15 Fragen an Moritz ten Eikelder

“Für Unternehmen ist es schwierig, ein Büro zu finden”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Moritz ten Eikelder von optionspace.
“Für Unternehmen ist es schwierig, ein Büro zu finden”
Freitag, 16. Juni 2017VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Mehr Verantwortung aber vor allem auch ein größeres Maß an Selbstbestimmung. Natürlich kann man sich die Themen und Termine nicht völlig frei aussuchen – vor allem dann nicht, wenn man Kunden und Investoren hat. Im Angestelltenverhältnis ist man doch in der ein oder anderen Situation ein Stück weit fremdgesteuert – das hat mich immer gestört.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Meine Co-Founder Johannes & Simon und ich sprechen seit vielen Jahren über eine gemeinsame Gründung und wir haben uns diverse Märkte und Modelle angeschaut. Auf die Idee für optionspace kamen wir, als wir im persönlichen Umfeld miterlebt haben, wie schwierig es für Unternehmen ist, ein Büro zu finden, da die Mietvertragslaufzeit in der Regel deutlich länger ist als der Planungshorizont des Unternehmens. Das wollen wir ändern.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben im März eine Seed Runde abgeschlossen – neben Angels aus der Immobilien- und Tech-Branche haben Vito One und MAKERS investiert.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Die ganz großen Stolpersteine gab es zum Glück nicht. Aber natürlich gab es auch bei uns die Momente, in denen wir Zweifel hatten – v.a. in der ganz frühen Phase. Da konnte es schonmal vorkommen, dass das Produkt bei der Demo komplett versagt hat, oder wir mit Mühe und Not einige wenige Vermieter pro Woche gewinnen konnten, weil die Plattform noch lange nicht so weit war, dass die Objekte auch auffindbar waren. Das gehört glücklicherweise der Vergangenheit an.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Rückblickend hätten wir vermutlich noch früher launchen können. Klar hat man als Gründer vor Go-Live häufig ein bisschen Zweifel, ob das Produkt komplett reibungslos funktioniert, und man versucht, noch das ein oder andere Feature unterzubringen. Welche Features wie wichtig sind und welche Annahmen korrekt waren, erfährt man aber erst, wenn man live ist. Heute würden wir uns freuen, wenn wir früher gestartet wären und über ein paar Wochen mehr Marktdaten verfügen würden.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Als Marktplatz haben wir zwei Arten von Kunden – Mieter und Vermieter. Welche Marketing- oder Saleskanäle wir nutzen, hängt vor allem davon ab, welche dieser Kundengruppen wir adressieren. Auf Vermieterseite ist der primäre Kanal Direct Sales, auf Mieterseite ist zum aktuellen Zeitpunkt Online Marketing einer der wesentlichen Kanäle.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Das auf eine Person zu reduzieren, ist schwierig. Wir haben generell sehr viel Unterstützung von Freunden und Bekannten aus dem Immobilien- und Tech-Umfeld erhalten, die wir in den Monaten um die Gründung wahrscheinlich im Wochenrhythmus mit Fragen zur Real Estate Branche, Bitten um Intros oder Produkttests “belästigt” haben.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Einfach mal machen! Ich habe viele Freunde und Bekannte, die davon sprechen, gründen zu wollen. In vielen Fällen ist das bisher nicht geschehen, da diejenigen Zweifel daran haben, ob ihre Idee gut genug ist. Man sollte sich natürlich nicht blind in eine Gründung stürzen, aber irgendwann muss man einfach loslegen – viele Dinge werden dann auf dem weiteren Weg klarer und fügen sich.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde mich freuen, wenn die Rahmenbedingungen in den ersten 1-2 Jahren nach Gründung erleichtert würden. Ich glaube, dass viele gute Ideen gar nicht erst umgesetzt werden, weil bspw. die Erfordernis einer notariellen Beglaubigung auch bei kleinsten Änderungen, die die Entity betreffen, oder Buchführungspflichten und damit verbundene Kosten für potentielle Gründer abschreckend sein können – insbesondere dann, wenn man keinen Business Background hat.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich habe vor der Gründung zuletzt bei Helpling gearbeitet – da wäre ich vermutlich immer noch.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
EyeEm – ich würde gerne mehr über AI und Machine Learning erfahren.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
5 Jahre in die Zukunft – ich will natürlich genau wissen, wo die Entwicklung des Office Space Markts hingeht.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde einen kleinen Teil davon für eine große Reise zur Seite legen. Den Rest des Geldes würde ich in optionspace investieren und für kleinere Angel Investments nutzen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Am liebsten mit meiner Freundin, engen Freunden und ausreichend Zeit für Sport.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Lukas Podolski – ich bin leidenschaftlicher Fan des 1. FC Köln.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Moritz ten Eikelder studierte Ökonomie und Politikwissenschaften in Sankt Gallen und London. Danach arbeitete er zunächst für Unternehmen wie Roland Berger und BCG, ehe er Startup Luft bei Helpling schnupperte. Er war Mitgründer von deineBewerbung.de. Optionspace ging 2016 an den Start.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.