123Skins schlittert in die Insolvenz

Bitterer Gang: Fabian Deschler, Simon Lee und Gregor Moss, die Köpfe hinter dem Geräteverschönerer 123Skins (www.123skins.de), mussten sich vor wenigen Tagen auf den Weg zum Amtsgericht machen und einen Antrag auf Eröffnung des […]
123Skins schlittert in die Insolvenz
Montag, 16. August 2010VonAlexander Hüsing

Bitterer Gang: Fabian Deschler, Simon Lee und Gregor Moss, die Köpfe hinter dem Geräteverschönerer 123Skins (www.123skins.de), mussten sich vor wenigen Tagen auf den Weg zum Amtsgericht machen und einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen. Gerüchten zufolge soll eine Kapitalrunde zuvor gescheitert sein. Neben der IBB Beteiligungsgesellschaft waren bei der 123Skins-Mutter tortoise design GmbH auch estag Capital, eine private Beteiligungsgesellschaft aus Berlin, und der Business Angel Holger Czesnat investiert. Das Trio stellte dem jungen Unternehmen rund 450.000 Euro zur Verfügung. Beim Start-up können Nutzer Design-Folien für Elektrogeräte wie Handys, Notebooks und Spielekonsolen kaufen und damit ihre Spielzeuge verschönern. Ursprünglich agierte 123Skins unter dem Namen tortoise design im Markt. Im August des vergangenen Jahres stieg das Start-up auf den eingänglicheren Namen 123Skins um. “Der Name tortoise design war einfach zu kompliziert”, sagte Mitgründer Deschler damals. Am Telefon mussten die Berliner ihren vorherigen Namen immer buchstabieren und selbst wenn etliche Menschen sich den Namen merken konnten, war die Aussprache mitunter ein Problem.

Vor zwei Jahren war 123Skins unter den Gewinner der FTD-Initiative enable2start. Im entsprechenden Gründertagebuch ist davon die Rede, dass 123Skins im September des vergangenen Jahres erstmals den operativen Break­even erreichte: “Bei der betriebswirtschaftlichen Auswertung – die Zahlungen berücksichtigt, die noch nicht auf dem Konto sind, aber für die die Leistung bereits erbracht wurde – machten die Gründer in diesem Monat 6.000 Euro Gewinn.” Danach lief es offenbar nicht mehr so gut. Auch zuvor gab es schon Probleme – etwa Entlassungen im Sommer 2009 und nervöse Investoren, die “Leistung forderten” nachdem die Einnahmen ausblieben. Die letzte ausstehende Investionstranche von insgesamt 60.000 Euro wollten die Geldgeber nur auszahlen, wenn sie im Gegenzug weitere Anteile erhielten. Es folgten Gespräche, Verhandlungen und weitere Gespräche. Letztendlich ging es ohne Anteilserhöhung für die Investoren weiter.

“Jeder Kunde, der etwas bestellt, erhält auch seine Produkte”

Das Abenteuer Investorengeld hat sich für die 123Skins-Macher dennoch nicht gelohnt, das Unternehmen in seiner jetzigen Form ist am Ende. Vielleicht auch, weil nach dem Geldregen die Strategie fehlte. “Wir dachten: Wir stecken einfach Geld ins Marketing, dann läuft das schon”, sagt Mitgründer Lee im Gründertagebuch. Hinzu kamen handwerkliche Fehler und Fehlentscheidungen wie falsche Marketingausgaben – etwa bei der TV-Werbung, die viel zu lange ohne entscheidende Erfolgskontrolle lief. Und wie geht es jetzt bei 123Skins weiter? Wie bei einer Insolvenz üblich, ist noch alles möglich: Weiterführung unter neuem Eigentümer, Verkauf an einen Konkurrenten, eine zweite Chance für die alten Besitzer. Mitgründer Deschler verspricht gegenüber deutsche-startups.de zumindest, dass “jeder Kunde, der aktuell über 123skins etwas bestellt, auch seine Produkte erhält”. Auch der Kundenservice sei täglich erreichbar. Neben 123Skins ist unter anderem DeinDesign (www.designskins.com) im Segemt der Produktverschönerer unterwegs. In das 2006 von Kyan Noack, Manuel Noack und Victoria Chirita gegründete Unternehmen investierte unter anderem Berlin Ventures 5.0, die Beteiligungsfirma der myphotobook-Gründer.

Hausbesuch bei 123Skins

Kunterbunt geht es beim Geräteverschönerer 123Skins zur Sache. Überall verschönern Folien das verwinkelte Büro im Berliner Bezirk Friedrichshain. Einige Eindrücke in unserer Fotogalerie.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.