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Zeitgold – 50 Millionen schwer – gibt auf – Neustart als Sorted

Zeitgold sammelte in den vergangenen Jahren rund 50 Millionen Euro ein. Die letzte Investmentrunde wurde im Mai verkündet. Das Unternehmen beschäftigte zuletzt 120 Mitarbeiter. Jetzt müssen rund 75 Mitarbeiter gehen und das Zeitgold-Produkt wird eingestellt.
Zeitgold – 50 Millionen schwer – gibt auf – Neustart als Sorted
Freitag, 31. Juli 2020VonAlexander Hüsing

Das Berliner Startup Zeitgold, das gerade noch 27 Millionen eingesammelt hat, gibt auf. Auf der Website heißt es: Liebes Zeitgold-Team, in den letzten Wochen haben wir uns eingehend damit auseinandergesetzt, wie sich unser aktuelles Zeitgold-Produkt vor dem Hintergrund der Anforderungen des Marktes entwickelt. Als Gründer und Managementteam von Zeitgold sind wir schlussendlich zu der schwerwiegenden, aber unvermeidlichen Einsicht gekommen, dass wir für unser derzeitiges Hauptprodukt keine tragfähige Zukunft sehen”.

Zeitgold wurde 2015 von Stefan Jeschonnek, Jan Deepen und Kobi Eldar gegründet. Das Startup trat an, um “kleine Unternehmen von Papierkram zu befreien und ihre Buchhaltung komplett zu digitalisieren”. Das junge Unternehmen beschäftigte zuletzt in Berlin und Tel Aviv 120 Mitarbeiter. “Wir werden unser bestehendes Hauptprodukt und den Großteil unserer Aktivitäten in Berlin und Tel Aviv ab September einstellen. Infolgedessen werden wir uns von etwa 75 Teammitgliedern trennen müssen”, teilen die Hauptstädter mit.

In der sehr langen Erklärung in eigener Sache heißt es weiter: sein “Gemeinsam mit einem kleinen Team von etwa 30 Personen werden wir Zeitgold neu aufbauen. Dabei werden wir uns auf reine Software-Lösungen konzentrieren, die auf den Stärken, dem Marktverständnis und der Technologie aufbauen, die wir in den letzten Jahren entwickelt haben. Wir haben im vergangenen Jahr mit der Entwicklung dieser Software-Produkte begonnen und werden unseren Schwerpunkt nun vollständig verlagern”.

Ein erster Schritt in diese neue Richtung soll der Ableger Sorted sein. “Sorted ermöglicht es Selbstständigen, alle Steuererklärungen mithilfe intuitiver Software und On-Demand-Hilfe zertifizierter Steuerberater zu erstellen und einzureichen”, teilt das gescheiterte FinTech mit. “Aktuell unterstützt Sorted lediglich Freiberufler und Gewerbetreibende innerhalb Deutschlands, doch wir arbeiten bereits daran, den Kundenkreis des Angebots zu erweitern”. Was insgesamt nach einer kleinen Verzweiflungstat klingt.

Spannend ist die Erklärung für das Scheitern der Buchhaltungslösung:  “Wir haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte bei der Automatisierung von wiederkehrenden Buchhaltungsfällen gemacht. Aber wir müssen auch einsehen, dass es uns angesichts der komplexen und sensiblen Natur von Finanzdaten nicht gelungen ist, mit unserem Hauptprodukt eine Lösung anzubieten, ohne weiter beträchtliche Investitionen in manuelle Arbeit zu leisten. Diese fortlaufenden Investitionen machen es schwierig, unser Produkt zu skalieren und es wirtschaftlich tragfähig zu betreiben”. Eine erstaunliche Kenntnis, nachdem man gerade erst 27 Millionen und insgesamt 50 Millionen eingesammelt hat.

Vor Zeitgold scheiterte schon smacc an der Digitalisierung der Buchhaltung. Bereits im vergangenen Jahr schob das smacc-Team deswegen Hypatos an, ohne allerdings smacc vollständig zu beerdigen. Das Segment scheint nicht einfach zu sein. Was auch die Zeitgold-Macher noch einmal bestätigen: “Unsere Marketing- und Vertriebsaktivitäten haben gezeigt, dass die Zahlungsbereitschaft für Buchhaltungssoftware und Effizienzgewinne bei der Buchhaltungsvorbereitung begrenzt ist”.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.