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Die bittersten und teuersten Startup-Pleiten

Nicht alle Wetten auf Startups gehen auf. Auch einige ganz große Wetten gingen zuletzt daneben. Etwa das millionenschwere Startup Auctionata, Move24 und aktuell Lesara. Nachfolgend einige millionenschwere Unternehmen, die gescheitert sind.
Die bittersten und teuersten Startup-Pleiten
Montag, 26. November 2018VonAlexander Hüsing

Die deutsche Startup-Szene kann viele Erfolge vorweisen. Etwa zahlreiche millionenschwere Exits in den vergangenen Jahren, etliche erfolgreiche Börsengänge und etliche erfolgreiche Unternehmen, die tausenden Menschen ihr tägliches Brot sichern.

Und die Szene kann immer mehr millionenschwere Investments vorweisen. Die Finanzierungsrunden im Lande werden immer größer, die Wetten auf große Exits somit auch. Nicht alle diese Wetten gehen auf. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.

Wobei man auch sagen muss, dass die Anzahl der ganz großen Pleiten noch immer gering ist. Gering im Vergleich zu den vielen millionenschweren Finanzierungen. Es gibt sie aber, die Schattenseiten des Booms.

Nachfolgend einige millionenschwere Unternehmen, die gescheitert sind. Die meisten wie Auctionata schlittern in die Insolvenz. Andere langjährige Unternehmen wie DaWanda wurden von den Investoren einfach fallen gelassen. Was einige Szenekenner noch immer nicht verstehen können. Und auch ein aktueller FireSale ist auf der Liste.

Die bittersten und teuersten Startup-Pleiten

Auctionata
Anfang 2017 segnete das Auktionshaus Auctionata das Zeitliche. Auctionata, das sich 2016 mit Paddle8 zusammenschloss, ging 2012 an den Start. 2015 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 81 Millionen Euro. In Auctionata flossen vor der Insolvenz 78 Millionen Euro Venture Capital. Paddle8 sammelte rund 39 Millionen ein. Zusammen genommen sprechen wir bei Auctionata somit von einer 100-Millionen-Pleite. Es ist und bleibt die härteste Pleite der deutschen Startup-Szene. Investoren waren Groupe Arnault, Bright Capital, e.ventures, Earlybird, German Startups Group, Hearst Ventures, Holtzbrinck Ventures, Kite Ventures und MCI Management.

DaWanda
Zwölf Jahre nach dem Start wurde DaWanda, ein Online-Marktplatz für Unikate und Selbstgemachtes, in diesem Jahr (Ende August) überraschend abgewickelt. Wer Dawanda nun ansteuert, wird zum einstigen Wettbewerber Etsy weitergeleitet. 150 Mitarbeiter wirkten zuletzt für DaWanda. Investoren wie Insight Venture Partners, Rocket Internet, Piton Capital, Point Nine Capital, Team Europe, Holtzbrinck Ventures und Vorwerk Ventures investierten in den vergangenen Jahren rund 22 Millionen in das Unternehmen, das 2017 einen Umsatz in Höhe von 16,4 Millionen hatte.

Lesara
Das modische Berliner Startup Lesara musste Anfang November die Insolvenz (zunächst in Eigenverwaltung, dann aber doch im Standardverfahren) verkünden. 2016 erwirtschaftete der Fashion-Shop, der versuchte Trends frühzeitig zu erkennen, einen Rohertrag in Höhe von 24,7 Millionen und einen Jahresfehlbetrag von 14,3 Millionen Euro. Bis Ende 2016 kostete der Aufbau von Lesara bereits rund 28,4 Millionen. In den vergangenen Jahren pumpten Investoren wie 3L Capital, Northzone, Magrove Capital Partners und Vorwerk Ventures rund 100 Millionen Euro in den Fashion-Shop, der 2013 von Roman Kirsch, Matthias Wilrich und Robin Müller gegründet wurde.

Move24
Im Februar dieses Jahres schlitterte der Umzugshelfer Move24 in die Insolvenz. Wettbewerber Movinga übernahm später einige Überreste den gescheiterten Unternehmens. Das Genick brach Move24 insbesondere ein exklusiver und extrem teurer Deal mit Immobilienscout24. Dort bootete das Startup mit viel Geld (sechsstellige Summe pro Monat) seinen Wettbewerber Movinga aus. Investoren wie Cherry Ventures, DN Capital, Piton Capital, Innogy Ventures und Holtzbrinck Ventures investierten in den vergangenen Jahren mehr als 40 Millionen in Move24.

nu3
Im Sommer dieses Jahres rettete Shop Apotheke den jungen Shop nu3 vor dem Aus. Die Plattform für Superfood, Sportnahrung und Functional Food wurde 2011 von Robert Sünderhauf, Kassian Ortner und Felix Kaiser gegründet. Investoren wie Project A, Lakestar und Alstin (Carsten Maschmeyer) investierten in der vergangenen Jahren mehr als 50 Millionen Euro in das Unternehmen. Der Verkaufspreis beim FireSale lag wohl bei rund 10 Millionen Euro.

Pets Deli
Im Frühjahr 2017 schlitterte der Hunde-Feinkostshop Pets Deli in die Insolvenz. Zunächst war Pets Deli als reines Offline-Konzept gedacht, dann starteten die Macher aber in der Online-Welt durch. Lange Zeit galt das Startup, 2014 gestartet, als ganz großer Stern am E-Commerce-Himmel. Nach der Insolvenz wanderte das Unternehmen unter das Dach Beteiligungsholding Econa (Sparwelt, foodspring, amapur). Investoren wie Project A, Rocket Internet und Index Ventures pumpten mindestens 15 Millionen in Pets Deli.

Simfy
Das kleine Startup simfy, eine digitaler Musikdienst drehte 2007 auf und wurde 2015 abgewickelt. In das Startup sind während der Hochphase viele Millionen, rund 30 Millionen sollen es gewesen sein, geflossen. Maßgebliche Kapitalgeber von simfy waren vor allem der bekannte Kapitalgeber Earlybird und Klaus Wecken (Mitgründer von KHK Software). Allein Earlybird soll rund 15 Millionen Euro in simfy gesteckt haben. Bestätigen wollte der Kapitalgeber diese Summe aber nie.

studiVZ
Das Social Network studiVZ darf in dieser Liste nicht fehlen – auch wenn es Jüngere quasi nur noch aus Geschichten der älteren Szenemenschen kennen. Im Herbst 2017 rutschte das Netzwerk in die Insolvenz. Eigentümer von studiVZ war zuletzt die Momentous Entertainment Group (MEG) – 10 Millionen zahlen die Amerikaner zuvor für die mehrfach gefloppte Plattform. 2012 kaufte Vert Capital die studiVZ-Familie. Zur Erinnerung: 2007 zahlte die Verlagsgruppe Holtzbrinck 85 Millionen für die VZ-Familie. Was bleibt: studiVZ war und ist ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung der Berliner Startup Szene.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.