15 Fragen an Roman Bleichenbacher

“Glaubt an eure Idee, aber seid offen für Veränderung”

"Weil CodeCheck eine ziemlich einzigartige Idee und wir thematisch so breit aufgestellt sind, funktioniert PR für uns gut. Im letzten Jahr haben wir beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland eine große Untersuchung zum Thema Mikroplastik gemacht", sagt Gründer Roman Bleichenbacher.
“Glaubt an eure Idee, aber seid offen für Veränderung”
Freitag, 15. Dezember 2017VonAlexander Hüsing

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Roman Bleichenbacher, Gründer von CodeCheck. Der Schweizer Technologiefonds sowie die Altgesellschafter Polytech Ecosystem Ventures und MGO Digital Ventures investierten kürzlich 1,3 Millionen Franken in die Schweizer App für den gesunden Einkauf.

Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Für mich bedeutet es, etwas zu machen, was die Welt ein wenig verändert und verbessert. Mit CodeCheck sorgen wir für mehr Transparenz im Konsumgütermarkt. Die wenigsten wissen z. B., dass in jedem zweiten Supermarkt Produkt Palmöl steckt.

Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Die Idee für CodeCheck kam mir beim Kauf einer unreifen Mango auf einem Markt auf Kuba. Jeder Einheimische wusste, dass die Frucht noch nicht genießbar ist. Ich als Tourist hatte keine Ahnung. Damals hab ich angefangen mich zu fragen, nach welchen Kriterien wir in Europa eigentlich unsere Kaufentscheidungen treffen.

Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?
Erste Kapitalgeber waren unter anderem Myke Näf und Paul Sevinç, die beiden Gründer von Doodle, aber auch die Innovationsstiftung der Schwyzer Kantonalbank und B-to-V. Momentan unterstützt uns auch der Schweizer Technologiefonds, der Darlehen an Projekte vergibt, die nachhaltig zur Verminderung von Treibhausgasemissionen beitragen. Mit dem Geld planen wir derzeit ein neues CO2-Feature.

Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Die Idee für CodeCheck hatte ich bereits während meiner Diplomarbeit im Jahr 2001: Auf einer Plattform sollten User Produktdaten von Lebensmitteln und Kosmetika selbst sammeln. Diese würden dann durch unabhängige Experten bewertet werden. Von meinen Professoren glaubte damals niemand daran. dass die Nutzer die Produktinfos selbst in die Datenbank eintragen würden. Das war übrigens das gleiche Jahr, in dem auch Wikipedia gegründet wurde. Ich habe trotzdem an die Idee geglaubt und heute ist CodeCheck mit 38 Millionen Produkten die größte Produktdatenbank Europas. Daher war das damals eher eine Herausforderung, als ein Stolperstein.

Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde mich noch früher connecten und den Kontakt zu Menschen suchen, die sich bestens in ihren Gebieten und Märkten auskennen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Weil CodeCheck eine ziemlich einzigartige Idee und wir thematisch so breit aufgestellt sind, funktioniert PR für uns gut. Im letzten Jahr haben wir beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland eine große Untersuchung zum Thema Mikroplastik gemacht. Über die Daten in unserer Datenbank konnten wir konkret zeigen, in welchen Kosmetikprodukten welche Art von Mikroplastik steckt. Und das obwohl viele Hersteller versprochen hatten, den Stoff nicht mehr zu verwenden. Die Untersuchung wurde in diversen Medien aufgegriffen – und schlägt bis heute große Wellen.

Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein Bruder und die CodeCheck-Community.

Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Glaubt an eure Idee, aber seid offen für Wachstum und Veränderung. Dass meine Professoren damals nicht so richtig von meinem Projekt überzeugt waren, hat mir geholfen. Am Ende musste ich die Entscheidung selbst treffen, was ich von diesem Feedback annehmen will und was nicht. Aber ich bin flexibel geblieben ohne dabei das “Big Picture” aus den Augen zu verlieren.

Du triffst die Bundeswirtschaftsministerin – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Ahnlich wie in Deutschland würde ich auch für die Schweiz gerne eine Reduzierung von bürokratischen Hürden für junge Gründer sehen. Und mehr Unterstützung von Ideen mit sozialem oder umweltrelevanten Fokus.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hättest?
Ich würde auf jeden Fall auf eine andere Weise versuchen, etwas Neues und Innovatives in die Welt zu setzen.

Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschen spielen?
Die sind zwar weder deutsch, noch ein Startup, aber ich würde gerne Mal bei Google Mäuschen spielen und sehen, wie weit sie bereits mit AI sind .

Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
Da würde ich mir gern eine vergangene Hochkultur anschauen und zu den Ägyptern reisen, oder den Römern.

Du hast eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Ich würde das Geld in vielversprechende innovative, soziale und nachhaltige Startups investieren.

Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Draussen in der Natur in der Schweiz. Zusammen mit meiner Familie und möglichst offline.

Mit wem würdest Du gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ai Weiwei, weil mir seine Arbeiten gefallen.

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Foto (oben): CodeCheck

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.