15 Fragen an Claudia Nagel

“Rückschläge nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen”

"Ich wünsche mir, dass viel mehr Frauen bei den aktuellen Digitalisierungsthemen dabei sind, das gilt auch für Gründungen von Tech-Unternehmen. Diversität finde ich wichtig und diese sollte stärker vorangebracht werden", sagt Claudia Nagel von Kiwi.
“Rückschläge nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen”
Freitag, 13. Oktober 2017VonAlexander Hüsing

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Claudia Nagel, Mitgründerin von Kiwi, einem schlüssellosen Türzugangssystem. 2012 gründete Nagel das Berliner Start-up – gemeinsam mit Christian Bogatu. Über 55.000 Wohneinheiten sind bereits bei Kiwi an Bord. Unter anderem die Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen, auch an Kiwi beteiligt, setzt massiv auf das junge Unternehmen.

Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
In einem Team zu arbeiten ist mir persönlich am wichtigsten. Ich definiere mich selbst nicht über Führung oder Chefin sein, eher über meine und die Kompetenzen meines Teams. Als Chefin kann ich meine Visionen für Veränderungen weitergeben, das bedeutet mir viel.

Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
2007 stand ich bei strömenden Regen, ein schreiendes Baby auf den einen Arm und der Einkaufstüte in der anderen Hand vor meiner Haustür. Verzweifelt habe Ich den Haustürschlüssel gesucht. Dank KIWI passiert das heute immer weniger Menschen.

Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Für mich war es immer wichtig, als Team zu gründen. Daher war zunächst eine große Herausforderung, die richtigen Mitgründer zu finden, was mir dann zum Glück mit Christian Bogatu und Peter Dietrich gelungen ist. Als Gründer sind wir extrem verschieden auch mit verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten und Qualifikationen. Das hat uns sehr geholfen.

Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Bezogen auf die Gründungsphase gibt es da nichts. Es war eine tolle spannende Zeit auf die ich gerne zurückblicke.

Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein Mann und das war auch extrem wichtig, denn es ist mir wirklich schwer gefallen, meinen Job bei McKinsey, den ich sehr geliebt habe, aufzugeben. Andere Mitglieder meiner Familie sahen das eher kritisch als Mutter von drei damals noch kleinen Kindern ein Angestelltenverhältnis aufzugeben und ins Risiko zu gehen.

Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Es ist wichtig, sich Rückschläge nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Eine Gründung ist kein Sprint sondern ein Marathon. Daher ist es extrem wichtig, nicht aus der Puste zu kommen.

Du triffst die Bundeswirtschaftsministerin – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Ich wünsche mir, dass viel mehr Frauen bei den aktuellen Digitalisierungsthemen dabei sind, das gilt auch für Gründungen von Tech-Unternehmen. Diversität finde ich wichtig und diese sollte stärker vorangebracht werden.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hättest?
Wahrscheinlich wäre ich noch immer in der Beratung. Allerdings treibt mich das Thema Gründung schon länger um. KIWI war nicht das erste Unternehmen, welches ich gegründet habe und wird wohl nicht das letzte sein.

Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschenspielen?
Es gibt viele interessante Startups mit innovativen Ideen. Wir tauschen uns regelmäßig mit den verschiedensten von diesen aus, eine Win-win-Situation für alle.

Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
In das Jahr 2100 – laut Jürgen Schmidhuber wird die künstliche Intelligenz bereits um das Jahr 2050 die menschliche Intelligenz übersteigen. Mich interessiert daher brennend, wie unsere Welt zum Ende dieses Jahrhunderts aussehen wird.

Du hast eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Durch Investments in junge Start-ups mit gender-divers Teams im Tech Bereich eine zweite Millionen hinzuverdienen. Aber auch einen Fond oder Company Builder aufzusetzen würde mich reizen.

Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Am, im, auf oder unter Wasser. Ich liebe alle Wassersportarten, sitze aber auch gern einfach am See oder Meer und genieße den beruhigenden Ausblick. Das Wetter ist dabei eigentlich egal – auch Schlittschuhlaufen auf einem gefrorenen See gehört dazu.

Mit wem würdest Du gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Unbedingt eher ein Glas Wein – das fördert gute Gespräche. Eine schwere Frage. Es gibt viele spannende Persönlichkeiten. Bezogen auf die Vergangenheit hätte ich unheimlich gern Marie Curie und Marlene Dietrich kennengelernt.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.