer wieder mit hohen Fluktuationen bei unseren Entwicklern in Berlin zu kämpfen. Darum haben wir uns mit LemonSwan auch im Bereich der Entwicklung für Offshoring entschieden. Wer auf der Suche nach den besten Arbeitnehmern ist, sollte im Recruiting global denken und auch Offshoring in Betracht ziehen.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Im Nachhinein betrachtet habe ich den damaligen Markt unterschätzt und ElitePartner viel zu früh verkauft. In anderen Bereichen sind Geschwindigkeit und Entscheidungsfreudigkeit aber besonders wichtig. Die Schnellen besiegen die Langsamen – das sehe ich auch heute immer wieder. Wer hier zu lange zögert oder sich nicht genügend selbst diszipliniert, riskiert, auf der Strecke zu bleiben.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Viele Gründer haben fantastische Ideen, denken aber zu spät an die Rentabilität des Unternehmens. Wichtig ist, sich zu fragen, ob es zahlungsbereite Kunden gibt, die sich für das eigene Produkt statt für das Wettbewerber-Produkt entscheiden. Schließlich muss ein langfristig agierendes Unternehmen sich möglichst frühzeitig selbst tragen. Außerdem lebt jede Idee von einem wohlkalkulierten Marketing-Mix. Jeder Gründer sollte sich überlegen, wie potenzielle Interessenten auf das Produkt und die Marke aufmerksam werden und wie die Kundenakquise ausgerichtet wird. Ohne Bekanntheit wird das beste Produkt keinen Erfolg haben.

Wo steht LemonSwan in einem Jahr?
Wir haben nicht umsonst den internationalen Namen LemonSwan gewählt. Er deutet darauf hin, dass wir neben DACH auch weitere Länder erschließen wollen. Die Wortneuschöpfung LemonSwan hat neben der Internationalität noch eine symbolische Bedeutung. Der Schwan steht nicht nur für Würde und Eleganz, er zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er seinem einmal gewählten Partner ein Leben lang treu ist. Diese langfristigen Bindungen möchten wir auch stiften.

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Foto (oben): LemonSwan

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.