#Zahlencheck

myTaxi fährt Verlust in Höhe von 17,6 Millionen ein

Der Aufbau von myTaxi kostete bisher rund 37,5 Millionen Euro. Allein 2016/17 stand bei myTaxi unter dem Strich ein üppiger Jahresfehlbetrag in Höhe von 17,6 Millionen. Auch für 2018, laut eigenen Angaben ein "Erfolgsjahr" rechnet das Unternehmen mit einem "deutlich negativen Jahresergebnis".
myTaxi fährt Verlust in Höhe von 17,6 Millionen ein
Montag, 21. Januar 2019VonAlexander Hüsing

Das Hamburger Grownup myTaxi, das seit 2014 zu Daimler (momentan 76,92 %) gehört, blickt nach eigenen Angaben auf ein “absolutes Erfolgsjahr” zurück. Der Umsatz stieg demnach im Vergleich zum Vorjahr um 75 %. “Für ein Unternehmen, das bereits seit zehn Jahren am Markt aktiv ist, ist ein Wachstum von 75 % außergewöhnlich”, sagt mytaxi-Chef Eckart Diepenhorst. “Wir konnten in allen Geschäftsfeldern klare Zuwächse und Verbesserungen verzeichnen. Ich bin sehr stolz auf das gesamte mytaxi-Team, das sich diesen Erfolg hart erarbeitet hat”.

Genaue Zahlen nennt das Unternehmen, das zuletzt auch ins E-Scooter vorgestoßen ist, leider nicht. Kürzlich veröffentlichte myTaxi aber seinen Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2016/17. In diesem Zeitraum erwirtschaftete das Unternehmen ein Rohergebnis in Höhe von 12,4 Millionen Euro. “Im Vorjahr beläuft sich das Rohergebnis des Rumpfgeschäftsjahres per 31. August 2016 auf 4.763 T€, welches allerdings nur acht Monate umfasste; beide Angaben sind damit nicht unmittelbar vergleichbar. Relativ gesehen lässt sich eine Erhöhung des Rohergebnisses von 2016 auf 2017 in Höhe von 47% für die Intelligent Apps GmbH ableiten”, teilt myTaxi zu den Zahlen mit.

Unter dem Strich stand 2016/17 bei myTaxi ein üppiger Jahresfehlbetrag in Höhe von 17,6 Millionen. Besserung ist nicht in Sicht! “Die Gesellschaft wird auch im Geschäftsjahr 2018 ein deutlich negatives Jahresergebnis erzielen. Das Ziel der Geschäftsleitung bleibt es, mittelfristig für das Unternehmen ein nachhaltig positives wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen sowie die Anzahl der erfolgreich vermittelten Taxitouren sowie den Marktanteil signifikant zu erhöhen”, heißt es im Jahresabschluss.

In der Jubeklmeldung zum Rekordjahr ist davon nicht die Rede. Dort heißt es: “Das bisherige Wachstum soll auch für 2019 gesichert und weiter ausgebaut werden. Dafür plant mytaxi umfangreiche Investitionen in neue Produkte, Mitarbeiter und Marketing. Derzeit arbeiten mehr als 600 Mitarbeiter aus 52 Nationen in 26 mytaxi Büros in ganz Europa. Für 2019 sind 450 zusätzliche Stellen in den verschiedenen Abteilungen und Bereichen des Unternehmens geplant. Die Produkt- und Tech-Teams stehen dabei besonders im Fokus”. Somit wird Daimler myTaxi auch weiterhin massiv unterstützen müssen. Insgesamt kostete der Aufbau von myTaxi bereits 37,5 Millionen.

