#Zahlencheck

Open-Xchange landet 2017 bei einer “schwarzen Null”

Zuletzt erzielte Open-Xchange einen Umsatz in Höhe von 29,4 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 28,2 Millionen. Open-Xchange wächst somit kaum noch! Für 2018 zeigte sich das Unternehmen - trotz des mauen Ergebnisses für 2017 - aber sehr optimistisch.
Open-Xchange landet 2017 bei einer “schwarzen Null”
Donnerstag, 17. Januar 2019VonAlexander Hüsing

Das 2005 gegründete Unternehmen Open-Xchange ist ein waschechter Hidden Champion. Unbeachtet von der Öffentlichkeit und der Startup-Presse entwickelte Gründer Rafael Laguna in den vergangenen Jahren eine Linux-basierte E-Mail-Lösungen für Serviceanbieter – als Alternative zu Microsoft Exchange. 240 Millionen Menschen nutzten die E-Mail-Lösung auf Linux-Basis zuletzt. Für das Unternehmen, das kürzlich seinen Firmensitz nach Köln verlegt hat, arbeiten derzeit 250 Mitarbeiter

Ins Rampenlicht rückte das Grownup in der Vergangenheit lediglich bei Finanzierungsrunden. Iris Capital etwa investierte Ende 2017 gemeinsam mit eCAPITAL und den existierenden Gesellschaftern beachtliche 21 Millionen Euro in Open-Xchange. Zu den Geldgebern des Unternehmens gehören ansonsten unter anderem United Internet Ventures und die Bayerische Beteiligungsgesellschaft (BayBG). 2013 flossen zudem 15 Millionen in das Unternehmen. 2016 weitere 5 Millionen Euro.

Zuletzt lief es aber nicht rund bei Open-Xchange. “Entgegen unserer Prognose des Vorjahres ergab sich im Geschäftsjahr ein Jahresfehlbetrag. Dieser ist durch die um 29 % massiv erhöhten Kosten der Muttergesellschaft Open-Xchange AG, die an die Open-Xchange GmbH weiterbelastet werden, zu begründen. Durch den Fachkräftemangel bedingte geringere Personaleinstellungen haben sich zudem auch die Aufwendungen für externe Dienstleistungen um 46 % gegenüber dem Vorjahr erhöht”, heißt es im Jahresabschluss für 2017. Der Jahresfehlbetrag lag 2017 bei rund 298.949 Euro. Im Vorjahr konnte die Softwarefirma noch einen Überschuss in Höhe von 2,7 Millionen erzielen. Und auch im Vorjahr war das Unternehmen profitabel. Ansonsten schrieb Open-Xchange immer rote Zahlen. Der Verlustvortrag lag Ende 2017 – auch dank der zwei erfolgreichen Jahre – aber gerade einmal bei 2,7 Millionen.

Der erzielte Umsatz lag 2017 bei 29,4 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 28,2 Millionen. Open-Xchange wächst somit kaum noch! In den Jahren zuvor konnte das Unternehmen seinen Umsatz von rund 10 Millionen (2012) auf nun mehr knapp 30 Millionen steigern. Open-Xchange muss somit vor allem neue Märkte erobern, um weiter rasant wachsen zu können. “Die nur moderate Steigerung des Umsatzes resultiert im Wesentlichen daraus, dass der im Vorjahr entstandene Sondereffekt aus dem Verkauf von Perpetual-Lizenzen (unbefristete Lizenzen) durch neue wiederkehrende Vertragsumsätze aufgefangen werden musste. Nach Bereinigung dieses Sondereffektes liegt die Nettoumsatzsteigerung im Bereich der wiederkehrenden Umsätze bei T€ 4.469 und somit deutlich über der des Vorjahres; wiederkehrende Umsätze tragen somit in erheblichem Maße zur Sicherung der Ertragslage in den nächsten Jahren bei”, teilt das Unternehmen dazu mit.

Für 2018 zeigte sich das Unternehmen – trotz des mauen Ergebnisses für 2017 – aber sehr optimistisch: “Aufgrund der positiven Marktaussichten sowie des vorhandenen Auftragseingangs und des wettbewerbsfähigen OX-Produktportfolios geht die Geschäftsführung mittelfristig von einer positiven Geschäftsentwicklung aus. Für das Geschäftsjahr 2018 wird eine deutliche Steigerung der Umsatzerlöse sowie ein positives Ergebnis vor Steuern erwartet”. Geld ist zudem auch noch vorhanden! Eine weitere Aufstockung der nachrangigen Darlehensfinanzierung durch die Open-Xchange AG sei nach derzeitigem Kenntnisstand aber nicht notwendig, teilt das Unternehmen mit. Dies wäre zu wünschen. Die große Zeit von Open-Xchange scheint erst noch zu kommen. Aber auch jetzt ist das Unternehmen – trotz der kleinen Schwächephase – schon ein echter Hingucker.

