Guido Rasch im Interview

Ein Sologründer, der bereits Wiederholungstäter ist

"Manchmal wünscht man sich schon, dass sich diese Menge an Arbeit auf ein oder mehrere Partner verteilen könnte", sagt Sologrüner Guido Rasch von camigo. Die Branchen-App richtet sich an Camper und hilft bei der Campingplatz- und Stellplatzsuche und Routenplanung.
Ein Sologründer, der bereits Wiederholungstäter ist
Dienstag, 8. August 2017VonChristina Cassala

In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen. Im Sologründer-Interview mit deutsche-startups.de spricht Guido Rasch, Gründer der Camping-App camigo, über Durchhaltevermögen, Entwicklerstunde und Wiederholungstäter.

Was ist die größte Herausforderung, der sich Sologründer stellen müssen?
Es sind die kleinen und großen Steine, die auf dem Weg von der Gründung zum Erfolg liegen und die allesamt beiseite geräumt werden müssen. Das Durchhaltevermögen und die Ausdauer hierfür halte ich für eine der größten Herausforderungen.

Blicken wir einmal auf die positive Seite: Was ist der größte Vorteil, den Sologründer haben?
Als größten Vorteil sehe ich, dass ich natürlich meine Ideen zum Produkt aber auch zur Vermarktung zu 100 % nach meinen Vorstellungen umsetzen kann.

Jetzt ein Blick auf die negative Seite: Was ist der größte Nachteil, den Sologründer haben?
Jeder, der alleine ein Start-up gegründet hat, kann bestimmt ein Lied davon singen, was alles an Themen und ToDos auf einen zukommt. Manchmal wünscht man sich schon, dass sich diese Menge an Arbeit auf ein oder mehrere Partner verteilen könnte. Der allergrößte Nachteil ist für mich das Risiko, dass Meinungen eines Partners oder Teams im Laufe der Zeit Gefahr laufen, zu weit auseinanderzugehen. Das geht dann auf Dauer meistens zu Lasten der Company.

Sind Ihnen Fehler unterlaufen, die bei einer Teamgründung vermutlich nicht passiert wären?
Es gibt inzwischen einige Experten, die sagen, dass ein Produkt auch entwicklungstechnisch am Besten mit dem Kunden bzw. User gemeinsam finalisiert bzw. weiterentwickelt werden sollte. In meinem Fall sehe ich das teilweise so. Da die Entwicklung von camigo sehr aufwändig war bzw. ist und auch einige Zeit in Anspruch genommen hat, haben sich in dieser Zeit einige, auch konzeptionelle Veränderungen ergeben. Ob man dies innerhalb eines Teams hätte vermeiden können ist im Nachhinein schwierig zu sagen. Eventuell hat es so die ein oder andere Entwicklerstunde mehr verschlungen, im Ergebnis sehe ich es aber tendenziell eher besser.

Gibt es Tools und Services, die Ihnen die Arbeit erleichtern?
Natürlich setzen wir einige Tools ein. Es geht gar nicht ohne. Mit der externen Entwicklung arbeiten wir mit Jira, intern liebe ich Asana. CRM-technisch haben wir einige Angebote geprüft, hängen geblieben sind wir bei Hubspot. Für das Translation-Management setzen wir poeditor ein.

Würden Sie wieder ein Unternehmen alleine gründen?
Ganz klar: Ja! Ich bin ja bereits Wiederholungstäter, camigo ist mein zweites Start-up. Das erste Start-up, der Fahrzeug-Marktplatz caraworld.de, habe ich vor drei Jahren vekauft.

Welchen Tipp geben Sie anderen Sologründern mit auf den Weg?
Durchhalten und kämpfen. Und sich immer wieder aufs Neue selbst motivieren. Wer das nicht kann, tut sich als Sologründer keinen Gefallen.

Aus unserem Themenschwerpunkt Sologründer: “So finden Solopreneure das passende Geschäftsmodell“, “Einzelgründer sind keine schlechten Teamplayer” und “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“.

ds-soloBuchtipp für Sologründer: Ausführliche Informationen über das große Thema Solopreneurship (in all seinen Facetten) bietet das gelungene und lehrreiche Buch Solopreneur: Alleine schneller am Ziel von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg, das als Buch und EBook zur Verfüfung steht. Hier ein Auszug: “Lieber solo gründen? Drei Mythen rund um Teams“.

Kennen Sie schon unseren #StartupTicker? Der #StartupTicker berichtet tagtäglich blitzschnell über die deutsche Start-up-Szene. Schneller geht nicht!

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.