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Google-Algorithmus vermiest fabfab das Geschäft

Das Pinneberger Unternehmen fabfab, das europaweit 12 Shops rund um Stoffe und Meterware betreibt, befindet sich in der Krise. Das Rohergebnis der E-Commerce-Firma sank 2017 um 13,5 % auf 10,2 Millionen Euro (Vorjahr: 11,8 Millionen). Der Jahresfehlbetrag lag bei 4,7 Millionen.
Google-Algorithmus vermiest fabfab das Geschäft
Freitag, 12. Juli 2019VonAlexander Hüsing

Fernab von den großen Startup-Zentren in Schenefeld im Kreis Pinneberg ist fabfab, das Unternehmen hinter stoffe.de, zu Hause. Auf der Plattform der Norddeutschen können Onliner seit 2003 Stoffe, Nähzubehör und Wolle kaufen. Gegründet wurde der Anbieter von Meterware von den Brüdern Jörn, Melf und Nils Haack. Das Unternehmen darf sich wohl zu recht “Europas führendes E-Commerce-Unternehmen für textile Meterware und Zubehör” nennen – siehe auch “fabfab – ganz dick im Geschäft mit Stoffen“.

Der brandneue Jahresabschluss für 2017 gewährt wieder einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen bei fabfab. Vorweg das Fazit: 2017 lief es erneut nicht gut für das Unternehmen, das europaweit 12 Shops betreibt und 2017 im Jahresdurchschnitt 185 Mitarbeiter beschäftigte. Das Rohergebnis der E-Commerce-Firma sank 2017 um 13,5 % auf 10,2 Millionen Euro (Vorjahr: 11,8 Millionen). “Ursache hierfür waren vor allem in der ersten Jahreshälfte des abgelaufenen Geschäftsjahres Umstellungen des Algorithmus von Google, anhaltende Schwierigkeiten mit der neuen Shop-Plattform, ein schwächeres Produktsortiment sowie eine sich zunehmend verstärkende Konkurrenzsituation”, teilt das Unternehmen dazu mit.

Auf die schlechten Zahlen, die sich schon im Vorjahr andeuteten, reagierte fabfab “mit einem umfassenden Wertsteigerungs-Programm inklusive Kostensenkungsmaßnahmen”. Dazu gehörte auch ein Personalabbau. Zum 31. Dezember 2016 waren 219 Mitarbeiter für den Shop-Betreiber tätig. Ende 2017 waren es nur noch 176. Damit liegt die Zahl der Mitarbeiter sogar unter den Zahlen von 2015, damals waren zum Jahresende 181 Mitarbeiter bei fabfab beschäftigt. Die Personalkosten lagen 2017 aber noch immer bei 5,4 Millionen (Vorjahr: 5,7 Millionen).

Und die Krise setzt setzt sich fort: Für das inzwischen abgelaufene Jahr 2018 plante das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 17 Millionen Euro. Ursprünglich, also im Vorjahresbericht, rechnete das fabfab-Team mit 19,7 Millionen. Der Umsatz in den ersten fünf Monaten des Geschäftsjahres 2018 lag aber bereits “leicht unter dem des Vorjahres und etwas unter den Erwartungen”. Für das laufende Jahr, also 2019, wiederum geht man im Hause fabfab aber davon aus, dass der Umsatz auf 18,7 Millionen steigen wird. “Aufgrund der eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen rechnen wir mit einer weiteren Verbesserung des Ergebnisses nach Steuern auf -1,8 Mio. € im Geschäftsjahr 2019 bzw. auf -1,4 Mio. €. in der Detailplanungsphase bis zum 30. September 2019. Darin enthalten sind für das gesamte Geschäftsjahr 2019 1,0 Mio. € nicht zahlungswirksame Zinsen für Gesellschafterdarlehen”.