Im Jahresabschluss wird auf die finanziellen Aspekte und den Finanzierungsbedarf an mehreren Stellen eingegangen. Erwähnt wird dabei auch die Zusammenlegung der Mobilitätssparten von BMW und Daimler. “Für den Bereich der Taxivermittlung werden die neuen Shareholder eine Holdinggesellschaft gründen, in der die Anteile der Intelligent Apps GmbH eingebracht werden”. Die Intelligent Apps GmbH ist das Unternehmen hinter myTaxi. “Anteilseigner werden je zu 44 % BMW und Daimler (über Tochtergesellschaften) sowie 12 % die HNH Group Ltd”, heißt es weiter. Hinter der HNH Group verbirgt sich die ehemalige Hailo Network Holdings. myTaxi und der Londoner Taxi-App-Anbiete Hailo schossen sich 2016 zusammen. Die HNH Group hielt zuletzt 23,08 % an myTaxi. Zum Dreier-Bündnis teilt das Unternehmen zu guter Letzt noch mit: “Durch den von BMW gezahlten Kaufpreis der Anteile an der Holdinggesellschaft wird die Finanzierung der Intelligent Apps GmbH für die nächsten Jahre sichergestellt”.

Es gibt aber auch wirklich positive Aspekte bei der Entwicklung von myTaxi. “Im Kernbereich der Erträge für Vermittlungen aus Taxifahrten konnte der Ertrag somit um über 200 % im Verhältnis zum Vorjahr gesteigert werden. Dieses Wachstum wurde nicht durch Preiserhöhung erwirtschaftet, sondern lediglich durch den Ausbau der Kundenbasis”, teilt der Taxivermittler mit. myTaxi wächst somit weiter. Was bei weiterer Expansion und weiteren Übernahmen wohl auch weiter der Fall sein dürfte. Und dank Daimler und BMW kann das Unternehmen noch weiter massive Verluste verkraften. Zumal die Kapitalrücklage derzeit 194,3 Millionen beträgt.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2017
* Das Rohergebnis des Geschäftsjahres zum 31. August 2017 beträgt 12.360 T€, im Vorjahr beläuft sich das Rohergebnis des Rumpfgeschäftsjahres per 31. August 2016 auf 4.763 T€, welches allerdings nur acht Monate umfasste; beide Angaben sind damit nicht unmittelbar vergleichbar. Relativ gesehen lässt sich eine Erhöhung des Rohergebnisses von 2016 auf 2017 in Höhe von 47% für die Intelligent Apps GmbH ableiten.
* Im Kernbereich der Erträge für Vermittlungen aus Taxifahrten konnte der Ertrag somit um über 200% im Verhältnis zum Vorjahr gesteigert werden. Dieses Wachstum wurde nicht durch Preiserhöhung erwirtschaftet, sondern lediglich durch den Ausbau der Kundenbasis. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen in Höhe von 11.644 T€ (VJ 5.937 T€) resultieren im Wesentlichen aus Administrationsaufwendungen, insbesondere für Mieten, Werbeaufwendungen und Rechts- und Beratungskosten.
* Insgesamt ergibt sich für das Geschäftsjahr ein Fehlbetrag in Höhe von 17.617 T€, der auf das neue Geschäftsjahr vorgetragen wird.
* Die Finanzierung der Gesellschaft ist weiterhin durch die Eigenkapitalzuführung der Gesellschafter gegeben.
* Die Gesellschaft wird auch im Geschäftsjahr 2018 ein deutlich negatives Jahresergebnis erzielen. Das Ziel der Geschäftsleitung bleibt es, mittelfristig für das Unternehmen ein nachhaltig positives wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen sowie die Anzahl der erfolgreich vermittelten Taxitouren sowie den Marktanteil signifikant zu erhöhen.

myTaxi im Zahlencheck

2016/17: 12,4 Millionen Euro (Rohergebnis); -17.6 Millionen Euro (Ergebnis nach Steuern);
2016 (Rumpfjahr): 4,8 Millionen Euro (Rohergebnis); -8,4 Millionen Euro (Ergebnis nach Steuern)
2015: 9,0 Millionen Euro (Rohergebnis); -16,3 Millionen Euro (Ergebnis nach Steuern)
2014: 4,5 Millionen Euro (Rohergebnis); 7,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 2,6 Millionen Euro (Rohergebnis); 5,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 3,9 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2011: 2,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): myTaxi

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.