Das verflixte siebte Jahr

Rocket Internet & Kinnevik: Eine öffentliche Scheidung

Knapp sieben Jahre lang waren Rocket Internet und Kinnevik liiert. Zuletzt bekam die Beziehung aber Risse. Nun folgt der Rückzug von Kinnevik aus dem Samwer-Imperium. Der Börse gefällt der Rückzug gar nicht. Rocket Internet verliert damit aber einen lautstarken Widersacher.
Rocket Internet & Kinnevik: Eine öffentliche Scheidung
Freitag, 24. Februar 2017VonAlexander Hüsing

In den vergangenen Jahren finanzierte der schwedische Risikokapitalgeber Kinnevik massiv den Expansionsdrang der Berliner Internetschmiede Rocket Internet. Zuletzt bekam die langjährige Beziehung aber Risse – es gab hinter den Kulissen immer wieder Streitigkeiten über die Bewertung von einzelnen Unternehmen. Ein wichtiger Knackpunkt war vor allem der geplante Börsengang von HelloFresh, den Kinnevik – wegen der hohen Bewertung – blockiert haben soll.

Zu guter Letzt entwickelte sich Rocket Internet in den vergangenen Jahren immer mehr weg vom einstigen Company Builder-Konzept. Das beste Beispiel dafür ist der neue Raketen-Fonds Rocket Internet Capital Partners (RICP) – siehe “Rocket Internet: 1 Milliarde für das nächste zalando“. Den Kinnevik-Verantwortlichen passt diese neue Ausrichtung nicht, da sich Rocket damit zum börsennotierten Investor und somit zum Konkurrenten entwickelte.

Am Mittwochabend folgte deswegen die öffentliche Scheidung. Kinnevik kündigte überraschend an, die Hälfte seines Aktienpakets (13,2 %) an die Börse werfen zu wollen – und tat es dann auch. 209 Millionen Euro brachte Kinnevik der Verkauf. Gewinne machte Kinnevik mit dem Verkauf aber keine. Der Börsenkurs von Rocket Internet schmierte danach ab – um bis zu 16 %. Zuletzt war der Kurs allerdings deutlich gestiegen. Offenbar weil diverse Börsianer davon ausgegangen sind, dass Delivery Hero, eine gewichtige Beteiligung von Rocket Internet, bald an die Börse geht.

Kinnevik wollte dieses große Risikospiel offenbar nicht mehr abwarten. Nun kehrt wohl erst einmal Ruhe in Sachen Rocket Internet und Kinnevik ein. Die restlichen Anteile wird Kinnevik nicht innerhalb der nächsten 90 Tage verkaufen. Da dürfte der Kurs wieder deutlich in Bewegung kommen. Für Rocket-Chef Oliver Samwer, der wieder einmal schweigt, ist die öffentliche Trennung schmerzhaft, für die Börse ein Schock. Der Raketen-Macher profitiert aber auch vom Ende der Ehe. Denn er hat nun einen lautstarken Widersacher weniger im Hause.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.