Gründeralltag

Mit diesen Nachteilen müssen Sologründer kämpfen

Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille – auch beim Gründen als Einzelkämpfer. Wir haben deswegen einmal mehrere Sologründerinnen und Sologründer gefragt, was denn der größte Nachteil ist, den Sologründer im Allgemeinen so haben? Hier die spannenden Antworten.
Mit diesen Nachteilen müssen Sologründer kämpfen
Freitag, 18. August 2017VonAlexander Hüsing

In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen. In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir mehrere Sologründerinnen und Sologründer gefragt, was denn der größte Nachteil ist, den Sologründer haben. Hier die spannenden Antworten.

Das Schwierigste ist wohl, dass man für alle Aufgabenbereiche zuständig ist und sich nicht, wie in einem Team, aufteilen kann. Das ist nicht nur ein zeitlich ein Nachteil, sondern verlangt auch, dass man in allen einzelnen Bereichen fit sein muss oder sich dementsprechend weiterbilden muss. Als Sologründer kommt man leider einfach nicht so schnell voran wie in einem Team.
Birthe Hammerich, Lundkvist

Jeder, der alleine ein Start-up gegründet hat, kann bestimmt ein Lied davon singen, was alles an Themen und ToDos auf einen zukommt. Manchmal wünscht man sich schon, dass sich diese Menge an Arbeit auf ein oder mehrere Partner verteilen könnte. Der allergrößte Nachteil ist für mich das Risiko, dass Meinungen eines Partners oder Teams im Laufe der Zeit Gefahr laufen, zu weit auseinanderzugehen. Das geht dann auf Dauer meistens zu Lasten der Company.
Guido Rasch, camigo

Im Prinzip ist der von mir zuvor genannte Vorteil zugleich der größte Nachteil, da einem als Solopreneur Feedback und verschiedene Sichtweisen fehlen. Alleine produziert man schneller mal einen „Schuss in den Ofen“ als mit einem guten Team. Und natürlich lastet alle Arbeit auf den eigenen Schultern, wodurch wichtige Dinge wie Netzwerken, Vertrauen aufbauen, eine gute Öffentlichkeitsarbeit oder die Einsammlung von Budgets viel zu kurz kommen.
Roy Dittmann, Märkte Digital

Während Entscheidungsfreiheit ein absoluter Pluspunkt bei einer Sologründung ist, fehlt mir auf der anderen Seite ab und zu ein Sparringspartner. Also jemand, mit dem ich meine Ideen besprechen kann, die das Unternehmen voranbringen – oder eben auch nicht. Ich kann Entscheidungen allein treffen, muss es aber auch dann tun, wenn die Entscheidung eine schwerwiegende Wirkung für meine Firma haben kann. Für mich war von Vorteil, dass ich zeitgleich mit meiner Freundin, die ich seit der ersten Klasse kenne, gegründet habe. Wir gehen zwar unternehmerisch getrennte Wege, teilen uns seit der ersten Minute das Büro. So können wir uns bei Problemen, etwa mit Mitarbeitern oder Kunden, austauschen. Die Entscheidungen für mein Unternehmen muss ich selbstverständlich allein treffen, aber es hilft sehr, über Herausforderungen zu sprechen.
Meike Haagmans, Joventour

Der größte Vorteil kann gleichzeitig auch zum größten Nachteil werden: Es gibt niemanden, mit dem ich wichtige Entscheidungen ausreichend reflektieren und hinterfragen kann. Selbstverständlich gibt es gute Berater, Anwälte, manchmal auch schon Mitarbeiter, aber niemand von diesen denkt und fühlt wie ein Mitgründer es tun würde.
Sabine Engels, miomente

Vier Augen sehen mehr als zwei, vier Ohren hören mehr als zwei. Ich denke, es ist oft von Nachteil, wenn man keinen gleichgesinnten, höchstmotivierten Mitgründer dabei hat. Dieser kann helfen, Entscheidungen abzuwägen und zu treffen sowie eine neue Perspektive und Wissen mit in das Unternehmen bringen. Auch ist natürlich alles zu zweit schneller gemacht: Man kann die Aufgaben verteilen und viel gemeinsam schaffen – noch bevor man überhaupt so weit ist, sich – bezahlte – Mitarbeiter mit ins Boot zu holen. Allein kann die Last sehr schwer sein, man trägt eben alle Verantwortung auf seinen Schultern.
Sibilla Kawala-Bulas, Limberry

Statistiken besagen, dass Sologründer häufiger scheitern als Teams. Die wesentlichen Nachteile sehe ich in den Bereichen Zeit und Verantwortung. Insbesondere ganz am Anfang wollte niemand im Team Fehler machen. Daher warteten alle auf mein finales Go. Das dauerte teilweise länger als nötig. Zudem fehlt ein Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe.
Steffen Zoller, betreut.de

