#5um5

“Nicht beim ersten Gegenargument einknicken”

"Ich persönlich schätze Gründer, die bei Investorengesprächen gut vorbereitet sind, nicht arrogant auftreten, reflektiert mit der eigenen Idee und dem eigenen Geschäftsmodell umgehen – d.h. Kritik offen annehmen, gleichzeitig aber nicht beim ersten Gegenargument einknicken", sagt Steffen Wicker von Homeday.
“Nicht beim ersten Gegenargument einknicken”
Dienstag, 29. November 2016VonAlexander Hüsing

Unsere Rubrik “5 um 5” liefert jeden Tag um Punkt 5 Uhr insgesamt – wer hätte das gedacht – 5 wissenswerte Fakten, bahnbrechende Tipps oder hanebüchene Anekdoten rund um ein startupaffines Thema. Heute geht es um: 5 Fragen an Steffen Wicker (Foto: Mitte), der das PropTech-Start-up Homeday gründete.

Welche Tools, welche Apps, welche Software erleichtern Ihnen den Arbeitsalltag?
Wir arbeiten bei Homeday fast ausschließlich mit Cloud Apps, wie Google Docs, Asana und Slack – den üblichen Tools, die fast jedes Startup benutzt. Ich selbst nutze noch einige Gmail-Apps/Integrationen, wie Boomerang – wegen der Send Later Funktion -, Mailtrack.io, um zu tracken, ob ein Empfänger meine E-Mails gelesen hat, und Rapportive, um mir zu jedem E-Mail-Kontakt in Gmail das Linkedin und Facebook-Profil anzeigen zu lassen.

Was hätten Sie gerne vor der Gründung gewusst?
Da Homeday meine zweite Gründung ist, hatte ich fairerweise schon eine Vorahnung worauf ich mich einlasse. Wenn es gut läuft wird man gerade zu Beginn als Gründer sehr schnell euphorisch und extrapoliert positive Entwicklungen gern sehr weit in die Zukunft. Umso tiefer der Fall, wenn dann erste, oder teilweise fundamentale Probleme auftreten. Ich habe über die letzten Jahre die Erfahrung gemacht, dass es in guten Zeiten selten so gut und in schlechten Zeiten selten so schlecht läuft wie es sich zum jeweiligen Zeitpunkt anfühlt. Sich darüber bewusst zu sein, ist wichtig und hilft in mancher Situation allzu große Euphorie oder Sorge wieder zu relativieren.

Was war der lehrreichste bzw. der beste Fehler, den Sie gemacht haben?
Einer unserer größten Fehler bei simfy, meiner ersten Firma, war, dass wir unser Produkt unfertig und zu früh an den Markt gebracht haben und sofort schnell wachsen wollten. Ich habe irgendwo einmal den Spruch „over-funded companies tend to solve imaginary problems“ gelesen. In dem Satz steckt viel Wahres. Anstatt uns auf das Wesentliche, unser Produkt und unsere Kunden, zu konzentrieren, haben wir uns zu früh mit Wachstums- und Skalierungsthemen beschäftigt und dafür viel Lehrgeld bezahlt.

Was würden Sie bei Ihrem nächsten Start-up anders machen?
Die Frage ist in dem Fall weniger hypothetisch, da Homeday bei mir bereits das „nächste“ Startup ist. Wir machen bei Homeday viele Dinge anders und versuchen Fehler von früher wenn möglich nicht zu wiederholen. Eine Thema, das uns bei Homeday sehr am Herzen liegt, sind unsere Mitarbeiter. Wir legen großen Wert und verwenden sehr viel Zeit darauf die richtigen Mitarbeiter zu finden, und eine Umgebung zu schaffen, in der sich unsere Mitarbeiter wohl fühlen und große unternehmerische Verantwortung übernehmen können. Wir suchen keine Mitarbeiter, die in unserer Firma, sondern gemeinsam mit uns an der Firma arbeiten möchten.

Was sollten Gründer vor Investoren niemals sagen oder machen?
Grundsätzlich ist alles erlaubt. Ich persönlich schätze Gründer, die bei Investorengesprächen gut vorbereitet sind, nicht arrogant auftreten, reflektiert mit der eigenen Idee und dem eigenen Geschäftsmodell umgehen – d.h. Kritik offen annehmen, gleichzeitig aber nicht beim ersten Gegenargument einknicken. So versuchen wir jedenfalls immer in Gesprächen mit Investoren aufzutreten.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.