Hoffentlich geht dieses Konzept auf. Viel Kapital für Experimente ist bei fabfab nicht mehr vorhanden. “Sollten sich die Annahmen der Geschäftsführung als unzutreffend erweisen und es zu zeitlichen Verzögerungen bei den erwarteten Zahlungszuflüssen kommt, ist der Fortbestand der Gesellschaft von einer weiteren kurzfristigen finanziellen Unterstützung durch die Gesellschafter abhängig. Damit wird auf das Bestehen einer wesentlichen Unsicherheit hingewiesen, die bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit der Gesellschaft zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit aufwerfen kann”, heißt es deswegen auch im Jahresabschluss. Zu den Investoren von fabfab gehört insbesondere die luxemburgische Holding Lesing Fabfab, ein Family Office mit Wurzeln in der Textilindustrie. Das Unternehmen hält rund 62,7 % an fabfab. Spannend dabei: Der Aufbau der Firma kostete bisher rund 18,3 Millionen Euro. Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag lag Ende 2017 bereits bei 7,3 Millionen. Die Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern lagen dabei bei 9,9 Millionen.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2017
* Das Rohergebnis sank im abgelaufenen Geschäftsjahr um 13,5% auf 10,2 Mio. € (Vorjahr 11,8 Mio. €). Ursache hierfür waren vor allem in der ersten Jahreshälfte des abgelaufenen Geschäftsjahres Umstellungen des Algorithmus von Google, anhaltende Schwierigkeiten mit der neuen Shop-Plattform, ein schwächeres Produktsortiment sowie eine sich zunehmend verstärkende Konkurrenzsituation.
* Auf die genannten Herausforderungen wurde mit einem umfassenden Wertsteigerungs-Programm inklusive Kostensenkungsmaßnahmen reagiert.
* Das Ergebnis nach Steuern liegt mit -4,7 Mio. € etwas über dem des Vorjahres (-5,0 Mio. €).
* Der Umsatz in den ersten fünf Monaten des Geschäftsjahres liegt mit 7,1 Mio. € leicht unter dem des Vorjahres (7,3 Mio. €) und etwas unter den Erwartungen. Als Folge dieser Entwicklung wurde die im Lagebericht des Vorjahres abgegebene Umsatzplanung von 19,7 Mio. € für das Geschäftsjahr 2018 nach unten korrigiert.
* Für 2018 planen wir mit einem Jahresumsatz in Höhe von 17,0 Mio. € und einem wesentlich verbesserten Ergebnis nach Steuern.
* Aufgrund der Wertsteigerungsmaßnahmen rechnen wir mit einer Verbesserung des Ergebnisses nach Steuern in 2018 auf -3,2 Mio. €. Darin enthalten sind 1,0 Mio. € nicht zahlungswirksame Zinsen für Gesellschafterdarlehen.
* Für 2019 rechnen wir mit einer Erholung des Marktes und einem Jahresumsatz von 18,7 Mio. €. Davon entfallen 13,6 Mio. € auf die Detailplanungsphase bis zum 30. September 2019.
* Um die Liquiditätssituation der Gesellschaft zu verbessern, wurde im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2018 eine Kapitalerhöhung von 2,3 Mio. € durchgeführt.
* Auf Basis der in 2017 zugeführten finanziellen Mittel in Höhe von 4,7 Mio. € sowie einer weiteren Kapitalzufuhr von 2,3 Mio. € im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2018 und der darauf für den Prognosezeitraum basierenden Planung erwarten wir, dass die Liquidität im Prognosezeitraum bis zum 30. September 2019 ausreicht.
* Bei der fabfab GmbH waren im Geschäftsjahr 2017 im Jahresdurchschnitt (ohne Auszubildende) 185 Mitarbeiter, davon 105 gewerbliche und 80 kaufmännische Mitarbeiter, beschäftigt.
* Zum 31. Dezember 2017 waren 176 Mitarbeiter, davon 110 gewerbliche und 66 kaufmännische Mitarbeiter, beschäftigt.

fabfabim Zahlencheck

2017: 17 Millionen Euro (Umsatz); 10,2 Millionen Euro (Rohergebnis); 4,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 11,8 Millionen Euro (Rohergebnis); 5,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 11,9 Millionen Euro (Rohergebnis); 2,1 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 8,6 Millionen Euro (Rohergebnis); 1,9 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.