#Zahlencheck

Der Aufbau von Contentful kostete bereits 84 Millionen

Das Berliner Unicorn Contentful erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz in Höhe von 23,5 Millionen Euro - nach 18,3 Millionen im Jahr zuvor. Der Jahresfehlbetrag stieg dabei von 18,9 Millionen auf 33,5 Millionen. Insgesamt kostete der Aufbau von Contentful bereits rund 84 Millionen.
Der Aufbau von Contentful kostete bereits 84 Millionen
Dienstag, 19. April 2022VonAlexander Hüsing

Das Berliner Startup Contentful legt neue Unternehmenszahlen vor – und zwar den Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2020. Investoren wie Tiger Global, Base10 Advancement Initiative und Tidemark investierten zuletzt 175 Millionen US-Dollar in das Unternehmen. Die Bewertung stieg auf 3 Milliarden Dollar. Das Startup, das 2013 von Sascha Konietzke und Paolo Negri gegründet wurde, positioniert sich als “Headless CMS”. Über das Startup können Content-Builder, also Entwickler, Designer und Content Creator, Inhalte erstellen und verbreiten.

Das Unicorn erwirtschaftete im Berichtsjahr einen Umsatz in Höhe von 23,5 Millionen Euro – nach 18,3 Millionen bzw. 9,2 Millionen in den Jahren zuvor. Der Jahresfehlbetrag stieg dabei von 18,9 Millionen auf 33,5 Millionen. Insgesamt kostete der Aufbau von Contentful bereits rund 84 Millionen. “Der Verlust spiegelt die anhaltenden Investitionen in das Unternehmens- und Kundenwachstum sowie die Weiterentwicklung der Plattform wider”, teilt das Unternehmen zu seinen Zahlen mit

Im Ausblick auf 2021 schreibt das Contentful-Team: “Unter der Annahme eines weiterhin starken Umsatzanstiegs, weiter steigender Aufwendungen durch die Einstellung zusätzlichen Personals und einem im Vergleich zum Vorjahr höheren Niveau bei den Aufwendungen für Vertrieb und Personalanwerbung erwarten wir für das Geschäftsjahr 2021 insgesamt wieder einen Jahresfehlbetrag, der auf dem Niveau von 2020 oder aber leicht über diesem Wert liegen sollte”.

Ein wichtiger Kostentreiber bei Contentful ist das Personal. Im Geschäftsjahr 2020 beschäftigte das Unternehmen durchschnittlich 252 (im Vorjahr 186) Mitarbeiter:innen. “Davon sind 45 Mitarbeiter dem Bereich Administration und 207 Mitarbeiter den Bereichen Product Development, Customer Success, Partnerships, Marketing und Sales zuzuordnen”, heißt es im Jahresabschluss. Der Personalaufwand stieg deswegen von 16,8 Millionen auf 25,6 Millionen.

Sorgen muss sich aber keiner um das Unternehmen machen: Mit Tiger Global und Co. verfügt das Unternehmen weiter über finanzstarke Investoren, die das rasante Wachstum von Contentful noch einige Jahre durchfinanzieren können bzw. auch schon getan haben. Insgesamt flossen schließlich bereits rund 290 Millionen in das Unternehmen.

Tipp: 5 spannende Dinge über das Unicorn Contentful, die jeder wissen sollte

Fakten aus dem Jahresabschluss 2020

* Im Geschäftsjahr 2020 wurden die im Rahmen einer Kapitalerhöhung aufgenommenen Mittel zur Finanzierung des weiteren Unternehmenswachstums verwendet. Die Gesellschaft hat im Geschäftsjahr 2020 einen Jahresfehlbetrag von TEUR 33.503 erwirtschaftet. Jahresumsatz, operativer Cashflow und Verhältnis von operativem Cashflow zum Umsatz sind demnach die bedeutsamsten Leistungsindikatoren.
* Der Verlust spiegelt die anhaltenden Investitionen in das Unternehmens- und Kundenwachstum sowie die Weiterentwicklung der Plattform wider. Manager mit umfangreicher Erfahrung in dieser Branche sind als Verstärkung zum Senior Management in Berlin und San Francisco gestoßen. Steve Sloan wurde zum Chief Executive Officer (CEO) ernannt und ist seit Januar 2020 gemeinsam mit dem Gründer Paolo Negri (Chief Technology Officer, CTO) Geschäftsführer der Contentful GmbH. Der Gründer Sascha Konietzke konzentriert sich als Chief Strategy Officer vollständig auf die Entwicklung und die Strategie des Geschäfts.
* Die Contentful GmbH weist einen negativen Cashflow aus operativen Aktivitäten im Geschäftsjahr 2020 aus. Dies ist auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, unter anderem auf die vergrößerte Belegschaft. Der Personalaufwand erhöhte sich im Geschäftsjahr 2020 um TEUR 8.770 auf TEUR 25.612 und liegt damit TEUR 2.093 höher als der Umsatz. Auch die Kosten für professionelle Dienstleistungen für Vertrieb und Marketing sowie andere Funktionen stiegen um TEUR 3.195.
* Unser Unternehmen steigerte den Umsatz um 28 % auf TEUR 23.520 im Vergleich zum Vorjahr (TEUR 18.254). Nahezu der gesamte Umsatz resultiert wie schon im Vorjahr aus dem Software-as-a-Service Produkten. Dies gilt für den weltweiten Umsatz, einschließlich Deutschland und Europa, aber nicht für den Umsatz auf dem nordamerikanischen Markt, der von unserer Tochtergesellschaft bedient wird.
* Unter der Annahme eines weiterhin starken Umsatzanstiegs, weiter steigender Aufwendungen durch die Einstellung zusätzlichen Personals und einem im Vergleich zum Vorjahr höheren Niveau bei den Aufwendungen für Vertrieb und Personalanwerbung erwarten wir für das Geschäftsjahr 2021 insgesamt wieder einen Jahresfehlbetrag, der auf dem Niveau von 2020 oder aber leicht über diesem Wert liegen sollte. Gleichzeitig erwarten wir einen starken Anstieg des negativen Cashflows aus der laufenden Geschäftstätigkeit und einen deutlichen Rückgang des Verhältnisses von negativem Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit zum Umsatz.

Contentful im Zahlencheck

2020: 23,5 Millionen Euro (Umsatz); 33,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2019
: 18,3 Millionen Euro (Umsatz); 18,9 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2018
: 9,2 Millionen Euro (Umsatz); 15,3 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2017
: 6,3 Millionen Euro (Rohergebnis); 9,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 3,8 Millionen Euro (Rohergebnis); 3,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 1,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 931.492 Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Contentful

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.