#Interview

“Wir mussten uns in Themen wie Marketing für B2B-Kunden von Grund auf einarbeiten”

Der 2012 gegründete B2B-Finanzmarktplatz Compeon kümmert sich um Unternehmensfinanzierungen. Auch 2020 lief gut für das FinTech: "Wir konnten sowohl unsere Anfragen als auch unsere Abschlüsse in 2020 steigern", sagt Gründer Frank Wüller.
“Wir mussten uns in Themen wie Marketing für B2B-Kunden von Grund auf einarbeiten”
Donnerstag, 8. April 2021VonAlexander Hüsing

Hinter Compeon verbirgt sich eine Plattformen für gewerbliche Finanzierungen (Firmenkredite, Leasing oder auch alternative Finanzierungsprodukte). Der B2B-Finanzmarktplatz wurde 2012 von Nico Peters, Frank Wüller und Kai Böringschulte ins Leben gerufen. Der französische Geldgeber Iris Capital, die NRW.BANK, die Qatar Development Bank und Alt-Investoren wie Tengelmann Ventures, btov Partners und DvH Ventures investieren zuletzt 15 Millionen Euro in das FinTech aus Düsseldorf. Insgesamt flossen nun schon 35 Millionen in Compeon.

Inzwischen wirkten über 100 Mitarbeiter für das Unternehmen. “Wir zählen rund 50.000 registrierte Kunden und rund 300 Finanzierungspartner, die an die Online-Plattform angebunden sind”, sagt Gründer Frank Wüller. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Compeon-Macher außerdem über Kreditzusagen in Echtzeit, Digitalisierung und den Mittelstand.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Compeon erklären?
Wenn du eine Finanzierung für dein Unternehmen benötigst und nicht das Haus verlassen möchtest, die Läden schon geschlossen haben oder es besonders schnell gehen muss, dann kannst du diese Finanzierung einfach online über Compeon erhalten. Egal was du finanzieren möchtest, ob gebrauchter Transporter oder neues Einkaufszentrum – alle Arten von Vorhaben eines Unternehmens können heute digital finanziert werden. Das Praktische: Du erhältst nicht nur ein Angebot von einem einzigen Finanzdienstleister, sondern eine Vielzahl, da wir mehrere Kreditgeber parallel mit deinem Finanzierungsvorhaben ansprechen. Wenn du dir bei deinem Vorhaben nicht sicher bist, dann meldet sich ein persönlicher Ansprechpartner von unserer Kundenberatung bei dir, mit dem du alle Details in Ruhe klären kannst. Das alles ist für dich kostenlos.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Wir sind zu Beginn mit dem Ziel angetreten, Unternehmen schnell und einfach Zugang zu benötigten Finanzierungsmittel für ganz unterschiedliche Anlässe zu ermöglichen. Dazu haben wir bereits früh begonnen, ein deutschlandweites Netz aus Kooperationspartnern aufzubauen. Dabei ist das Konzept das gleiche wie zu Beginn, wir werden aber immer schneller und haben immer mehr Partner mit teilweise sehr spezialisierten Finanzierungslösungen, sodass beispielsweise auch komplexere Finanzierungen wie Unternehmensnachfolge oder Immobilienfinanzierungen über Compeon finanziert werden können. Dazu haben wir in der Entwicklung den Bereich der Fördermittel für Unternehmen immer weiter ausgebaut – ein Bereich, der auch durch die letzten Monate noch mal an Bedeutung gewonnen hat.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Wir merken in den vergangenen Monaten durchaus die Unsicherheiten in einigen Branchen, erkennen aber auch deutlich, dass die Pandemie insbesondere im Bereich der Digitalisierung wie eine Art Katalysator fungiert. Was die Entwicklung während der Pandemie bislang betrifft, ist diese durch unser sehr breites Produktportfolio gut verlaufen. So konnten wir sowohl unsere Anfragen als auch unsere Abschlüsse in 2020 steigern.

Wie ist überhaupt die Idee zu Compeon entstanden?
Wir haben uns damals gefragt, wieso ein Geschäftsmann als Privatperson einen neuen Pkw ganz einfach online finanzieren kann – als Unternehmer aber einen damals noch sehr analogen Prozess für einen Geschäftswagen anstoßen muss. Durch unsere Erfahrungen als Berater im Bankensektor sahen wir hier großes Potenzial, digitale Finanzierungslösungen für den deutschen Mittelstand anzubieten und haben daraufhin Compeon gegründet.

Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Wir bringen Unternehmen und Finanzdienstleister auf unserer Plattform zusammen. Ganz konkret stellt ein Unternehmen ein Vorhaben bei uns ein, beispielsweise die Finanzierung von Waren für die Produktion. Über unsere digitalen Prozesse sind wir in der Lage dem Kunden in kürzester Zeit verbindliche Angebote unserer Finanzierungspartner vorzustellen und diese abzuschließen. Doch wir bieten nicht nur unseren Kunden einen besonderen Mehrwert. Auch unsere Finanzierungspartner profitieren von unserer Plattform. Zu unseren Partnern zählen Sparkassen, Volksbanken, Großbanken, Leasinggesellschaften, Factoringgesellschaften und zahlreiche weitere Spezialfinanzierer wie Einkaufsfinanzierer, Mezzanine-Kapitalgeber etc. Diese können durch unsere Plattform ihre Reichweite erhöhen, neue Kunden gewinnen und ihre Prozesse digitalisieren und verschlanken.

Iris Capital, die NRW.BANK, die Qatar Development Bank und Co. investierten zuletzt 15 Millionen in Compeon. Wofür braucht ihr das viele Geld?
Als Technologie-Unternehmen ist die stetige Weiterentwicklung unserer digitalen Plattform und die Optimierung der damit verbundenen Prozesse ein sehr wichtiger Bereich für uns. Dabei spielt insbesondere die Schnittstelle zu unseren Partnern eine große Rolle. Wir werden diesen Bereich weiter ausbauen und kontinuierlich an schnellen, passgenauen Finanzierungslösungen für den Mittelstand arbeiten.

Wie genau hat sich Compeon seit der Gründung entwickelt?
Wir sind seit Gründung stark gewachsen, haben den Hauptstandort in Düsseldorf aufgebaut und in wichtige Unternehmensbereiche wie IT und Marketing investiert. Dazu sind zahlreiche neue Finanzierungspartner und Finanzierungsprodukte an unsere Online-Plattform angebunden. Aktuell sind wir bei rund 300 Partnern angelangt. Dazu haben wir insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro an kleine und mittelständische Unternehmen vermittelt und so viele Investitionen und das Wirtschaftswachstum in Deutschland gefördert.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Compeon inzwischen?
Wir bewegen uns bei über 100 Mitarbeitern und 1,4 Milliarden Euro Vermittlungsvolumen. Wir zählen rund 50.000 registrierte Kunden und rund 300 Finanzierungspartner, die an die Online-Plattform angebunden sind.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Richtig schief gegangen ist bis dato zum Glück noch nichts, aber eine steile Entwicklung bringt natürlich auch viele neue Erkenntnisse mit sich. Als wir angefangen hatten, mussten wir uns gerade in Themen wie Marketing und Web-Entwicklung für B2B-Kunden von Grund auf einarbeiten.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ich würde sagen, dass unsere Entwicklung und gerade die aktuelle Finanzierungsrunde zeigt, dass wir mittlerweile am Markt etabliert sind und auch als Partner auf Augenhöhe in Finanzierungsfragen wahrgenommen werden – einerseits von den Unternehmen in Deutschland, aber auch von den Finanzdienstleistern, mit denen wir zusammenarbeiten. Unser stetiges Wachstum bestärkt uns in der strategischen Ausrichtung, die wir eingeschlagen haben. Das zeigt auch die Erweiterung unserer Partner auf Investorenseite.

Wo steht Compeon in einem Jahr?
Wir werden die digitale Anbindung unserer Partner weiter ausgebaut und unsere Prozesse über die gesamte Customer-Journey für den Kunden weiter optimiert haben, um den gestiegenen Kundenanforderungen gerecht zu werden. So werden mittelständische Kunden in Finanzierungsfragen immer anspruchsvoller in Bezug auf die Interaktion mit Finanzierungsgebern. Während vor sechs bis sieben Jahren noch digitale Antragsprozesse im Vordergrund standen, erwarten Kunden in Zukunft Kreditzusagen in Echtzeit. Insbesondere Plattformen wie Compeon werden in diesem Zusammenhang immer bedeutender. Dazu werden wir weiter in Technologie investieren und unsere Plattform weiterentwickeln.

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Foto (oben): Compeon

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.