Interview

Vom Anzeigendienst zum stylischen Männertraum

"Wir bedienen mit den Classic Lifestyle-Liebhabern eine stark wachsende und kaufkräftige Zielgruppe. Wir sind von Anfang an international und englischsprachig gewesen und haben uns nicht am deutschen Markt orientiert", sagt Kay Hafner von collectorscarworld.
Vom Anzeigendienst zum stylischen Männertraum
Mittwoch, 6. Dezember 2017VonAlexander Hüsing

Bei collectorscarworld dürften die Herzen von ganz vielen Männern höher schlagen. Die Essener Plattform bietet neben einem Marktplatz für klassische Automobile auch News rund um das Thema. Vom reinen Anzeigendienst wandelte sich das Start-up dabei in den vergangenen Jahren zum multimedialen Magazin. Die Fahrzeugwelt, zu der unter dem Dach der Classic Lifestyle Media Group inzwischen auch Glorious Motorcycles, VintageStyle und The Beach Mag gehören, wurde von Kay Hafner ins Leben gerufen.

Rund zwei Millionen Zeitgenossen erreichen die bunten Magazine – über alle Kanäle – derzeit pro Monat. Im Interview mit deutsche-startups.de blickt Gründer Hafner auf die Höhen und Tiefen der vergangenen Jahre.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Dein Start-up erklären?
Der ganze tägliche Kram frisst einen oft auf. Man will ausbrechen und träumt – zumindest wenn man in der Männerzielgruppe ist – von einer schönen Tour in einem Oldtimer , einer alten Lederjacke oder speckigen Boots, einer Strandbude mit coolen Drinks und guten Freunden oder dem wilden Ritt auf einem Kult-Motorrad , der Sonne entgegen. Wir liefern diese Träume und jeden Tag die besten Geschichten dazu, aus aller Welt.

Hat sich Euer Konzept, Eurer Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren verändert?
Erst hatten wir nur klassische Automobile und langweilige Anzeigen. Dann kamen alte und neue, handgemachte Klassiker und Vintage-Sachen dazu. Dann kam die witzige, boomende und extrem intensive Motorrad- Community mit einem Schwerpunkt auf Custom-Bikes und Vintage-Motorrädern. Und dann haben wir den Beach-Lifestyle mit allen dazugehörigen Themen als Abrundung eingeführt. Aber die grösste Veränderung war die Hinwendung zu bildstarken, spannenden Artikeln , die unter die Haut gehen und die man gerne liest. Und natürlich ein Mix von Beiträgen über Menschen, Events, klassische Produkte und starke Photos und Videos, wie man es nicht so oft findet.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir hatten einen Vintage-Shop, der überhaupt nicht lief. Zu viele Retouren, zu häufige Produktwechsel und einfach zuviel Abwicklungsstress. Wir hatten am Anfang nur einfallslose Autoanzeigen. Wir sind journalistischer geworden und haben unsere Seiten zu echten Magazinen mit Content entwickelt. Die Kunden honorieren das und wollen zunehmend das wir die coolen Geschichten schreiben, photographieren oder filmen. Wir hatten am Anfang zuwenig eigene Stories und haben das Thema Social Media völlig unterschätzt. Jetzt haben wir etwa 500.000 Follower über alle vier Magazine und eine gute Interaktion zur Community der Classic-Lifestyle-Anhänger. Neulich haben wir in nur vier Tagen mit einem kleinen, spontanen Video von einer Jaguar Land Rover Tour über 1,1 Millionen „classic car nuts“ erreicht.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir bedienen mit den Classic Lifestyle-Liebhabern eine stark wachsende und kaufkräftige Zielgruppe. Wir sind von Anfang an international und englischsprachig gewesen und haben uns nicht am deutschen Markt orientiert. Wir haben ein ausgefallenes Mix an aktuellen und schrägen Geschichten, in denen vor allem Menschen und ihre Träume im Mittelpunkt stehen. Für eine gute Story fahren wir überall hin und viele namhafte Hersteller, Marken und Kunden schätzen offenbar, das wir in einem kleinen Team mit grosser Begeisterung und immer unter Volldampf dabei sind. Wir planen auch noch weitere Magazine, sind offen für Investoren für ein schnelleres Wachstum und wollen natürlich den eigenen Content noch weiter ausbauen.

In unserem Themenschwerpunkt Ruhrgebiet beschäftigen wir uns – in  Zusammenarbeit mit dem ruhr:Hub, dem Netzwerk der Digitalen Wirtschaft im Ruhrgebiet, ausgiebig mit Start-ups im schönen Revier.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.