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“Sondersituation” nach Dinkelacker-Übernahme: Shoepassion muss Millionenverlust verkraften

Die Übernahme des traditionsreichen Unternehmens Heinrich Dinkelacker führte bei Shoepassion 2017 zu einem Jahresfehlbetrag von über 2 Millionen Euro. Allein die Personalkosten der kleinen Schuh-Gruppe stiegen von 2016 auf 2017 um rund 1,1 Millionen.
“Sondersituation” nach Dinkelacker-Übernahme: Shoepassion muss Millionenverlust verkraften
Montag, 18. März 2019VonAlexander Hüsing

Das 2008 gegründete Schuh-Startup Shoepassion sorgte in den vergangenen Jahren mehrfach für spannende Schlagzeilen. Zunächst einmal übernahm die Jungfirma, die von Henry Bökemeier und Tim Keding ins Leben gerufen wurde, das traditionsreiche Unternehmen Heinrich Dinkelacker und dann investierte auch noch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking in das modische Unternehmen. Nun gibt es wieder spannende Neuigkeiten rund um Shoepassion: Mitgründer Keding verlässt die erfolgreiche Jungfirma. “Meine Frau und ich erwarten in Kürze unser erstes Kind. Ich möchte mich in der nächsten Zeit ganz und gar auf meine Familie konzentrierten und werde beruflich deutlich kürzer treten”, sagt Keding zu seinem Abgang. Keding bleibt aber auch nach seinem Ausstieg aus dem operativen Geschäft “weiterhin größter Anteilseigner” des Unternehmen.

Zum Abgang von Mitgründer Keding schauen wir einmal, wo Shoepassion gerade steht. 2017 war für das junge Unternehmen ein Ausnahme Jahr. Der Umsatz stieg zwar um 19,1 % auf 10,8 Millionen Euro, unter dem Strich steht aber ein Jahresfehlbetrag in Höhe von 2,1 Millionen. Mit einer Kapitalrücklage in Höhe von rund 7,5 Millionen muss sich aber niemand Sorgen um Shoepassion machen. “Die besondere Herausforderung der gleichzeitigen Integration und Modernisierung der Heinrich Dinkelacker GmbH sowie des Aufbaus von Wachstumspotentialen bei der Shoepassion GmbH haben zu einer überproportionalen Kostensteigerung und damit zu einem negativen Ergebnis geführt. Dies stellt in der seit Jahren profitabel operierenden Shoepassion GmbH eine Sondersituation dar, welcher im weiteren Geschäftsverlauf durch Umsatzwachstum und Rationalisierungsmaßnahmen entgegengewirkt wird”, heißt es dazu im Jahresabschluss für 2017, der gerade veröffentlicht wurde. Allein die Personalkosten der kleinen Schuh-Gruppe stiegen von 2016 auf 2017 um rund 1,1 Millionen. Durchschnittlich wirkten bei Shoepassion im Jahre 2017 110 Mitarbeiter.

Für Wachstum bei Shoepassion sorgten zuletzt vor allem die Offline-Länden. Im Jahresabschluss führt das Unternehmen 10 Niederlassungen als “wesentliche Standorte” auf. “Die Shoepassion GmbH konnte über alle Absatzkanäle deutliche Umsatzsteigerungen erzielen. Der Onlinekanal ist hierbei mit einem Umsatz von EUR 5.657.825,88 um 12% gewachsen. Der stationäre Bereich ist mit einem Umsatz von EUR 4.805.200,79 um 28% gewachsen. Das noch junge B2B-Geschäft ist auf EUR 269.590,66 um 3% gewachsen”, berichtet das Unternehmen.

Zu guter Letzt noch ein Ausblick: Für 2018 rechnete das Unternehmen mit einem Umsatz in Höhe von rund 14 Millionen: “Rationalisierungsmaßnahmen sind geplant, um die der Sondersituation der Integration und Modernisierung der Heinrich Dinkelacker GmbH geschuldeten teilweise hohen Aufwände aus 2017 im Verlauf von 2018 wieder auf Normalniveau zurückzuführen. Durch die gemeinsame Wirkung von gesteigertem Umsatz, höherem Rohertrag und optimierter Kostenstruktur wird die Shoepassion GmbH auch ertragsseitig wieder stärker aufgestellt sein”.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2017
* Die Shoepassion GmbH ist im Geschäftsjahr 2017 mit einem Wachstum von 19,1% gegenüber dem Vorjahr deutlich über dem Durchschnitt der relevanten Vergleichsbranchen gewachsen und konnte damit ihre Position im mitteleuropäischen Schuhmarkt weiter ausbauen.
* Die besondere Herausforderung der gleichzeitigen Integration und Modernisierung der Heinrich Dinkelacker GmbH sowie des Aufbaus von Wachstumspotentialen bei der Shoepassion GmbH haben zu einer überproportionalen Kostensteigerung und damit zu einem negativen Ergebnis geführt. Dies stellt in der seit Jahren profitabel operierenden Shoepassion GmbH eine Sondersituation dar, welcher im weiteren Geschäftsverlauf durch Umsatzwachstum und Rationalisierungsmaßnahmen entgegengewirkt wird.
* Die Shoepassion GmbH konnte über alle Absatzkanäle deutliche Umsatzsteigerungen erzielen. Der Onlinekanal ist hierbei mit einem Umsatz von EUR 5.657.825,88 um 12% gewachsen. Der stationäre Bereich ist mit einem Umsatz von EUR 4.805.200,79 um 28% gewachsen. Das noch junge B2B-Geschäft ist auf EUR 269.590,66 um 3% gewachsen.
* Die Personalkosten sind durch die Expansion der Shoepassion, die allgemeine weitere Professionalisierung des Teams und den teilweisen Aufbau von Doppelstrukturen im Rahmen der Integration der Heinrich Dinkelacker GmbH von EUR 2.026.783,56 im Vorjahr auf EUR 3.160.185,71 im Geschäftsjahr 2017 gestiegen.
* Das EBITDA (unter Berücksichtigung der Aufwendungen aus Verlustübernahme) beträgt EUR -2.064.000,17 in 2017 und EUR 448.862,06 in 2016. Der Jahresfehlbetrag beläuft sich auf EUR 2.064.315,95 im Geschäftsjahr gegenüber einem Jahresüberschuss von EUR 13.448,88 im Jahr 2016. Der Rückgang im Ergebnis ist durch die umfangreichen Aufwände im Rahmen der Integration und Modernisierung der Heinrich Dinkelacker GmbH und der gleichzeitigen Expansion der Shoepassion GmbH zu erklären.
* Für das kommende Geschäftsjahr rechnet die Shoepassion GmbH mit einem Umsatz von etwa EUR 14.000.000. Dies entspricht einer Umsatzsteigerung von etwa 30% gegenüber dem Vorjahr.

Shoepassion im Zahlencheck

2017: 10,8 Millionen Euro (Umsatz); 5,8 Millionen Euro (Rohergebnis); 2,1 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 5,1 Millionen Euro (Rohergebnis); 13.448 Euro (Jahresüberschuss)
2015: 163.218 Euro (Jahresüberschuss)

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Foto (oben): Shoepassion

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.