#Interview

Eine Kölnerin gründete ihr Unternehmen gleich zweimal

"Ich habe EchtPost eigentlich zweimal gegründet: Zunächst als Einzelunternehmerin, damals lag der Fokus wie gesagt auf Privatkunden. Trotzdem kamen immer wieder Unternehmen auf mich zu, die größere Postkarten-Mailings verschicken wollten", sagt Gründerin Anne Buch.
Eine Kölnerin gründete ihr Unternehmen gleich zweimal
Montag, 29. Oktober 2018VonAlexander Hüsing

Über EchtPost können Onliner echte Postkarten erstellen und verschicken (mit echter Briefmarke). Postkarten-Marketing lohnt sich”, sagt Gründerin Anne Buch. Ihr Unternehmen gründete die Kölnerin gleich zweimal. “Die Zielgruppe von EchtPost bestand ursprünglich aus Privatkunden, die Postkarten zu Anlässen wie Geburtstagen oder Weihnachten verschicken wollen. Inzwischen fokussieren wir uns auf Unternehmen, die Postkarten für Marketing und Vertriebszwecke einsetzen möchten”, berichtet Buch. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht die Gründerin über Leidenschaft, Vertriebszwecke und Fahrradwege.

Wie würdest Du Deiner Großmutter EchtPost erklären?
EchtPost ist eine Online-Plattform, über die man Postkarten verschicken kann, ganz ohne dass man einen Stift in die Hand nehmen und zum Briefkasten gehen muss. Stattdessen kommuniziert man wie gewohnt digital – das Ergebnis ist trotzdem eine echte gedruckte Postkarte im Briefkasten. Gerade für Unternehmen ist dies interessant: Denn mit einer echten Postkarte generieren sie die Aufmerksamkeit ihrer Kunden sehr viel einfacher, als mit einer E-Mail. Denn anders als in deinen Zeiten, Großmutter, geht es im Briefkasten heute sehr übersichtlich zu – wohingegen digitale E-Mail-Postfächer aus allen Nähten platzen.

Bei welcher Gelegenheit entstand die Idee zu EchtPost?
Es gibt nicht den einen Moment, in dem die Idee zu EchtPost entstand. Ich hatte schon immer eine große Leidenschaft für Postkarten und gestalte sie auch selbst gern. Die Idee zu EchtPost ist aus dem Gedanken heraus entstanden, die Postkarte ins digitale Zeitalter zu retten.

Hat sich euer Konzept seit dem Start verändert?
Die Zielgruppe von EchtPost bestand ursprünglich aus Privatkunden, die Postkarten zu Anlässen wie Geburtstagen oder Weihnachten verschicken wollen. Inzwischen fokussieren wir uns auf Unternehmen, die Postkarten für Marketing und Vertriebszwecke einsetzen möchten. Es geht also nicht mehr nur um den Versand von einzelnen Postkarten, sondern von personalisierten Postkarten-Mailings.

Wie genau hat sich EchtPost seit der Gründung entwickelt?
Ich habe EchtPost eigentlich zweimal gegründet: Zunächst als Einzelunternehmerin, damals lag der Fokus wie gesagt auf Privatkunden. Trotzdem kamen immer wieder Unternehmen auf mich zu, die größere Postkarten-Mailings verschicken wollten. Daher habe ich EchtPost letztes Jahr noch einmal neu gegründet, zusammen mit den beiden Entwicklern Axel von Leitner und Moritz Machner von der Kölner CRM-Software CentralStationCRM. Zusammen haben wir EchtPost sowohl technisch als auch von der Ausrichtung her komplett neu aufgebaut.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist dein Start-up inzwischen?
Wir sind jetzt seit einem Jahr am Start und stehen damit noch am Anfang. In den vergangenen Monaten haben wir uns vor allem mit langfristigen Themen beschäftigt, also mit Content Marketing oder dem Motiv-Bestand für Firmenkunden und wir haben auch operative Dinge wie die Optimierung der Druckqualität auf der Agenda gehabt. Jetzt konzentrieren wir uns stärker auf die Vermarktung und insbesondere die Gewinnung von Geschäftskunden – pünktlich zu den anstehenden Weihnachtskarten-Mailings.

Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Das ist ganz simpel: Für den Versand von Postkarten, zahlt der Kunde. Bei einer einzelnen Postkarte sind das 2,49 Euro brutto inklusive der Briefmarke. Je mehr Postkarten auf einmal verschickt werden, desto günstiger wird der Stückpreis, bei 500 Karten beispielsweise 1,47 Euro, – damit geben wir Rabatte unserer Druckerei bei hohen Stückzahlen an unsere Kunden weiter.

Wo steht EchtPost in einem Jahr?
In einem Jahr sind wir sehr viel sichtbarer und in den Köpfen unserer Kunden immer präsent. Aktuell gibt es noch zu viele, die die Idee hinter EchtPost super finden, aber trotzdem keine Postkarten einsetzen. Diese Hürde wollen wir auf jeden Fall überwinden und unter Beweis stellen, dass es tatsächlich nicht mehr Aufwand bedeutet eine Postkarte zu schreiben, als eine E-Mail – die Wirkung aber eine ganz andere ist.

Reden wir noch über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Ich bin Kölnerin, da schlägt mein Herz natürlich für die Domstadt und es gibt aktuell nichts, was für Berlin und gegen Köln sprechen würde. Theoretisch könnten wir EchtPost aber von überall aus betreiben, unser Team arbeiten zum Großteil ohnehin remote.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Köln ist so schön unaufgeregt und das gilt auch für die Startup-Szene. Sie wird immer präsenter, bleibt aber gleichzeitig übersichtlich, irgendwie kennt man jeden um drei Ecken.

Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
In Köln gelingt es schnell, sich ein gut funktionierendes Netzwerk aufzubauen, auch wenn man nicht ständig auf Gründer-Veranstaltungen geht. Ein weiterer Vorteil von Köln ist die gute Anbindung, auch wenn das für EchtPost aktuell nicht wirklich relevant ist, aber sowohl das Ruhrgebiet als auch die Region Rhein-Main sind nur einen Katzensprung entfernt.

Was fehlt in Köln noch?
Bessere Fahrradwege, damit ich auf dem täglichen Arbeitsweg vom Kölner Norden in den Süden nicht bald “unter die Räder” gerate.

Zum Schluss hast Du einen Wunsch frei: Was wünschst Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Die bürokratischen Hürden bei der Gründung eines Unternehmens sind immer noch zu hoch, aber das ist in anderen Städten vermutlich genauso wie in Köln. Wie viel Zeit wir zu Beginn mit Notar, Gewerbeanmeldung oder einfach der Eröffnung eines Geschäftskontos verbracht haben, ist geradezu absurd.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.