Man sollte auf keinen Fall den Arbeitsaufwand unterschätzen. Wenn ich mit Bekannten spreche, höre ich oft den Satz: „Ich glaube, ich mach mich auch selbstständig, dann habe ich viel mehr Freiheiten“ – das ist leider Quatsch, man ist nie frei. Es gibt zwar niemanden, der einem sagt, was man tun soll, aber man muss ja auch mit gutem Beispiel vorangehen. Du arbeitest dreimal so viel wie vorher und an den Wochenenden auch. Aber das ist nicht schlimm, denn wenn man etwas aus Leidenschaft tut, dann fühlt es sich nicht wie Arbeit an. Das hört sich jetzt vielleicht wie eine Floskel an, aber es ist tatsächlich so. Zudem kommt aber auch der Druck, der auf nur zwei Schultern lastet. Wenn etwas schief geht, dann ist man allein selbst dafür verantwortlich. Es gibt niemanden, mit dem man sich die Verantwortung teilen kann. Wenn es am Ende scheitert dann ist es, egal aus welchen Gründen, Deine Schuld.
Franziska von Hardenberg, Bloomy Days

Bandbreite. Als Gründungsteam mit drei Personen hat man einfach von Anfang an deutlich mehr Kapazität um Dinge voranzutreiben und schnell zu sein. Als Sologründer wird die eigene Zeit und Aufmerksamkeit relativ schnell zum Engpass. Außerdem bringen Teams den großen Vorteil mit, dass man sich gegenseitig in Stärken und Schwächen ergänzen kann. Ein Sologründer muss da schon eher als Allrounder aufgestellt sein, was nicht immer ein Vorteil ist.
Feliks Eyser, Regiohelden

Man muss jede wichtige Entscheidung selber treffen. Man muss die volle Verantwortung übernehmen und kann diese nicht auf andere schieben. Man kann Entscheidungen nicht im Gründerteam diskutieren und abwägen. Ich versuche diesen Nachteil abzufedern, indem ich mir gute Ideenpartner suche, mit denen ich schwierige Entscheidungen durchsprechen kann. Treffen muss ich die Entscheidung am Ende aber selbst.
Rafael Kugel, RatioDrink

Selten deckt ein Sologründer alle Bereiche ab, die erforderlich sind um sein Startup zum Erfolg zu bringen. Er ist also auf andere angewiesen, die dann aber nicht in gleicher Weise emotional und finanziell engagiert sind und denen vielleicht der letzte Antrieb fehlt – von der erschwerten Finanzlage mal abgesehen, die sich daraus ergibt alle Arbeit unmittelbar bezahlen zu müssen.
Michel Lindenberg, StayFriends

Letztendlich macht man sehr viel mit sich selber aus. Es fehlt oft ein Sparringspartner mit dem man sich austauschen kann, insbesondere dann wenn es einfach mal nicht so gut läuft. Jemand der wirklich mit im gleichen Boot sitzt. Ein weiterer Nachteil ist, dass man gerade am Anfang wirklich für alle operativen Themen verantwortlich ist. Sprich ein Bürosuchen, Verträge gestalten, Ausstattungen für das Office besorgen und schauen das alles zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Alles natürlich ohne weiteres machbar. Gleichzeitig kostet es natürlich Zeit, die man dann für die eigentlichen Aufgaben nicht mehr hat.
Christopher Kampshoff, lendstar

Themenvielfalt. Als alleiniger Chef muss man in alle relevanten Bereiche sehr guten Einblick haben was sich bei einem Team wohl eher aufteilen ließe. Beispielsweise in Technik und Buchhaltung oder Marketing und Produktmanagement. Dem 100%-Anspruch kann ein Sologründer nicht gerecht werden sodass er sich auf Mitarbeiter und Kollegen oder Externe verlassen muss.
Robert Waedt, woonio

Der größte Nachteil ist, dass man viele Kenntnisse und Fertigkeiten, die einem nicht so liegen dennoch erlernen muss und das wiederum sehr zeitaufwendig ist.
Stephanie Troppmann, Stephanies Schokowelt

Als Sologründer muss man wichtige Kernkompetenzen für ein Startup wie Produktentwicklung, Finanzen, Marketing, Vertrieb etc. in einer Person vereinen können, während man in einem Gründerteam Personen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Erfahrungen zusammenbringen kann. Als Sologründer ist man sprichwörtlich allein und kann mit niemanden, direkt Involvierten, Erfolge bzw. Misserfolge teilen.
Jörn Gutowski, Try Foods

