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“Resozialisierung für einen Corporate-Job ist aussichtslos”

"Allein in Deutschland gibt es rund 375 KMUs, mit einem jährlichen Geschäftsreisevolumen von 42 Milliarden Euro. Über 70 % davon nutzen bis heute keinerlei Tool Hier setzen wir an und bieten eine SaaS-Lösung, die alle Bereiche der Geschäftsreise", sagt Veit Blumschein von Lanes & Planes.
“Resozialisierung für einen Corporate-Job ist aussichtslos”
Samstag, 9. Juni 2018VonAlexander Hüsing

Veit Blumschein und Daniel Nolte, die schon fromAtoB aus der Taufe gehoben haben, starten mit dem Travel-Startup Lanes & Planes, früher als TripClick Pro bekannt, wieder durch. Connect Ventures, die Flixbus-Gründer und Business Angels wie Andy Goldstein und Thomas Döring investierten kürzlich eine siebenstellige Summe in die Jungfirma.

“Jeder, der geschäftlich unterwegs ist, weiß wie nervig die Buchung und Abrechnung von Geschäftsreisen ist. Da stellten wir uns schnell die Frage, wieso es so viele gute B2C-Lösungen, aber bisher keine, die den besonderen Ansprüchen von Geschäftsreisen in der gleichen einfachen Bedienbarkeit aber mit B2B-Qualität nachkommt”, sagt Blumschein zum Konzept von Lanes & Planes. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Blumschein das Konzept hinter Lanes & Planes einmal ganz genau vor.

Mit Lanes & Planes gründet ihr nach fromAtoB erneut ein Startup. Was reizt euch, wieder ein Unternehmen aufzubauen?
Nach zehn Jahren Unternehmertum ist jegliche Resozialisierung für einen regulären Corporate-Job ohnehin aussichtslos, das haben wir gar nicht erst probiert.

Und warum zieht ihr mit Lanes & Planes wieder ein Travel-Startup?
Viele Zweitgründer können zwar von ihrem Erfahrungsschatz des ersten Start-ups was Organisation, Investoren, etc. angeht sehr profitieren, aber dann in der Regel einem komplett anderen Produkt- bzw. Markt-Umfeld. Für uns war das schon ein riesiger Glücksfall, diese Opportunität erkannt zu haben, gleichzeitig auch noch unsere Erfahrung und Netzwerk aus diesen Bereichen einbringen zu können.

Welches Problem wollt Ihr mit Lanes & Planes lösen?
Allein in Deutschland gibt es rund 375 KMUs, mit einem jährlichen Geschäftsreisevolumen von 42 Milliarden Euro. Über 70 % davon nutzen bis heute keinerlei Tool oder sonstige einheitliche Lösung. Hier setzen wir an und bieten eine SaaS-Lösung, die alle Bereiche der Geschäftsreise von der Buchung bis zur Buchhaltung voll digital abbildet, wodurch bis zu 30 % der direkten und indirekten Reisekosten eingespart werden.

Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet Lanes & Planes ein Erfolg?
Wir profitieren von der seltenen Kombination der Chancen eines riesigen Marktes ohne jegliche digitale Disruption bisher, mit den stärken eines Teams, das fünf Jahrzehnte technologisches Domänewissen mitbringt.

Wer sind eure Konkurrenten?
Es gibt einerseits Wettbewerber, die mit Agenten und Chatbots arbeiten und damit versuchen lediglich die Kommunikation zwischen Geschäftsreisendem und Reisebüro zu digitalisieren, während die eigentliche Leistungserbringung der Recherche, Interaktion, Buchung, etc. aber manuell bleibt. Als direkte Konkurrenten wäre da beispielweise Travelperk aus Barcelona, die jedoch mit ihrem internationalen und breiten Ansatz nur bedingt auf die administrativen Anforderungen von Rechnungslegung und Reisekostenabrechnung deutscher Unternehmen eingehen. Aber wie eingangs schon erwähnt, haben wir es hauptsächlich mit indirektem Wettbewerb zu tun. Da die Reisenden in Unternehmen oftmals buchen wie sie es als Konsumenten gewohnt sind: Suchen auf Kayak, Buchen auf Expedia, zahlen mit der privaten Kreditkarte, dann muss eine Reisekostenabrechnung in XLS ausgefüllt und mit den physischen Belegen eingereicht werden. Zum Schluss sind alle Unzufrieden; der Buchhalter, weil auf den Belegen nicht die Firmenadresse steht und der Mehrwertsteuer-Ausweis fehlt, der Reisende, weil er ewig auf die Rückerstattung warten muss und der CFO, weil er keine Transparenz über die Kosten hat.

Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Nicht wie im Reisebereich üblich, durch Vermittlungsprovision der Leistungserbringer. Denn anders als unsere Konkurrenz oder im B2C, geben wir die Einkaufspreise an unsere Kunden weiter, wodurch die vermittelten Reiseleistungen in der Regel sehr viel günstiger sind, da wir die Philosophie vertreten: der Kunde bezahlt uns, damit hat er das Recht Reisealternativen so transparent präsentiert zu bekommen, dass er sich keine Sorgen machen muss, ob die Ergebnisse nicht von der Provisionshöhe bspw. des Hotels abhängig sind. Als SaaS-Geschäft haben wir stattdessen eine sehr einfache Preisgestaltung: geringe fixe plus volumenabhängige variable Gebühr.

Zum Abschluss noch eine Frage zu euer ehemaligen Gründung fromAtoB, wo ihr schon länger keine aktive Rolle mehr hattet: Kürzlich schlitterte das Satrtup in die Insolvenz und wurde dann von Tank & Rast übernommen. Wie habt ihr dies wahrgenommen?
Schön ist natürlich anders, wenn das mit deinem ehemaligen Baby passiert. Letztendlich muss man als Unternehmer aber hartnäckiger Optimist sein, denn ohne die Erfahrung der letzten zehn Jahre wäre es uns mit Sicherheit nicht gelungen, ein so komplexes Produkt in so kurzer Zeit auf so stabile Beine zu stellen, wie nun mit Lanes & Planes.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.