Marktübersicht

Was für ein Boom! Alles drängt es auf den Campingplatz

Alles drängt auf den Campingplatz! Mit 30,4 Millionen Übernachtungen ist die Campingszene in Deutschland ein echtes Schwergewicht. Mehrere Start-ups treiben die Digitalisierung der Branche bereits massiv voran. Ein Streifzug durch eine junge Szene.
Was für ein Boom! Alles drängt es auf den Campingplatz
Mittwoch, 14. Juni 2017VonAlexander Hüsing

Der Camping-Boom in Deutschland ist ungebrochen. “Mit circa 30,4 Millionen Übernachtungen und rund 9 Millionen Gästeankünften wird das Jahr 2016 als neues Rekordjahr in die Geschichte der Campingwirtschaft in Deutschland eingehen”, teilte der Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland (BVCD) kürzlich mit. Doch die Branche steht auch vor großen Veränderungen. “Die Campingplätze in Deutschland dürfen nicht aufhören sich weiterzuentwickeln und sich an neuen Urlaubstrends zu orientieren und Themen wie zum Beispiel der Digitalisierung offen gegenüberzustehen”, mahnt BVCD-Präsident Gunter Riechey.

Mehrere Start-ups treiben die Digitalisierung der Branche bereits massiv voran. Die 30 Millionen Übernachtungen zeigen zudem, wie groß der Markt, den einige junge Unternehmen recht aggressiv angehen, ist. Und gerade in Deutschland scheint noch viel Potenzial zu liegen! “Das Wachstum bei den Gästezahlen wird vor allem aus dem Inland getragen. Camping im eigenen Land ist bei den Deutschen sehr beliebt. Ein Plus von 4,8 % bei den Ankünften und 5,4 % bei den Übernachtungen konnte im Jahr 2016 bei den inländischen Gästen verzeichnet werden”, heißt es seitens des BVCD.

Zu den aufstrebenden Start-ups im Camping-Segment gehören erst einmal campsy (früher als Campday bekannt), get a camp (das kürzlich mit campsy fusionierte) und Max Camping. campsy, das von Rocket Internet unterstützt wird und aus einer Fusion von CampDay und dem niederländischen Wettbewerber Campingfinder.nl entstand, positioniert sich als Plattform rund um das Buchen von Campingplätzen. Das Start-up wird von Philipp Hillenbrand und Christian Timmermann geführt. Auch bei get a camp, das von den Brüdern Fabian und Sebastian Gartmann sowie von Daniel Eschle vorangetrieben wurde, und Max Camping, das von Maximilian Möhrle geführt wird, können Onliner ebenfalls Campingplätze buchen bzw. Buchungsanfragen schicken.

Noch recht neu im Reigen der vielen Camping-Start-up ist dagegen camigo, eine App, die sich an “Caravaner und Reisemobilisten” richtet. “Für den Camper ist es eine App mit viel Mehrwert und auch für Camping- und Stellplatzbetreiber bietet camigo ein komplettes Kommunikationssystem. Über eine speziell für Camping- und Stellplätze entwickelte Software kann sich der Betreiber in die Kommunikation mit seinen Gästen einklinken und camigo als seine eigene Campingplatz-App einsetzen”, beschreibt Gründer Guido Rasch das Konzept von camigo.

Das französische Start-up CaraMaps wiederum “will das Reiseerlebnis von Wohnmobilfahrern revolutionieren”. Über die App können Wohnmobilfans Stellplätze, Campingplätze oder Autobahnrastplätze, die zu ihren Bedürfnissen passen, finden. CaraMaps ist somit ein Tool für die Reiseplanung. Über 10.000 mal wurde die Anwendung in Deutschland bereits heruntergeladen. Ebenfalls aus Frankreich stammt Yescapa, nach eigenen Angaben die “größte Plattform für Camper und Wohnmobilvermietung von Privat in Europa”.

Um die Vermietung von Wohnmobilen und Caravans kümmert sich aber auch das Berliner Start-up Campanda. Michelin Travel Partner, eine Tochterfirma des Reifenherstellers Michelin, Accel, idinvest, Le Peigné, Ringier Digital Ventures, btov Partners und Atlantic Labs investierten kürzlich 10 Millionen Euro in das junge Unternehmen. Insgesamt flossen bereits 17 Millionen Euro in das Start-up. Wettbewerber PaulCamper, ein Marktplatz für privates Camper-Sharing, holte sich kürzlich von BFB Brandenburg Kapital eine Millionensumme ab. “Das ist unsere Chance, PaulCamper schnell weiterzuentwickeln und das Wachstum anzukurbeln. Der nächste große Schritt ist die Internationalisierung”, sagte Dirk Fehse, Gründer von PaulCamper, zum Investment.

Mehrere ungenannte Unternehmen und Investoren der Wohnmobil-Branche – darunter Werkdigital – investierten zudem 2 Millionen Euro in das deutsch-neuseeländische Start-up SHAREaCAMPER, das seinen Hauptsitz in Köln hat. “Mit dem finanzkräftigen und erfahrenen Team von strategischen Investoren, sowie der Zusammenarbeit mit Hunderten Freizeitfahrzeugbesitzern sind wir gut aufgestellt, um auch die Führung am Markt zu übernehmen”, sagte Mitgründer Jan Bartel damals. SHAREaCAMPER kümmert sich ebenfalls um die private Wohnmobil- und Caravan-Vermietung. Als VW-Camper-Vermietung positioniert sich roadsurfer. 25 Busse bietet das junge Unternehmen bereits an. Bei der Vermietung setzt roadsurfer auf Plattformen wie Campanda und Co.

Zu guter Letzt bearbeitet auch CampingDreams das boomende Campingsegment. Auf der Plattform finden Campingfans Infos zu ausgewählten Campingplätze, Stellplätzen und Mietunterkünfte. Hinter CampingDreams stecken Ivar Mensink und Martin Tillmanns, Gründer und Geschäftsführer von Touristik Sales Support. “Die Campingwelt hat ein Inspirationsportal wie CampingDreams gebraucht und aus den Reaktionenen unserer Abonnenten können wir eindeutig ableiten, dass unser Konzept funktioniert”, sagt Macher Mensink. Auf Facebook schart CampingDreams über 260.000 Menschen um sich. Und der Boom geht gerade erst richtig los.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.