Oftmals niemanden beziehungsweise nicht den richtigen Gesprächspartner zu haben, mit dem man diskutieren kann, ist der größte Nachteil, den Sologründer haben. Unternehmen müssen jeden Tag neu hinterfragt und gedacht werden. Fehlende Dynamik haben namhafte große Konzerne wie Schlecker oder Neckermann scheitern lassen und die langatmige und inhaltslose Diskussion über eine nicht erforderliche Opel-Rettung in Bochum kann langsam auch niemand mehr hören und lesen. Gerade und insbesondere im Internet herrscht eine unglaubliche Dynamik, die man sich zu Nutzen machen muss, um erfolgreich zu sein. Für Fragen zum Unternehmen und zur strategischen Ausrichtung ist es hilfreich, kontroverse Gespräche zu führen und das mit jemandem, der die gleichen Ziele verfolgt: im Idealfall der Mitgesellschafter und Mitgründer.
Thorsten Piening, qualitytraffic, regiomatch

Als Sologründer fehlt einem der Mitgründer als natürlicher ‘Sparringspartner’. Ich habe dies in meinem Fall gelöst, indem ich einige Themen, die man normalerweise mit dem Mitgründer besprochen hätte, mit ausgewählten Mitarbeitern diskutiert habe, und für andere Themen mir einen externen Coach genommen habe, der dann als „Sparringspartner“ diente.
Manuel Hinz, Toroleo

Zu Beginn ist der größte Nachteil, dass nur eine Person kostengünstig ohne Gehalt arbeitet. Außerdem muss man sich als Sologründer durch Ups und Downs allein durchwinden. Und im Gegensatz zum Gründerteam, bei dem jeder unterschiedliches Know-how einbringt, muss man sich fehlendes Wissen selbst aneignen.
Stefanie Jarantowski, eventsofa

Größter Nachteil ist eventuell die fehlende Skalierbarkeit, wenn man danach schielt, Investorengelder einzusammeln – das hat mich jedoch nie interessiert. Vielleicht bei einem nächsten Projekt.
Armin Hierstetter, bodalgo

Ich hatte nie jemanden, der mich auf Fehler hingewiesen hat oder auf andere Themenfelder aufmerksam gemacht hat. Bei mir ging dies aber alles noch einigermaßen gut, da meine damalige Freundin mit im Unternehmen gearbeitet hat und viele Freunde bei mir arbeiteten, so war dann doch immer noch jemand da, der auch mal ein kritisches Wort sagte.
Heiko Hubertz, Bigpoint

Das hängt in meinen Augen von der eigenen Persönlichkeit ab. Wer sich gern vor Entscheidungen durch Feedback absichert oder einfach ein gewisses Gesprächs-Ping-Pong vorher braucht, hat vielleicht Schwierigkeiten ganz allein zu entscheiden. Und dann sollte man auch damit klar kommen können, dass man – zu Beginn jedenfalls – von außen hier und da kleiner wahrgenommen wird als Teamgründungen, nach dem Motto “Das ist ja nur ´ne One-Man-Show”.
Thorsten Kucklick, Ultrapress

Ein Wegbegleiter, der den gleichen Entrepreneur Spirit lebt. Meine Lösung: Ich teile mir das Büro mit einer anderen Gründerin, die den gleichen Spirit hat, aber in einem anderen Bereich. Wie ergänzen”.
Meike Haagmans, jovenTOUR

Niemanden zu haben, der das Produkt so gut kennt wie du selbst. Family und Friends können bei Problemen hilfreiche Hinweise liefern, ersetzen aber keinen Mitgründer der sich täglich damit auseinandersetzt.
Jannis Gebauer, pricemesh

HR. Der Feind eines Einzelgründers ist die Personalfindung. Nicht selten ist die eigene Firma ein intimer Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Wer passt in mein Team heißt immer auch wer passt zu mir? Die Trennung von persönlichem und beruflichem ist unmöglich. Recruiting kostet viel Zeit – oft wird nach Hybriden gesucht, eierlegenden Wollmilchsäue wie man selbst – das ist natürlich illusorisch. Aber wenn man wachsen möchte, ist das ein nötiges Übel, dem man sich stellen muss.
Henning Schulze, Güldenstein

Da man für alles alleine verantwortlich ist, kann man nichts delegieren. Das kann schon mal zu einer inneren Blockade führen und die Arbeit somit zum Stocken bringen.
Günter Tönjes, marelano

Es gibt keinen zweiten auf den man sich verlassen kann. Man muss für seine Entscheidungen selber gerade stehen und es gibt niemanden mit dem man sein Leid teilen kann. Weiteres ist es natürlich sehr schwierig in den vielen Bereichen der Selbstständigkeit alles an Know How abzudecken bzw. unmöglich. Es passieren natürlich hier und da Fehler
Philip Tropper, direct-sales

Aus unserem Themenschwerpunkt Sologründer: “So finden Solopreneure das passende Geschäftsmodell“, “Einzelgründer sind keine schlechten Teamplayer” und “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“.

ds-soloBuchtipp für Sologründer: Ausführliche Informationen über das große Thema Solopreneurship (in all seinen Facetten) bietet das gelungene und lehrreiche Buch Solopreneur: Alleine schneller am Ziel von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg, das als Buch und EBook zur Verfüfung steht. Hier ein Auszug: “Lieber solo gründen? Drei Mythen rund um Teams“.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.