#Zahlencheck

Bilanzverlust: 36,9 Millionen. Der Weg aus dieser millionenschweren Krise war hart, richtig hart

2016 war ein hartes Jahr für Movinga. Inzwischen ist diese Krise vergessen. Wie schwer diese Krise tatsächlich war, zeigt ein Blick in den gerade veröffentlichten Jahresabschluss für 2016. Dort ist ein Bilanzverlust in Höhe von 36,9 Millionen Euro verbucht.
Bilanzverlust: 36,9 Millionen. Der Weg aus dieser millionenschweren Krise war hart, richtig hart
Montag, 27. August 2018VonAlexander Hüsing

Vor zwei Jahren stand das gehypte Berliner Startup Movinga vor dem Aus. Sogar die Staatsanwaltschaft ermittelt zeitweise gegen die Plattform zur Vermittlung von Umzugsunternehmen. Nicht nur die Movinga-Gründer mussten das Startup kurz darauf – auf Druck der Investoren – verlassen, sondern auch zahlreiche Mitarbeiter. Die Investoren ließen das Startup aber nicht komplett fallen. Wohl auch, um nicht das Gesicht zu verlieren.

Immerhin waren zuvor rund 25 Millionen in Movinga geflossen. 5 Millionen als Wandeldarlehen – im August 2016 verbürgt – sollten die Jungfirma wieder aus der Krise führen. Wie schwer diese Krise tatsächlich war, zeigt ein Blick in den gerade veröffentlichten Jahresabschluss für 2016. Dort ist ein Bilanzverlust in Höhe von 36,9 Millionen Euro verbucht. Die kleine Kapitalgesellschaft weist dabei einen nicht gedeckten Fehlbetrag in Höhe von 11,1 Millionen Euro auf. Die Verbindlichkeiten betrugen knapp 16 Millionen Euro.

Für andere Unternehmen hätten solchen Zahlen – ohne Zweifel – das Aus bedeutet. Die Investoren aber retteten Moviga mit einigen Wandelanleihen: “Die Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern betrugen zum Bilanzstichtag EUR 11.607.629,58 und resultieren im Wesentlichen aus der Zeichnung mehrerer Wandelanleihen mit einem Gesamtvolumen von EUR 11.340.005,00 zzgl. Zinsen”. Es folgte eine große Umstrukturierung bei Movinga. Knapp ein Jahr später war Movinga dann tatsächlich gerettet. Das neue Movinga-Team rund um Finn Hänsel leistete somit einen ganz besonderen Kraftakt. Santo Venture Capital sowie die Altinvestoren Earlybird und Rocket Internet investierten im Oktober 2017 beachtliche 22 Millionen Euro in den Umzugsvermittler.

Anders als erwartet schlitterte dann auch nicht Movinga in die Insolvenz, sondern der Wettbewerber Move24. Einen Jahresabschluss für den gescheiterten Movinga-Konkurrenten gibt es für 2016 leider nicht. Im Jahresabschluss 2015 ist auch nur ein Jahresfehlbetrag in Höhe von 1,6 Millionen Euro verzeichnet. Am Ende machte dann doch Movinga das Rennen. Auch, weil das Move24-Team zu sehr auf die Pleite des Wettbewerbers setzte. Etwa indem die Move24-Macher einen teuren Lead-Vertrag mit der Scout24-Gruppe abschlossen. Der Schuss ging gewaltig nach hinten los.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016
* Auf der Grundlage der Cashflow Planung unter Berücksichtigung von geplanten, laufenden und bereits abgeschlossenen Finanzierungsverhandlungen geht die Geschäftsführung davon aus, dass der Fortbestand der Gesellschaft für die nächsten 12 Monate nach dem Bilanzstichtag gesichert ist.
* Sämtliche Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung belaufen sich zum 31.12.2016 auf EUR 2.990.375,19 und besitzen eine Restlaufzeit von bis zu einem Jahr.
* Die Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern betrugen zum Bilanzstichtag EUR 11.607.629,58 und resultieren im Wesentlichen aus der Zeichnung mehrerer Wandelanleihen mit einem Gesamtvolumen von EUR 11.340.005,00 zzgl. Zinsen.
* Die Gesellschaft hat am 12.09.2015 einen Kooperationsvertrag über die garantierte Abnahme von Umzugsanfragen abgeschlossen. Dieser Vertrag wurde zum 31.03.2017 gekündigt. Nach dem Bilanzstichtag sind aus diesem Vertrag Verbindlichkeiten in Höhe von EUR 513.939,94 entstanden.

Movinga im Zahlencheck

2016: 36,9 Millionen Euro (Bilanzverlust)
2015: 6,1 Millionen Euro (Bilanzverlust)

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.