Noch ein abschließender Hinweis: Die aufgeführten Zahlen betrachten nur die Ergebnisse der GmbH. “Wenn wir die Ergebnisse aller Tochtergesellschaften der Open-Xchange AG für 2017 zusammenrechnen und konsolidieren, dann landen wir bei einer ‘schwarze Null'”, sagt Gründer Laguna. “Gleichzeitig konnten wir den Umsatz in der AG von 2016 auf 2017 um 20 % steigern. Überdies haben wir in 2017 massiv in den Wachstumsbereich ‘OX as a Service’ und in die neue Produktlinie ‘OX Protect’ investiert, die beide bereits in 2018 deutlich zu einem weiteren Umsatzwachstum und zu einem positiven Ergebnis der Open-Xchange AG beigetragen haben.”

Fakten aus dem Jahresabschluss 2017
* Entgegen unserer Prognose des Vorjahres ergab sich im Geschäftsjahr ein Jahresfehlbetrag. Dieser ist durch die um 29 % massiv erhöhten Kosten der Muttergesellschaft Open-Xchange AG, die an die Open-Xchange GmbH weiterbelastet werden, zu begründen. Durch den Fachkräftemangel bedingte geringere Personaleinstellungen haben sich zudem auch die Aufwendungen für externe Dienstleistungen um 46 % gegenüber dem Vorjahr erhöht.
* Umsatz und Ergebnis vor Steuern (EBT) stellen die wesentlichen finanziellen Leistungsindikatoren dar. Das EBT hat sich im Geschäftsjahr 2017 von T€ 3.128 auf T€ -359 reduziert. Dies ist vornehmlich auf die im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 4 % gestiegenen Umsätze von T€ 28.238 auf T€ 29.387 sowie die Erhöhung der Personalaufwendungen von T€ 8.722 auf T€ 10.386 und die gestiegenen sonstigen betrieblichen Aufwendungen von T€ 8.276 auf T€ 11.013 zurückzuführen.
* Die nur moderate Steigerung des Umsatzes resultiert im Wesentlichen daraus, dass der im Vorjahr entstandene Sondereffekt aus dem Verkauf von Perpetual-Lizenzen (unbefristete Lizenzen) durch neue wiederkehrende Vertragsumsätze aufgefangen werden musste. Nach Bereinigung dieses Sondereffektes liegt die Nettoumsatzsteigerung im Bereich der wiederkehrenden Umsätze bei T€ 4.469 und somit deutlich über der des Vorjahres; wiederkehrende Umsätze tragen somit in erheblichem Maße zur Sicherung der Ertragslage in den nächsten Jahren bei.
* Die Gesellschaft ist als Start-Up Unternehmen auf einem Wachstumsmarkt tätig. Aufgrund der seitdem angefallenen hohen Aufwendungen in das Produkt, denen noch keine Umsatzerlöse in ausreichender Höhe gegenüberstanden, sind in den Geschäftsjahren, bis auf zwei Ausnahmen, bis 2017 negative Ergebnisse angefallen. Da die Gesellschaft noch nicht ausreichend eigene positive Mittelzuflüsse generiert, ist sie weiterhin vollständig auf die nachrangige Darlehensfinanzierung durch die Muttergesellschaft angewiesen.

Open-Xchangeim Zahlencheck

2017: 29,4 Millionen Euro (Umsatz); 298.949 Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 28,2 Millionen Euro (Umsatz); 2,7 Millionen Euro (Jahresüberschuss)
2015: 24,4 Millionen Euro (Umsatz); 932.878 Euro (Jahresüberschuss)
2014: 16,5 Millionen Euro (Umsatz); 211.353 Euro (Jahresüberschuss)
2013: 12,9 Millionen Euro (Umsatz); 620.758 Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 10,0 Millionen Euro (Umsatz); 664.506 Euro (Jahresfehlbetrag)
2011: 618.553 Euro (Jahresfehlbetrag)
2010: 425.387 Euro (Jahresfehlbetrag)
2009: 1,1 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2008: 888.221 Euro (Jahresfehlbetrag)

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.