#Interview

Ein Startup, das bei akuten oder chronischen Beschwerden hilft

alley bündelt medizinische Daten und die Kommunikation zwischen Patient:innen, Ärzt:innen und Therapeut:innen. "In einem Jahr wird alley sich als führende, smarte Therapiebegleitung bei Gelenkbeschwerden etabliert haben", sagt Gründer Manuel Mandler.
Ein Startup, das bei akuten oder chronischen Beschwerden hilft
Mittwoch, 18. August 2021VonAlexander Hüsing

Das Kölner Startup alley, das 2019 von Manuel Mandler und Klara Honsl gegründet wurde, positioniert sich insbesondere als “smarte Begleiterin bei Gelenkbeschwerden”. “Nach einer erfolgreichen Pilotphase ist alley im Juli in die Einführungsphase gestartet. Das heißt, Patient:innen mit akuten oder chronischen Beschwerden des Hüft- und Kniegelenks bis hin zur gesicherten Diagnose einer Cox- und Gonarthrose können unsere Medizin-App zur Therapiebegleitung und OP-Vorbereitung kostenfrei nutzen”, sagt Gründer Mandler.

Hinter dem Startup steckt vor allem die Gothaer Krankenversicherung. 40 Mitarbeiter:innen “aus Medizin, Neurowissenschaften, Psychologie und Rehabilitation, Informatik, Mathematik, Wirtschaftswissenschaften und Sozialwissenschaften” wirken bereits für die Jungfirma. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt der alley-Macher das Konzept hinter dem E-Health-Startup einmal ganz genau vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter alley erklären?
alley ist eine digitale medizinische Plattform und nutzt neueste Technologien, um für Menschen mit komplexen Erkrankungen die für sie optimale medizinische Behandlung zu finden. Dafür bündelt alley medizinische Daten und die Kommunikation zwischen Patient:innen, Ärzt:innen und Therapeut:innen und stellt sie zur individualisierten Therapieplanung bereit. Darüber hinaus informiert die App Patient:innen zu ihrer Diagnose und zu Behandlungsoptionen und unterstützt sie so, ihre Behandlung aktiv mitzugestalten.

Welches Problem genau wollt Ihr mit alley lösen?
Wir sehen, dass trotz einer leitlinienbasierten Therapie Behandlungsergebnisse weniger vorhersehbar sind, als anzunehmen wäre. Die Ursachen sind vielfältig. Häufig werden individuelle Situation und Bedürfnisse, zu denen zum Beispiel Lebensumstände, Nebenerkrankungen oder die persönlichen Erwartungen an eine Behandlung zählen, wenig berücksichtigt. Außerdem werden Behandlungen gegenwärtig vorrangig aus medizinischer Sicht bewertet. Die Patientensicht auf Erfolg und Nutzen spielt nur eine untergeordnete Rolle. Das möchte alley ändern und setzt dafür auf den Value Based Medicine-Standard, der eine patientenorientierte Perspektive in das Zentrum der Betrachtung stellt. Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung zu optimieren und die individuelle Lebensqualität zu steigern.

Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet alley ein Erfolg?
Als analytisch getriebene, medizinische Plattform, die in Zusammenarbeit mit Leistungserbringern und Kostenträgern den optimalen Behandlungsweg für Patient:innen strukturiert, beziehen wir alle Akteure mit ihren Anforderungen und Bedürfnissen ein. Zudem ist es uns gelungen, ein starkes Netzwerk mit Ärzt:innen, Patientenvertreter:innen und Fachleuten aufzubauen. Sie haben sich gemeinsam mit uns dem Ziel verschrieben, die Qualität in der medizinischen Versorgung mithilfe von digitalen Innovationen zu verbessern.

Wo steht alley in einem Jahr?
Nach einer erfolgreichen Pilotphase in 13 Partnerkliniken in ganz Deutschland ist alley im Juli 2021 in die Einführungsphase gestartet. Das heißt, Patient:innen mit akuten oder chronischen Beschwerden des Hüft- und Kniegelenks bis hin zur gesicherten Diagnose einer Cox- und Gonarthrose können unsere Medizin-App zur Therapiebegleitung und OP-Vorbereitung kostenfrei nutzen. In einem Jahr wird alley sich als führende, smarte Therapiebegleitung bei Gelenkbeschwerden etabliert haben.

Reden wir über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Für uns ist Köln der perfekte Standort, weil wir im Rheinland nah an unseren Partner:innen aus Medizin und Gesundheit sind. Außerdem kommen hier viele Kreative und Innovatoren zusammen. Daraus ergibt sich genau das richtige Umfeld, um als E-Health Start-Up neue Wege zu gehen.

Was fehlt in Köln noch?
Wir würden uns wünschen, dass sich in Köln noch mehr Investoren im Bereich Digital Health ansiedeln. Darüber hinaus wäre ein Ausbau von Co-Working Spaces und ähnlicher Infrastruktur für die Förderung von Startups super. Wir beobachten, dass die Innovations-Community kontinuierlich wächst, was wir wunderbar finden.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Köln ist eine wundervolle, lebensfrohe, tolerante und weltoffene Stadt mit einer Vielzahl von internationalen Städtepartnerschaften. Das ist eine perfekte Voraussetzung für einen international bekannten Startup Standort. Ich fände es positiv, wenn die Stadt Köln im Rahmen des städtepartnerschaftlichen Austausches stärker auf die Bedeutung und Möglichkeiten von Köln als Startup-Standort hinweist. Ein starker Impuls wäre auch gegeben, wenn die Wirtschaftsförderung bzw. starke Wirtschaftsunternehmen der Stadt Köln internationale Hackathons oder ähnliche Startup-fördernde Veranstaltungen in Köln veranstalten würden. Und schließlich der schon erwähnte Infrastrukturausbau für Startups und mehr Visibilität für das Rheinland als super erreichbaren und unterschätzten Innovationsstandort.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen genaueren Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründerinnen und Gründer, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen gerade von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

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Foto (oben): ValueBasedManagedCare

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.